Rolf Heiler stellt sich und seinen neuen Job im Internet vor. Foto: StZ

Im Ludwigsburger Rathaus arbeitet jetzt ein Chief Digital Officer. Was er genau macht, wird sich zeigen. Sein Ruf aber ist spitze.

Ludwigsburg - Mitreißende Werbefilme, erfolgreiche Geschäfte in Amerika, ständig neue Ideen, die auch noch erfolgreich sind: Rolf Heiler ist ein super Typ. Davon sind die Ludwigsburger Stadträte überzeugt. Dass ein solcher Mann nun für die Stadt Ludwigsburg arbeitet, kann also nur gut sein. Auch wenn momentan noch keiner so richtig zu wissen scheint, wie die Arbeit dieses Chief Digital Officers (CDO) – so der exakte Titel der neuen Stelle – genau aussieht. „Vielleicht wird Ludwigsburg zu einer Art Silicon Valley“, orakelt Reinhardt Weiss, der Vorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat. Rolf Heiler selbst formuliert es so: „Meine Aufgabe ist es, die digitale Strategie der Stadt Ludwigsburg weiterzuentwickeln.“

Viele Ideen, kein Plan

Diese Strategie ist bis jetzt eher Stückwerk. Zwar gibt es seit 2014 das als Zukunftswerkstatt gegründete Living Lab, in dem Experten aus der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Verwaltung versuchen, gemeinsam eine digitale Infrastruktur für die Stadt zu entwickeln. Doch so richtig rund lief das Living Lab nie. Mit dem neuen Chief Digital Officer soll nun alles besser werden. „Wir wollen viele der bestehenden Digitalisierungs-Projekte in langfristig sinnvolle und nachhaltige Strukturen integrieren“, sagt Rolf Heiler in einem Video, mit dem er sich seinen neuen Kollegen vorgestellt hat. Als seine ersten Schwerpunkte nennt der neue CDO darin auch die Entwicklung eines Start-up- und Innovationszentrums, das vornehmlich Studenten der Filmakademie anziehen und so in der Stadt halten soll. Außerdem will Heiler nachhaltige Mobilitätskonzepte weiterentwickeln und beim Aufbau einer Smart-City-Cloud für Bürger und Unternehmen helfen.

So neu der Posten des CDO im Ludwigsburger Rathaus nun ist, einzigartig ist er nicht. In Esslingen kümmert sich Ignazio Ceffalio um eine Digitalisierungsstrategie für die Stadt. In Waiblingen leitet Robert Geist die junge Koordinationsstelle Digitalisierung, und in Böblingen wurde Ende September Stephan Retter zum Leiter des neuen Amts für Digitalisierung gewählt. Was Heiler von seinen Kollegen massiv unterscheidet, ist seine Vita.

Von Erfolg zu Erfolg

Der 59-Jährige kann auf ein äußerst erfolgreiches Berufsleben, noch dazu außerhalb einer öffentlichen Verwaltung, zurückblicken. 1987, lange, bevor Webshops Standard waren, hat Heiler in Weilimdorf eine Softwarefirma gegründet, mit deren Produkten Unternehmen ihren Einkauf einfacher organisieren konnten. Die Heiler Software AG ist so erfolgreich, dass sie im Jahr 2000 – zur Hochzeit der New Economy – an die Börse geht. 2012 verkauft der Gründer sein Unternehmen an einen amerikanischen Konzern und gründet mit einem Partner ein Jahr später eine neue Firma: Die Cinecore Motion Pictures in Stuttgart produziert unter anderem Image- und Werbefilme für Unternehmen wie die Drogeriemarktkette dm, den Akustikspezialisten Sennheiser und Porsche.

Viele der Mitarbeiter sind Absolventen der Filmakademie in Ludwigsburg. Rolf Heiler, geboren in Göppingen und von Haus aus Versicherungskaufmann und Betriebswirt, hatte also schon länger einen besonderen Blick auf Ludwigsburg – und hat sich von Oberbürgermeister Werner Spec deshalb relativ schnell für die Aufgabe des CDO begeistern lassen, wie Heiler in seinem Vorstellungsvideo berichtet.

„Der Grundschwabe“, wie Rolf Heiler einst vom Magazin „Brand Eins“ genannt wurde, ist bei der Stadt nicht fest angestellt, sondern arbeitet auf Honorarbasis. In den kommenden Monaten will er die digitale Agenda für die Stadt erstellen. Michael Vierling, der Chef der Grünen im Gemeinderat, beschreibt diese Herausforderung so: „Herr Heiler muss es schaffen, das wolkige Feld Digitalisierung für die Stadt verständlich zu machen.“