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Als Kinder wurden wir sehr oft von den ledigen Geschwistern meiner Großmutter als ,Schlutt' betitelt.

"Als Kinder wurden wir sehr oft von den ledigen Geschwistern meiner Großmutter als ,Schlutt' betitelt. Ich empfand es damals wie heute als eine Beleidigung. Es wäre interessant für mich, die wahre Bedeutung dieses Wortes zu erfahren." Dies schreibt eine Leserin aus Heubach. Suchen wir also die Bedeutung.

In der Schreibweise "Schlutte", so erfährt man im Grimm'schen Wörterbuch, treffen Wörter von verschiedener Bedeutung und von meist dunklem Ursprunge zusammen. Der heutigen Schriftsprache sind sie sämtlich fremd. Immer wieder wird aber auf das Wort "Schlotte" hingewiesen. Schaut man bei diesem Begriff nach, dann wird erklärt, dass das mittelhochdeutsche "slate" in der Bedeutung Schilfrohr zu Schlòte bzw. Schlotte wird und daneben auch als Schlutte die Zwiebel bezeichnet: "entweder das röhrenartig geformte blatt, den schlauchartigen stengel, oder die ganze pflanze". Dies ist die erste Bedeutung im Schwäbischen.

In den oberdeutschen Mundarten bezeichnet Schlotte/Schlutte auch ein Kleidungsstück, und zwar einerseits "kurzes oberkleid mit ärmeln aus grober leinwand", andererseits auch "weites hemd, welches über ein anderes hemd angezogen kaum auf den halben leib geht, weiberoberrock mit weiten ärmeln". Zusätzlich wird angemerkt: "das wort steht in naher beziehung zu schlottern". Dieses Wort ist von der deutschen Sprache her bekannt: vor Angst schlottern die Knie, die zu weiten Kleider schlottern.

Schlotte/Schlutte wird auch der Schlamm genannt. Davon abgeleitet ist das Adjektiv "schluttig" in der Bedeutung von unreinlich, unordentlich. Bezogen auf die Menschen ist ein Schlutt eine unordentliche Mannsperson, ein Schlottich oder Schlottig ein liederlicher Herumstreicher und ungezogener Mensch und auf der weiblichen Seite eine Schlutt ein unordentliches, unsauberes, auch liederliches Weib, wie es in Fischers Schwäbischem Wörterbuch zu lesen ist.

Dem Wort Schlutt liegt also ein Bedeutungsmix zugrunde: Unsauberkeit wie im Schlamm einerseits, schlottrige Kleidung andererseits, was zusammen das Bild einer schlampigen Person ergibt.