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Leser Peter Burzlaff und seine Familie kennen das Wort "Pfucha". Woher stammt es?

Leser Peter Burzlaff aus Stuttgart und seine Familie kennen das Wort "Pfucha", niemand jedoch aus dem Bekanntenkreis ist dieser Begriff schon einmal begegnet. So meint er, dass es von seinen Vorfahren stamme oder von der Gegend, in der diese gelebt haben, nämlich Heilbronn, Ellwangen, Adelmannsfelden. Mit "Pfucha", so schreibt er, sind jegliche Art von Hautproblemen gemeint.

Zuerst ist zu überprüfen, ob dieses Wort überhaupt existiert. Gleich bei der ersten Suche im Deutschen Wörterbuch gibt es eine Enttäuschung - das Wort ist nirgendwo aufzuspüren. Mehr Glück hat man allerdings im Schwäbischen Wörterbuch. Dort findet man "Pfuche, Pfuchse, Pfuchze" mit dem Vermerk "wohl stets Plural". Dies bedeutet, dass bei den angegebenen Begriffen jeweils ein "-n" als Endung anzufügen ist, so dass sich mit "Pfuchen" das schwäbische "Pfuchå" ergibt, das für "Geschwür; kleine Wunde oder Narbe" benutzt wird. "Pfuchzen" wird für "Geschwür; Gesichtsausschlag" verwendet. Eine weitere Anmerkung weist auf das im südlichen Bereich gebrauchte "Pfotze" hin, das "Pustel, Eiterbläschen" bedeutet.

Alle diese Wörter sind die oberdeutschen Formen für das niederdeutsche "Pocke/Poche", das heute in ganz Deutschland bekannt ist, jedoch erst im 16. Jahrhundert aus dem Niederdeutschen in das Hochdeutsche übernommen wurde und die alten, oben genannten Ausdrücke weitgehend verdrängt hat.

Ein Synonym zu "Pocke" ist "Blatter", ahd. "platara", mhd. "blater", im Schwäbischen als "Blòdr" bestens bekannt. Seine Grundbedeutung ist "Blase", was zunächst für die Harnblase der Menschen und Tiere gilt, dann jedoch für jede Blase, die sich unter der Haut entwickelt, also "Blòdårå ã de Fiåß, de Hêd, de Libbå" und wo auch immer. Sind es kleine Blasen nennt man sie "Blädrle", die als Luftblasen in Flüssigkeiten aufsteigen oder sich als Pusteln und Pocken am ganzen Leib bilden. Auch im Schwäbischen werden Pocken neuhochdeutsch "Blattern" genannt.

Ein weiteres sinnverwandtes Wort für solche Krankheiten ist "Urschlacht". Es ist die älteste deutsche Bezeichnung für Pocken. Als schwäbische "Urschlächdå/Durschlächdå" stehen diese Begriffe auch für Windpocken, Masern, Röteln , Impfpocken. Ob diese Wörter heute noch verwendet werden, darf bezweifelt werden.

Dass "Blòdr" auch ein vielgebrauchtes Schimpfwort ist, soll nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Unser schwäbischer Spruch des Tages kommt von Leser Fritz Ott aus Böblingen - er hat diesen Spruch nach eigenen Worten besonders gerne in seiner Zeit als Strafrichter benutzt. Er lautet: "Oh, wenn no älle so wäret wie i . . . (längere Pause!) sei sott." Er fügt hinzu: "Eine des Schwäbischen nicht mächtige Schöffin war sichtlich empört über meinen Hochmut. Sie hatte den nach der erforderlichen Pause von mir geäußerten Zusatz nicht verstanden. So isch's no halt au wieder."

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