Sollte die Seuche ausbrechen, darf in der betroffenen Kernzone kein Wildschwein mehr übrig bleiben. Foto: dpa

Die Sorge vor der Schweinepest ist groß. Für Experten scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das Virus auch hier auftritt. Für die Eindämmung spielen die Jäger eine wichtige Rolle. In den Kreisen Esslingen und Göppingen rüstet man sich.

Denkendorf - Bei einem gemeinsamen Informationsabend der Jägervereinigungen Esslingen, Göppingen, Kirchheim und Nürtingen wurde am Freitag in der Denkendorfer Festhalle Klartext geredet: Die in den baltischen Staaten ausgebrochene Afrikanische Schweinepest (ASP) ist auf dem Vormarsch, und der als Referent geladene Thomas Stegmanns vom Veterinäramt Stuttgart rechnet fest mit dem Ausbruch der Seuche auch in Baden-Württemberg. „Die Frage ist nur noch, wann und wo es passiert“, sagte der Tierarzt.

Jagderlaubnis auch in Naturschutzgebieten

Falls dieses Szenario tatsächlich eintreten sollte, spielen die Jäger im Land für das Krisenmanagement der Behörden eine zentrale Rolle. Die Grünröcke sollen fortan ein besonders wachsames Auge auf verendete Wildschweine haben. Bei Verdachtsfällen gelte es, Kadaver zu melden, damit sie im Labor auf das Virus untersucht werden können, schärfte Bernhard Panknin, der Leiter der Obersten Jagdbehörde im Ministerium für Ländlichen Raum, den Anwesenden ein. Beim Betrieb von sogenannten Verwahrstellen für tote Wildschweine setzt die Politik ebenfalls auf die Mithilfe der Jäger.

Um Fundorte von positiv getesteten Proben herum würden dann „Kernzonen“ eingerichtet, um eine Ausbreitung der Seuche möglichst einzudämmen. „Wir müssen das Schwarzwild dort dann auf Null bringen, es darf dort keine Wildschweine mehr geben“, sagte Panknin. Für die Jagd auf Schwarzkittel kündigte der Behördenchef Unterstützung und Erleichterungen an. Der – wie in unserer Zeitung berichtet – am Freitag nur wenige Stunden vor dem Denkendorfer Informationsabend von Minister Peter Hauk (CDU) vorgestellte Zwölf-Punkte-Plan sieht unter anderem vor, dass künftig auch in Naturschutzgebieten geschossen werden darf, die Wildschweinen als Rückzugsgebiet dienen.

Jäger hoffen auf finanzielle Unterstützung des Landes

Der Nürtinger Kreisjägermeister Martin Kohler forderte beispielsweise mehr Hilfe bei Straßensperrungen für Jagden. Der Verlust von Hunden ist für Jägerinnen und Jäger ebenfalls ein Problem. Hier und in anderen Fragen hofft man auf finanzielle Hilfe des Landes. Da sich Wildschweine immer öfters nur noch bei Dunkelheit aus dem Dickicht wagen, setzen die Jäger zudem auf eine Lockerung des Waffengesetzes, um mithilfe von Nachtzieltechnik die Trefferquote zu erhöhen.

Zu dem Abend waren nicht nur Jäger, sondern auch Landwirte eingeladen. Die Schweinepest ist zwar nicht auf andere Tiere oder den Menschen übertragbar, sehr wohl aber auf jede andere Schweineart. Im Seuchenfall drohen Schweinehaltern massive wirtschaftliche Einbußen, für Thomas Stegmanns steht sogar die Existenz einer ganzen Branche auf dem Spiel. „Wir wollen keine Panik verbreiten, aber wir stehen vor einer bedrohlichen Situation“, fasste der Esslinger Kreisjägermeister Thomas Dietz zusammen. „Wir müssen es schaffen“, gab Bernhard Panknin allen mit auf den Weg.

Ein Drittel mehr Wildschweine im Kreis Esslingen erlegt

Virus
Es gebe keine Behandlung, und auch durch einen Impfstoff könne man der Afrikanischen Schweinepest nicht vorbeugen, sagt Thomas Stegmanns, Leiter des Veterinäramts Stuttgart. Über ein Virus wird die tödlich verlaufende Erkrankung übertragen. Stegmanns: „Die einzige gute Nachricht ist, dass die Erkrankung nur Schweine betrifft, sowohl Haus- als auch Wildschweine. Alle anderen Tiere und der Mensch sind nicht betroffen.“ Infizierte Schweine sterben unabhängig ihres Alters innerhalb weniger Tage.

Risiko
Die Sorge der Veterinärmediziner ist, dass Lastwagenfahrer oder Erntehelfer aus dem Osten in ihrem Proviant Schinken, Wurst oder Fleisch mitbringen, in dem das Virus verborgen ist und sich lange halten kann. Werden Lebensmittelreste fortgeworfen und von Wildschweinen gefressen, dann sei die Seuche „plötzlich hier“, erklärt Stegmanns. In Osteuropa habe die Afrikanische Schweinepest auf die Weise „Sprünge von 400 Kilometern“ gemacht. Erst kürzlich ist die Pest in der Nähe von Prag aufgetreten.

Abschüsse
Überdurchschnittlich war der Jagderfolg auf Wildschweine in der aktuellen Jagdsaison im Staatswald des Landkreises Esslingen. Laut dem Kreisforstamt wurden 146 Schwarzkittel erlegt, das entspricht einer Steigerung um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Das ist eine gute Nachricht“, sagt der Forstamtsleiter Anton Watzek. Schließlich gelte es, den Ausbruch der Schweinepest zu verhindern. „Die Reduktion der Populationsdichte ist dazu ein wichtiger Beitrag“, so Anton Watzek weiter.