Aufmüpfige Marionette: Das Zirkusmädchen Abby versucht in „A Jugglers Tale“ seinem Schicksal zu entkommen. Foto: A Jugglers Tale

Drei Studenten des Animationsinstituts haben ein Spiel entwickelt, das beim Deutschen Computerspielpreis gewonnen hat. In dem Sidescroller spielt man die Marionette Abby, die sich gegen ihren Puppenspieler auflehnt.

Ludwigsburg - Der Begriff Marionette ist jenseits des Theaterbetriebs recht negativ besetzt. Wer eine Marionette ist, ist nicht Herr seines eigenen Handelns, ist fremdgesteuert, ist abhängig. Und wer ist das schon gerne?

So geht es auch Abby, der Protagonistin des PC-Spiels „A Jugglers Tale“, das drei Studenten des Animationsinstituts in Ludwigsburg entwickelt haben und das jüngst einen Nachwuchspreis beim Deutschen Computerspielpreis in Berlin gewonnen hat. Abby ist ein gefangenes Zirkusmädchen, das aber fliehen kann. Geleitet vom Erzähler, dem Puppenspieler Jack, begibt es sich auf eine Reise durch märchenhafte Landschaften. Mit Hilfe der Marionettenfäden rettet Jack Abby gelegentlich aus gefährlichen Situationen.

Nach und nach wird Abby aber – und damit auch dem Spieler – klar, dass ihre Geschichte kein gutes Ende haben wird: Jack erzählt eine klassische Tragödie, die in drei Akten zum Tod Abbys führen soll. Und genau das gilt es fortan als Spieler zu verhindern.

Wie „Super Mario“ – nur mit mehr Atmosphäre

„A Jugglers Tale“ ist ein sogenannter Sidescroller. Das bedeutet, dass der Spieler seine Figur nur in zwei Dimensionen, rechts-links sowie oben-unten, bewegen kann. Die bekanntesten Spiele dieses Genres sind jene der „Super-Mario“-Reihe von Nintendo. Die Mechaniken sind in etwa die gleichen: springen, laufen, werfen, schieben und ziehen. Doch anders als bei dem Urgestein des „Jump and Runs“, das vor allem auf Geschicklichkeit setzt, steht bei dem Projekt der Animationsstudenten die erzählte Geschichte des Puppentheaters stark im Vordergrund. Die liebevoll animierten dreidimensionalen Vorder- und Hintergründe tragen auch zu einer erzählerisch dichten Atmosphäre bei.

Ursprünglich war „A Jugglers Tale“ ein Projekt des Animationsinstituts. Die drei Studenten Steffen Oberle, Enzio Probst und Dominik Schön, alle Mitte Zwanzig, sollten in ihrem zweiten Studienjahr eine Idee für einen Animationsfilm entwickeln. Sie entschieden sich aber für ein PC-Spiel.

Die Rolle des Erzählers war besonders herausfordernd

„Das sind die gleichen technischen Herausforderungen, nur eben ein anderes Medium“, sagt Dominik Schön. Er studiert interaktive Medien. Der Hauptteil des Spiels ist aber jenseits des Studiums entstanden: Nach dem fünften Semester nahmen die drei Studenten ein Urlaubsjahr, kauften der Filmakademie die Rechte am Projekt ab, mieteten ein Büro in Ludwigsburg und machten sich an die Arbeit. Andere Studenten halfen ihnen in Sachen Musik, Drehbuch und Motion Design. Produzent des Spiels ist der Animationsinstitut-Dozent Sven Bergmann. „Es ist unser Glück, dass so viele Leute an unser Projekt geglaubt haben“, sagt Steffen Oberle. Viele hätten auf Basis eines Rückstellungsvertrags mitgearbeitet. Das bedeutet, dass sie im Erfolgsfall rückwirkend bezahlt werden.

Besonders herausfordernd sei die Rolle des Erzählers gewesen: Er berichtet in Reimen die Geschichte Abbys und wird dabei immer düsterer und zynischer. „Schöne Bilder herstellen kann jeder, aber eine glaubhafte Atmosphäre schaffen, das ist herausfordernd“, sagt Oberle. Das Urteil der Computerspielpreis-Jury sei die erste Bestätigung, dass es funktioniert hat.

Das nächste Ziel ist eine Computermesse

Auf den Markt kommen soll „A Jugglers Tale“ Ende des Jahres – erst mal nur als PC-Spiel zum Download. Da es mit knapp zwei Stunden Spielzeit ein eher kurzes Spiel ist, soll es auch nur um die sieben Euro kosten. „Das ist ungefähr auch der Preis für einen Film im Kino“, sagt Schön. Bis dahin wollen die Jungs für ihr Spiel weiter die Werbetrommel rühren. „Die Bewerbung für einen Stand auf der Games Com in Köln im August läuft“, sagt Oberle.