Wildschweine sind die hauptsächlichen Träger und Überträger des Virus, der die Afrikanische Schweinepest auslöst. Foto: dpa

Nur mit einem starken Abschuss von Wildschweinen kann das Risiko der Afrikanischen Schweinepest vermindert werden. Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat einen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt.

Stuttgart - Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) erwartet mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Vormarsch der in Osteuropa auftretenden Afrikanischen Schweinepest nach Deutschland und Baden-Württemberg. Die Seuche wütet in den baltischen Staaten sowie Polen und ist auch in Tschechien aufgetreten. Sie wird vor allem von Wildschweinen übertragen. „Nur mit viel Glück kommen wir an der Seuche vorbei. Wir müssen uns auf den Ausbruch vorbereiten“, sagte Hauk am Freitag bei der Vorstellung eines Zwölf-Punkte-Katalogs gegen die nur Schweine befallende Viruserkrankung. Seines Erachtens liege die Wahrscheinlichkeit, von der Seuche verschont zu werden, unter zehn Prozent. Ein Ausbruch der Seuche hätte für Schweinezüchter schlimme Folgen – denn viele Länder würden mit einem Importstopp auf betroffene Regionen reagieren. Da helfe es wenig, dass Schweinezüchter durch Desinfektion und Einzäunung ihre Ställe seuchenfrei halten. In Estland war die Zahl der Schweinehalter binnen drei Jahren von 701 auf 127 Betriebe gesunken.

Die Gefahr liegt bei Reisenden, die aus Osteuropa Wurst mitbringen

Dass sich ein erkranktes Wildschwein aus dem Osten auf den langen Weg in den Südwesten macht, ist laut Hauk ausgeschlossen. Die Gefahr liege im Ost-West-Reiseverkehr durch Personen, etwa bei Lkw-Fahrern oder Busreisenden. Denn selbst in Schinken, Salami sowie anderen Wurst- und Fleischwaren könne das Virus lange überleben, erläuterte der Minister. Werden infizierte Lebensmittel an Rastplätzen oder Waldparkplätzen achtlos weggeworfen und von einem Wildschwein verzehrt, dann sei die Seuche „schon da“.

Mit einem drei Millionen Euro teuren Maßnahmenbündel will das Land sich gegen die Seuche wappnen. Das oberste Ziel ist eine stärkere Bejagung des ohnehin zu hohen Bestandes an Schwarzkitteln. So soll 2018 für sie die Schonzeit (Februar, März) ausgesetzt werden, sie sollen mit Fütterung angelockt werden und nachts mit Lampen oder Nachtsichtgeräten gejagt werden dürfen. Auch soll die „Drückjagd“ – bei dem Treiber die Tiere aufscheuchen – erlaubt sein. Dass dies mit einem Risiko für Spaziergänger verbunden sei, wollte Hauk nicht ausschließen. Zwar werde öffentlich über eine Drückjagd informiert und Waldwege würden gesperrt, „aber wer sich querfeldein bewegt, geht ein Risiko ein“.

Jedes Jahr müssten 100 000 Wildschweine erlegt werden, sagt der Minister

Die jährliche Abschussquote von Wildschweinen müsse von derzeit 50 000 Tieren auf 100 000 in Baden-Württemberg erhöht werden, sagte Hauk. Es gehe aber nicht um eine Ausrottung des Wildschweins. Die Naturschutzbehörden sollten „wohlwollend prüfen“, ob sie die Wildschweinjagd in Naturschutzgebieten erlauben könnten. Schließlich sollen die Tiere in käfigartige Fallen – die Saufänge – gelockt und getötet werden. Diese von Jägern kritisch gesehene Maßnahme soll an drei Standorten im Staatswald erprobt werden. Zur Seuchenhygiene im Wald wird die Zahl der Verwahrstellen für die Tierkörperbeseitigung verdoppelt auf 150. Das Ministerium wird einen Krisenstab wegen der Schweinepest einrichten und es will Landwirte, Jäger und Viehhändler besser informieren. Die Bauern, so Hauk, könnten den Jägern etwa die Jagd erleichtern, wenn sie größere Abstände zwischen Wald und Maisfeldern – in denen sich Eber und Sau gerne verstecken – halten würden. Die Jäger sollen künftig Blutproben von erlegten Tieren nehmen. Im Herbst ist eine Tierseuchenübung geplant – wegen der Afrikanischen Schweinepest.

Auch der Naturschutzverband BUND hält eine Reduzierung des Schwarzkittelbestandes für nötig, lehnt die Jagd in der Schonzeit und in Naturschutzgebieten aber ab: „Auch Rehe brauchen die Ruhe. Viele Waldvögel haben im März und April Balz- und Brutzeit“, sagte BUND-Landeschefin Brigitte Dahlbender. Naturschutzgebiete machten nur drei Prozent der Landesfläche aus, dort lebten Vogelarten wie Schwarzstorch und Waldschnepfe, die sehr störungsempfindlich seien.