Clément Cogitore, „Ferdinandea“ Foto: Galerie Hauff/Benhard Kahrmann

Der französische Medienkünstler Clément Cogitore ist ein Virtuose des Absurden. Und lässt in „Ferdinandea“ eine Insel zugleich auftauchen und verschwinden. Zu erleben in der Stuttgarter Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff.

Es ist ein Beben, ein Rauschen – und ein Fest des Dazwischen: 2016 wird der französische Medienkünstler Clément Cogitore für seinen ersten Spielfilm international gefeiert. In Stuttgart ist die Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff (Paulinenstraße 47) Bühne für „Ni le Ciel, ni la Terre“ (Weder Himmel noch Erde), für einen Film über das Verschwinden, über den Krieg in Afghanistan, über die Bedeutung des Bildes.

Die Ausstellung als Aufführung

Geht es um Cogitore, ist das Galeristenpaar Hauff und das Sammlerpaar Hauff nicht zu trennen. Eine Ausstellung zum Werk des 1983 in Colmar geborenen Künstlers ist eine Hommage, ist eine Aufführung. So auch jetzt, da Cogitore Erdgeschichte in Teilen neu schreibt. „Ferdinandea“ erzählt in einem von Fotoarbeiten begleiteten Film „von einer kleinen Vulkaninsel, die 1831 im Mittelmeer zwischen Sizilien und Tunesien plötzlich auftauchte“ (Elisabeth Hauff).

Tatsächlich beginnt am 10. Juli 1831 erstmals sichtbar das kurze Leben einer Insel, die nicht nur geopolitisches, sondern auch touristisches Interesse weckt – und die 1986, 155 Jahre nach ihrem (Wieder-)Absinken ins Meer, noch einmal internationales Thema wird: Die Besatzung eines US-amerikanischen Bombers verwechselt die Lineatur von Ferdinandea sieben Meter unter Wasser mit einem libyschen U-Boot und wirft Wasserbomben ab.

Zeitgenössischer Landschaftsmaler

Wie schon in „Ni le Ciel, ni la Terre“ wird Cogitore zu einem Landschaftsmaler mit filmischen und fotografischen Mitteln, zu einem, der auszieht, der Schönheit eine neue Dimension zu geben, zu einem, der so leise wie eindringlich eben jene Ebene vorführt, die auch seiner eigenen Bildwelt Tiefe gibt: das Absurde. Da fließt die Lava nach oben, bewegt sich auch der feurige Ascheregen zurück in den aufgesprengten Krater. Entstehen und Verschwinden wird zu einer Zeitebene. Die (Natur-)Schönheit überspielt den Zustand ständiger Gefährdung.

Noch bis einschließlich diesen Freitag (jeweils 13 bis 18 Uhr) zu sehen, ist diese Schau ein Ereignis im besten Sinn und unbedingt zu empfehlen.