Der Leiter des Katastrophenschutz des Kreises, Andy Dorroch, vor den zehn Impfstraßen in der Urbanharbor-Halle in der Ludwigsburger Weststadt, zwei von ihnen (mit weißen Wänden) sind schon komplett fertig, jetzt fehlt nur noch die technische Ausstattung. Foto: Martin Kalb

Im Covid-19-Impfzentrum des Landkreises in Ludwigsburg können 1680 Menschen täglich geimpft werden – eine Mammutaufgabe, für die sich die Verantwortlichen aber gut gerüstet sehen. Am 15. Januar soll das Zentrum einsatzbereit sein.

Ludwigsburg - Für Andy Dorroch, Leiter des Fachbereichs Katastrophenschutz des Landkreises Ludwigsburg, ist es „eine neue, große Aufgabe“: Dorroch ist der Cheforganisator des Kreis-Impfzentrums in Ludwigsburg, in der Urbanharbor-Halle von Max Mayer in der Grönerstraße in der Weststadt.

Dorrochs Aufgabe: Zwei Impfzentren für den gesamten Landkreis in einer Halle einzurichten und einen reibungslosen Ablauf der Impfung zu organisieren. „Viel Vorwissen hatten wir nicht, nur ein paar Eckpfeiler waren vorgegeben.“ Dorroch ging sofort in die Planung, um die frühere Filmstudiohalle zum Impfzentrum umzufunktionieren, als die Entscheidung des Sozialministeriums fiel, dass der Kreis zwei Impfzentren an einem Ort bekommt. Das Impfzentrum soll vom 15. Januar an zur Verfügung stehen. „Der Ort des Kreis-Impfzentrums ist ideal, die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist optimal, es stehen 400 Parkplätze zur Verfügung, die Infrastruktur der Halle ist mehr als perfekt“, sagt Dorroch.

Der Impfvorgang

„Wir gehen einen eigenen Weg und haben die zwei vorgegebenen Impfstraßen in zehn aufgeteilt, die parallel arbeiten können“, sagt Dorroch. Er hat den zeitlichen Ablauf einer Impfung auf die Minute durchgetaktet, „aber wir können auch länger dauernde Aufenthalte verkraften“.

Die Impfwilligen kommen zu ihrem Termin, werden am Eingang empfangen und dann nach links geschickt, wenn es sich um die Erstimpfung handelt, zur zweiten Impfung geht’s nach rechts. Zuerst sieht der Besucher nur viereckige, käfigartige Boxen. Vor jeder Straße sitzt eine Mitarbeiterin, die den Impfwilligen aufnimmt. Dann wird man in die erste Box geleitet. Dort sieht man einen sechsminütigen Infofilm über die Impfung, zur Wahl stehen verschiedene Sprachen, auch Gebärdensprache.

Im nächsten Kabinett sitzt der Arzt, der sich fünf Minuten Zeit nehmen kann, um mit dem Patienten zu sprechen. Gemeinsam gehen die beiden dann in die nächste Box, Fachpersonal bringt die Impfdosis direkt zum Patienten. Der Arzt setzt die Spritze, dann soll sich der Geimpfte im Aufenthaltsbereich hinter den Impfstraßen 15 Minuten liegend ausruhen. DRK-Sanitäter und ein Arzt wachen über die Geimpften. Bei gutem Ablauf, so Dorroch, halte sich keiner länger als eine halbe Stunde im Impfzentrum auf.

120 Menschen können innerhalb einer Stunde, 1680 pro Tag geimpft werden. Auch die vier mobilen Teams – drei vom Deutschen Roten Kreuz, eines von den Maltesern –, die in den Pflegeheimen impfen sollen, sind an das Zentrum „angedockt“, wie Dorroch sagt, sie bekommen dort den Impfstoff, der hauptsächlich von den Pharmafirmen Biontech und Pfizer kommen wird und deshalb bei einer Temperatur von minus 70 Grad aufbewahrt werden muss. Später, so Dorroch, werde man auch auf den Moderna-Impfstoff zurückgreifen, der nicht so kühl gelagert werden muss. Mindestens fünf Sicherheitskräfte werden über den Impfstoff wachen, auch die Polizei ist in ständiger Bereitschaft, da es bundesweit Drohungen gab, die Impfungen zu sabotieren.

Die zweite Impfung

Drei Wochen nach der ersten Impfung steht die zweite an, den Termin bekommt man bei der Anmeldung. Vier Menschen können dann gleichzeitig geimpft werden. Auch hier ist anschließend eine Ruhepause von 15 Minuten nötig.

Die Organisation und Dienstpläne für das medizinische Personal, 120 Ärzte und Helfer in zwei Schichten plus vier Sanitäter vom Deutschen Roten Kreuz, wird laut Dorroch eine große Arztpraxis im Landkreis übernehmen. „Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, deshalb kann ich nicht sagen, welche, aber sie organisieren das Fachpersonal“, so Dorroch. Dieses wird vom Landkreis bis zum 30. Juni eingestellt und bezahlt, „da läuft nichts übers Ehrenamt“, so Dorroch.

130 Euro pro Stunde brutto bekommt ein Arzt, 27,60 Euro brutto das medizinische Personal. 60 000 Euro am Tag kostet der Unterhalt des Impfzentrums inklusive aller Kosten. Diese übernimmt das Land Baden-Württemberg, den Impfstoff bezahlt der Bund. Ob und wie die Krankenkassen an den Kosten beteiligt werden, sei noch unklar, sagt Dorroch. Das Personal arbeitet in zwei achtstündigen Schichten, täglich von 7 bis 21 Uhr. Jeder Mitarbeiter wird am Eingang kontrolliert, seine Kleidung von den RKH-Kliniken gewaschen.

So läuft die Terminvergabe

Die Terminverteilung läuft zentral über die Hausnotrufnummern 116 und 117. Die Impfwilligen werden dann an ein vom Bund eingerichtetes Callcenter weitergeleitet und bekommen dort ihre Termine und den Ort der Impfung mitgeteilt. Es werden sofort beide Impftermine vergeben, der für die Erstimpfung und der für die Zweitimpfung drei Wochen später, da der Impfstoff aus einer Ampulle stammen muss. Vor Ort sind zwei Mitarbeiter, die dies genau dokumentieren und die Impfdosen direkt zum Patienten bringen. Die Urbanharbor-Halle ist in der Grönerstraße 33 in Ludwigsburg

Noch hat die Terminvergabe im Kreis Ludwigsburg unter der Telefonnummer 116 oder 117 nicht begonnen, der Start für die Anmeldungen und wer sich anmelden kann, wird rechtzeitig bekannt gegeben.