CDU-General Hagel spricht gern Klartext. Foto: dpa

Mit 24 Jahren war Manuel Hagel schon Sparkassendirektor. Mit 30 soll er als Generalsekretär die Landes-CDU auf Vordermann bringen. Seine ersten Bewährungsproben: Die Kommunal- und Europawahlen 2019.

Amstetten - Als der anthrazitfarbene Audi im Amstettener Ortsteil Reutti (Alb-Donau-Kreis) in die Gasse zum Gasthaus „Gesunde Luft“ biegt, nimmt auf der Rückbank Manuel Hagel die Kopfhörerstöpsel aus seinen Ohren, mit denen er eben noch telefoniert hat. „Nicht so kurfürstlich aussteigen lassen, bitte! Fahren Sie lieber noch ein paar Meter, dort vor das Scheunentor“, sagt er zu seinem Fahrer. Hagel will kein Aufsehen erregen, wenn er an die Basis kommt.

In wenigen Minuten hält der CDU-Ortsverband hier im Nebenzimmer des Gasthauses seine Jahreshauptversammlung ab, es ist der letzte Termin eines intensiven Tages in seinem Wahlkreis. Einen, den der Mann im modernen, eng geschnittenen dunklen Anzug gerne wahrnimmt. „Der Kontakt zu den Mitgliedern ist ganz wichtig, um die Probleme und Belange vor Ort zu kennen“, sagt er.

Eine der großen Hoffnungen in der Südwest-CDU

Hagel, erst 30 Jahre alt, gilt als konservativer Senkrechtstarter und eine der großen Zukunftshoffnungen in der Südwest-CDU. Mit 18 trat er in die Partei ein, mit 21 wurde er Stadtrat in seiner Heimatstadt Ehingen an der Donau, mit 27 zog er im März 2016 als Stimmenkönig der Union in den Landtag ein. Und trotzdem hat niemand damit gerechnet, dass der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl den landesweit eher unbekannten Banker als Generalsekretär vorschlagen würde. Beim Landesparteitag erhielt er 81,3 Prozent der Stimmen – so viele wie keiner seiner Vorgänger.

Der Auftrag an ihn ist klar: nach der historischen Schlappe der CDU bei der Landtagswahl vor zweieinhalb Jahren soll er der Südwest-Partei ein klares Profil verleihen, mit Inhalten überzeugen, und sie in eine erfolgreiche Zukunft führen. In einem Feld, in dem von rechts die AfD Druck macht, Strobl in den eigenen Reihen teils kritisch beäugt wird und die große Koalition in Berlin mit kruden Streitereien die Politikverdrossenheit schürt, ist das eine schwierige Mission.

Zumal Hagel es anfangs in der Landtagsfraktion schwer hatte. Dort gilt das Senioritätsprinzip. Vorrang haben also meist jene, die älter sind und schon länger dazugehören. Einige Abgeordnete können zudem Landeschef Strobl nicht leiden und vermuteten hinter allem, was Hagel tat, einen Winkelzug Strobls. Inzwischen hat sich Hagel durch Demut und Fleiß bei den meisten Respekt erarbeitet. Seine verbliebenen Kritiker geben zu bedenken, dass er unerfahren und zu glatt sei. Die Kommunal- und Europawahlen, auf die sich die Landes-CDU an diesem Wochenende in Rust einstimmt, werden seine erste Bewährungsprobe. „Die Ergebnisse werden auch mit ihm heimgehen“, sagt einer.

Oberste Prämisse: Keine leeren Versprechungen

Hagel ist sich dessen bewusst. Die CDU müsse für ein gutes Leben auf dem Land und in Großstädten, für innere Sicherheit, für soziale Marktwirtschaft, für eine Bildungspolitik, die auf Leistung und Qualität setzt, und für eine ideologiefreie Umweltpolitik, die sich dem Ziel der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet sieht, stehen, das müsse man den Menschen klar zeigen, sagt er: „Wir müssen eine moderne, digitale, konservative und weltoffene Volkspartei sein, die gute Laune ausstrahlt und Bock auf Zukunft hat.“ Um Unterstützung für seine Ideen zu finden, ist er viel unterwegs – und nimmt auch Einladungen von kleinen Ortsgruppen an, die sein Büro mit Blick auf den vollen Terminkalender lieber ablehnen würde.

Auch eine strukturierte Arbeitsweise gehört für den Oberschwaben, der nach der Ausbildung zum Bankkaufmann ein Studium an der School of Finance and Management in Frankfurt absolvierte und mit 24 Sparkassendirektor wurde, dazu. Wichtige Hinweise in Gesprächen mit Bürgermeistern, mit Mitgliedern oder dem Landrat des Alb-Donau-Kreises, Heiner Scheffold, und die von ihm zugesagten Prüfaufträge notiert er in einem schwarzen, lederummantelten Buch. Da ist er penibel. Es sei ihm wichtig, dass er sich an Absprachen halte, sagt er. Das habe etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun. Deshalb verspreche er auch nichts, was er nicht halten könne. Denn: „Ein ehrliches Nein trägt weiter als ein falsches Ja.“