Der Blitz schlug am Sonntagabend des 29. Mai gleichzeitig im Fernsehturm und im Funkturm ein. Foto: 7aktuell.de/Gerlach

Am 29. Mai fielen 45,4 Liter Regen – das ist mehr als die Hälfte des gesamten Monats. Neben der Nässe bescherte der Wonnemonat der Stadt aber auch drei echte Sommertage über 25 Grad.

Stuttgart - Das Schöne am Wetter ist ja, dass man es so oder so sehen kann. Wahrscheinlich sogar muss, wenn man die meteorologischen Kapriolen klaglos ertragen will. Und an denen war der Mai nun wahrlich nicht arm. Dabei dachte man sich ja gerne: Juchei, der Winter ist vorbei, alles so grün und so frisch. Und dann rockte ja auch der 70-jährige Udo L. leichtfüßig durchs Stadion, wie einst in einem längst vergangenen Frühling . . . Ach, ist das schön.

Dummerweise gab es vor dem Konzert des Panikrockers am 28. einen echten Schaukelmonat – mal warm, mal kalt und niemals langweilig. Los ging es erst einmal unwirtlich: Der 1. Mai, der Tag der Arbeit heißt, an dem man aber eigentlich nichts schafft, war ein Sonntag. Schlimm genug, aber dann ist es zum Auftakt des Wonnemonats auch noch kühl, nass und windig. Alles neu macht der Mai – von wegen. Der nagelneue Gasgrill in der Größe eines Geländewagens blieb wegen unterkühlter Witterung erst mal im Keller, statt Rosé gab es schweren Roten, statt Grillade provençale Tiefkühlpizza. Nichts war’s mit dem blau züngelnden Gasflammenband auf der sonnenüberfluteten Terrasse.

1978 fielen an einem Tag fast 100 Liter Regen

Auch wenn man es wegen des Finales nicht glauben mag – im langjährigen Mittel war der Mai 2016 sogar ein klein wenig zu trocken. Insgesamt fielen 80,6 Liter Regen pro Quadratmeter, das sind 96,4 Prozent des langjährigen Mittels. Und ohne den 29. Mai wäre dieser Wert noch deutlich niedriger gewesen. Aber an diesem Tag, an dem im Nordosten des Landes schwerste Unwettertobten, fielen auch an der Wetterstation Schnarrenberg stolze 45,4 Liter Regen, also deutlich mehr als die Hälfte der Menge des gesamten Monats. „Ohne diesen Starkregen wäre der Mai in Stuttgart staubtrocken gewesen“, erklärt der Meteorologe Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst. Der 29. Mai rückt damit auf Platz drei der nassesten Maitage seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1956. Wobei der absolute Rekord allerdings ganz weit entfernt ist. „Am 22. Mai 1978 wurden am Schnarrenberg unglaubliche 96,9 Liter Regen gemessen“, sagt Klaus Riedl. Das war deutlich mehr als im gesamten Mai 2016.

Auch bei der Temperatur war die Bilanz des Mai eher überraschend: In der Erinnerung haften blieben die Eisheiligen zwischen dem 11. und 15. Mai, die ihrem Namen alle Ehre machten. Der Temperatursturz kam punktgenau mit der Eröffnung zweier großer Stuttgarter Freibäder und bereitete auch am Samstag vor Pfingsten eine frostige Stimmung, als Stuttgarts Profifußball, geleitet vom Eisheiligen Bonifatius, am 14. Mai geschlossen in die sportliche Diaspora abschmierte. Trotzdem – der Mai 2016 war im langjährigen Mittel 0,9 Grad zu warm und hatte drei amtliche Sommertage, also Tage, an denen es über 25 Grad warm war. Spitzenreiter war der 22. Mai mit 27,2 Grad.

In puncto Sonnne war der Mai eher bescheiden

Der Wonnemonat kann sogar richtig Hitze: Am 28. Mai 2005 kletterte das Thermometer auf 31, 7 Grad, das ist für Stuttgart absoluter Rekord. Aber da war der VfB auch kurz zuvor als stolzer Fünfter aus der Bundesligasaison gegangen – mit Trainer Matthias Sammer, falls sich jemand erinnern kann. Und mit Spielern wie Philipp Lahm, Cacau, Kevin Kuranyi oder Mario Gomez.

In puncto Sonne gab sich der Monat in diesem Jahr dann wieder eher schwäbisch phäp. Nur nicht zu viel blauer Himmel, nicht dass sich noch einer daran gewöhnt und das Schaffen vergisst. 185 Stunden strahlender Sonnenschein sind 93,5 Prozent des langjährigen Mittels. Am schönsten war es zwischen dem 4. und dem 9. Mai, als Hoch Peter über der Nordsee stabiles Wetter brachte. Der 9. Mai war denn auch mit 25,3 Grad der erste Sommertag des Jahres 2016.

Bleibt zu hoffen, dass etliche weitere folgen. Aber es gibt da eine Bauernregel, die Mut macht. Nicht für den Stuttgarter Fußball, aber womöglich für das Wetter: „Wenn es im Mai viel regnet, ist das Jahr gesegnet.“ Na dann. Her mit dem Juni.