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In Gechingen fiel Leser Gottfried Quinzler aus Sindelfingen das Wort "Kehnert" auf.

"Aufgewachsen bin ich in den Berglen, kam aber in meiner Kindheit und Jugendzeit oft nach Gechingen, Kreis Calw, weil dort meines Vaters Heimat und Verwandtschaft war", so schreibt Leser Gottfried Quinzler aus Sindelfingen. In Gechingen fiel ihm das Wort "Kehnert" (Dachrinnenabfallrohr) auf, von dem er gerne die Herkunft erfahren würde.

Das schwäbische Wort KhênÚr oder mit verkürzter Sprechweise Khênr ist in der deutschen Sprache nicht vorhanden. Dies ist aber nicht darauf zurückzuführen, dass es im Deutschen kein entsprechendes Wort gibt, sondern eher auf einen eigenen sprachlichen Werdegang unseres Khênrs. Doch schauen wir uns zuerst den Stammbaum an. Normalerweise gibt es im "Deutschen Wörterbuch" der Brüder Grimm direkte Hinweise auf die zu suchenden Begriffe. In diesem Fall ist es jedoch nicht so. Erst auf dem Umweg über "Känner" findet man die Spur zu "Känel". Hier wird folgende Beschreibung gegeben: "hölziner känel dardurch das wasser flüszt." Das Wort Känel geht, wie manche Leser vermuten, auf das lateinische Wort canalis zurück. Es bedeutet "Röhre, Rinne, Kanal". Daraus entwickelten sich neben Känel unter anderem auch "Kännel", "Kandel" und auch "Känner", "Kenner". Im Wörterbuch heißt es dazu so schön: "alles formen in denen man dem früh eingeführten fremdworte deutschen leib gab."

Durch eine Umformung der Endung -el zu -er wurde aus "känel" das Wort "käner", das in Oberschwaben als Khännår, ansonsten als Khênr oder Khêånr mit einem nasalen ê benutzt wird. Damit meint man die Dachrinne, im Besonderen aber das Fallrohr. Nikolaus von Straßburg, ein angesehener Dominikaner des 14. Jahrhunderts, kannte schon den Begriff des Khênrs, denn er schrieb: "der bihter (Beichtvater) ist ein kener, durch den dasz sakrament fliuszet uf üns..."

Zu Khêånr gehört auch das Verb khêånårå in der Bedeutung "durch einen Kehner leiten" oder in dem Sinne, wie es ein Schwabe sagen kann: "Bei mir khêånårlåt-s heit mal wiedr saumäßig!" Und was meint er damit? Nichts anderes, als dass ihm der Schweiß aus allen Poren läuft.

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Willi Lösch aus Waldenbuch. Er schreibt: "Wenn sich einer beim Arbeiten dumm anstellte, gab es den Spruch: ,Der ischt z'domm zom Riaba rausropfa - ond wenn em 's Kraut end Hand gibsch."'

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