Nach über zehn Stunden Erleichterung bei Fortuna: Die Berufung der Berliner ist nicht haltbar.

Frankfurt/Main - Schlusspunkt oder Fortsetzung? Nach der Entscheidung des DFB-Bundesgerichts zum Düsseldorfer Skandalspiel kann Hertha BSC weitere juristische Mittel ausschöpfen.

Bei Fortuna Düsseldorf herrscht hingegen erst einmal Erleichterung. "Ich bin froh und glücklich über diese Entscheidung", sagte Finanzvorstand Paul Jäger nach der quälend langen Verhandlung in der Frankfurter DFB-Zentrale. "Von heute an fühle ich mich wie ein Bundesligist. Jetzt feiere ich im Bistro."

Wie lange die Glücksgefühle anhalten, ist allerdings ungewiss. Noch in der Nacht zum Samstag hielten sich die Verantwortlichen von Hertha BSC weitere juristische Schritte offen. Präsident Werner Gegenbauer kündigte für denselben Tag Beratungen an, ob unter Umständen das Ständige Schiedsgericht als nächst höhere Rechtsinstanz angerufen wird. Damit könnte der Hauptstadtclub den Sturz in die Zweitklassigkeit vielleicht noch abwenden.

Michael Preetz hingegen musste den Tiefschlag vier Tage vor der Mitgliederversammlung erst mal verdauen. "Das war eine große Enttäuschung für den gesamten Verein", meinte der sichtlich geknickte Manager des Hauptstadtclubs. "Wir müssen nun weitersehen."

Nach einer mehr als zehnstündigen Marathonsitzung war die Kammer unter Vorsitz von Richter Goetz Eilers zu dem Schluss gekommen: Die Berufung der Berliner gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts ist nicht haltbar. "Es gab kein einheitliches Bild allgemeiner Angst", lautete eine Begründung von Eilers.

Damit schmetterte er das Hauptargument von Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt ab, der anhand der chaotischen Schlussphase im Relegationsrückspiel beweisen wollte, dass Berlin durch die äußeren Umstände gravierend geschwächt wurde.

Weil Fortuna-Anhänger schon vor dem Abpfiff auf den Rasen stürmten, hatte Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel für 21 Minuten unterbrochen. Als die Fans den Rasen wieder verlassen hatten, pfiff der Referee die Partie noch einmal für 93 Sekunden an. Hertha legte nach dem 2:2 am 15. Mai in Düsseldorf Protest gegen die Spielwertung ein.

Schickhardt zog am Freitag im Sepp-Herberger-Saal alle Register. Aber selbst sein Joker stach nicht: der als einer von elf Zeugen gehörte Hertha-Coach Otto Rehhagel. Nicht einmal "König Otto" vermochte es, dem Gericht glaubhaft zu vermitteln, dass der Platzsturm sein Coaching unmöglich gemacht hat.

Stattdessen ließ Rehhagel nach seiner Vernehmung der Kammer über Schickhardt pikiert mitteilen, er sei außer sich, dass seine Aussagen in Zweifel gezogen würden. Seine 44-minütige One-Man-Show samt Anekdoten aus seiner Trainerkarriere verpuffte.

Und wie geht es nun weiter? Erst die Niederlage vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dann der Tiefschlag vor dem Bundesgericht - wie Anwalt Horst Kletke hält auch Düsseldorfs Vorstand Jäger ein juristisches Aufbäumen der Hertha nicht für ausgeschlossen: "Wir sollten die Mitgliederversammlung abwarten."

Ein Nachspiel für die Berliner Profis Lewan Kobiaschwili, Christian Lell, Thomas Kraft und André Mijatovic sowie Fortunas Andreas Lambertz ist indes sicher. Seit der Skandalpartie ermittelt der DFB-Kontrollausschuss gegen sie. Hertha muss zudem mit einer Geldstrafe rechnen, weil Fans Bengalos gezündet und aufs Spielfeld geworfen haben. Düsseldorf droht sogar ein Geisterspiel oder eine Platzsperre. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen Zuschauer und Spieler beider Teams.