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Zu den schönsten schwäbischen Wörtern gehört laut Uli Schelly das Wörtchen "fai".

Zu den schönsten schwäbischen Wörtern gehört nach Meinung von Leser Uli Schelly das Wörtchen "fai", und er bringt mit "Dess isch fai guat" gleich ein Beispiel dazu. Auch Leserin Elsbeth Langer findet das Wörtchen "fai" nett und einzigartig und nennt verschiedene Beispiele, u.a.: "Dess goht di fai nix a!" Ralph Greiner schreibt: "Des isch fai ganz schön fei."Und das Enkelkind von Leserin Lotte Hosch sagt auch schon: "Omi, das macht fei Spaß!" Alle vier fragen, was es mit diesem "fãê" auf sich hat.

Aus dem Sinn der bereits genannten Aussagen lässt sich entnehmen, dass dieses "fãê" kaum etwas mit dem Adjektiv "fein" zu tun haben dürfte. Dieses übliche "fein" ist ein Lehnwort aus dem Französischen, wo es "fin" heißt. Im Deutschen steht es für "zart, angenehm, hübsch, dünn gemahlen.. ." und beschreibt im Prinzip positive Eigenschaften. In der Aussage "Dess isch fãê ånn fãênr Kuåchå" teilt uns das Wort "fãênr" mit, dass der Kuchen recht wohlschmeckend ist, vom Wort "fãê" erfahren wir darüber nichts. Was "fãê" ausdrückt, ist eine allgemeine zusätzliche Hervorhebung der Güte dieses Kuchens.

Nehmen wir eine leicht veränderte Aussage: "Dess isch fãê ånn Kuåchå." Diese Bemerkung sagt nicht, dass dies ein feiner Kuchen ist, mittels "fãê" wird erklärt, dass es hier um einen Kuchen und nicht um eine Torte, ein Brot oder sonst was geht. Wir erkennen: "fãê" ist hier kein Adjektiv in der Bedeutung "fein", sondern grammatisch gesehen ein Adverb, das mit "fein" in der oben dargestellten Bedeutung nichts zu tun hat, sondern das nur deshalb in die Aussage aufgenommen wird, um nachdrücklich auf eine genannte Tatsache oder ein bestimmtes Wort hinzuweisen wie in der Aufforderung: "Etz geisch fãê å Ruå!"

Wie kann man "fãê" übersetzen? Im Schwäbischen Wörterbuch wird "wohl" genannt, aber mit dem Hinweis "meist ohne konkreten Inhalt". Oft passt auch "bloß". Anzumerken ist, dass bei Aufforderungen oder Befehlen sogar eine Drohung wie "Wage ja nicht, diesen Appell zu missachten!" mitschwingen kann; wie bei: "Dess lìsch fãê bleibå!" oder "Dass du fãê åmm Zêhne dåhõêm bisch!" Andererseits kann es auch im Sinne von "sogar" oder "noch dazu" verwendet sein wie bei "Äår hòt-s fãê (sogar) vrschbrochå ònd fãê (noch dazu) åm Sõnndig."

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Irene Schlaile aus Weissach im Tal. Sie schreibt: "Mein Vater gebrauchte ihn, wenn es etwas Leckeres gab, aber halt a bissle wenig davon: ,Des isch wie für 'n Ochs a Veigele."'

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