Facebook-Chef Mark Zuckerberg spricht am 11. April vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses in Washington über den Datenskandal bei Facebook. Vom Datenskandal könnten manche Unternehmen im Südwesten profitieren. Foto: AP

Die Firmen im Land könnten vom jüngsten Datenskandal bei Facebook profitieren, meint Wirtschaftsredakteur Daniel Gräfe. Auch Regionalität spielt dabei eine Rolle.

Stuttgart - Genugtuung und Schauder: Mit dieser Mischung beobachten derzeit viele Firmen im Land den Datenskandal bei Facebook. Mit Genugtuung, weil es Facebook an den Kragen geht und auch Google, Amazon & Co. plötzlich unter stärkerer Beobachtung stehen – die Dominanz aus USA könnte bröckeln. Mit Schaudern, weil sie durch die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung ab dem 25. Mai selbst verstärkt unter Beobachtung stehen.

Die Umstellung auf den neuen EU-Datenschutz verlangt den Firmen derzeit viel ab. Sie müssen Datenschutzbeauftragte ernennen, Prozesse umstellen, Datenwege genau protokollieren, Tausende Euro investieren. Da ist es gut, dass vor allem die großen Firmen im Land neben der Belastung auch mögliche Chancen sehen. Sie hoffen, dass die mächtige Konkurrenz aus den USA weitaus größere Probleme haben wird, im europäischen Markt die Datenschutz-Standards zu erfüllen, als sie selbst. Und sie spekulieren darauf, dass das Datensauger-Image den US-Unternehmen künftig manches Geschäft vermasseln wird.

Einen Datenschutz „made in Germany“ wird es nicht mehr geben

Doch das wird schwieriger werden, als sie denken. Mit einem hohen Datenschutz made in Germany werden die hiesigen Unternehmen nicht mehr werben können, da dieser künftig EU-weit gilt. Vielmehr müssen sie im persönlichen Kundenkontakt weiter Vertrauen aufbauen und transparent darlegen, was mit gespeicherten Daten geschieht und wer darauf Zugriff hat. Der Datenschutz kann aber letztlich den Ausschlag dafür geben, wer mit wem zusammenarbeitet. Die persönliche Begegnung und die Datenspeicherung vor Ort schätzen viele der Kunden meist mehr als virtuelle Kontakte nach Übersee.

In diesem Sinn kann Datenschutz für die Firmen im Land zum Wettbewerbsvorteil werden – ein Garant für den wirtschaftlichen Erfolg ist er sicher nicht. Vielmehr wird ein zuverlässiger Datenschutz zur Voraussetzung für jegliches Geschäftsmodell werden. Wenn die Südwest-Firmen dauerhaft mit den US-Firmen konkurrieren wollen, müssen sie darüber hinaus innovativ und wagemutig agieren sowie mit Produkten und Dienstleistungen überzeugen.