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Gerhard Brose stellt fest, dass es im Schwäbischen mehrere Formen für das Zahlwort "zwei" gibt.

Aus Stuttgart schreibt Leser Gerhard Brose: Im Schwäbischen gibt es verschiedene Formen für das Zahlwort "zwei". Soweit mir bekannt ist, sind dies aber nicht in erster Linie regionale Unterschiede, sondern geschlechtsspezifische Formen, also "zwee Manna, zwui Weiber ond zwoi Kender". Lässt sich dies bestätigen?

Schauen wir uns die Zahlwörter "eins, zwei, drei" etymologisch an. Das Wort "eins" (aalthochdeutsch einasz) kommt im Schwäbischen je nach Region in drei Formen vor: õês, õãs, uis.

Die Zahl "Zwei" hat sowohl geschlechtsspezifische wie regionale Sprechweisen. Im maskulinen Geschlecht strahlt das althochdeutsche zwene, ab dem 13. Jahrhundert zu zwen verkürzt, mit der nasalen Aussprache zwêê bzw. zwêå bis in die heutige Zeit. Auch im Femininum wandelt das schwäbische "zwuå" auf den Spuren des althochdeutschen "zwo" bzw. des seit dem 12. Jahrhundert gesprochenen diphthongierten "zwuo" - das "o" dürfte dem in "zwuå" gesprochenen "å" entsprechen.

Im Neutrum wurde schon im Althochdeutschen "zwei" gesprochen, das aber im Schwäbischen regional bedingt verschiedene Sprechformen hat. In der größeren Osthälfte des Hauptgebietes sagen die Bewohner "zwòe", im westlichen Bereich, z. B. westlich von Tübingen, sagt man "zwòå". Selbstverständlich finden sich in den verschiedenen mundartlichen Bereichen auch nuancierte Abweichungen. Dazu gehört auch das an die deutsche Sprache angenäherte, halbmundartliche "zwae".

Das Zahlwort "drei" (althochdeutsch dri, drio, driu / mittelhochdeutsch dri, dri, driu) wird im Schwäbischen auf zwei Arten gesprochen: einerseits als "drei", wobei anzumerken ist, dass dieses "drei" im 12. Jahrhundert durch Diphthongierung des "dri" zu "drei" entstanden ist, andererseits als "drui", das sich aus der alten Form "driu" gebildet hat. Insofern ist "drei" die maskuline und feminine - heute auch neutrale - Form, während "drui" im Neutrum bis ins 15. Jahrhundert gesprochen wurde, bei uns im Schwäbischen jedoch geschlechtsübergreifend bis heute noch verwendet wird: Druikênig, drui Weibr, drui Kêndr.

Und hier noch die übrigen Zahlen bis zwölf auf Schwäbisch: viår, fãêf / fênf / fêmpf, seks, siebå, äächt / aacht, nãê, zêå, älf / ìlf, zwelf.

Unser schwäbischer Spruch des Tages lautet: "Liaber heimlich gscheit als o'heimlich domm."