Welche Auswirkungen das Kiffen hat, ist umstritten. Foto: Imago/Westend61/Aitor Carrera Porté

Kiffen ist nicht harmlos. Eine Entkriminalisierung könnte die Droge aber weniger attraktiv machen, so die Ansicht unserer Redakteurin Bettina Hartmann.

„Kiffen macht gleichgültig – mir doch egal!“ – so lautet ein alter Spruch aus den 70er Jahren. Und tatsächlich sieht sich eine Mehrheit der Deutschen von dem Vorhaben der Bundesregierung, den Verkauf und Konsum von Cannabis schrittweise zu legalisieren, nicht betroffen. Laut einer Umfrage kommt es für 76 Prozent auch danach nicht infrage, einen Joint zu rauchen oder Haschkekse zu futtern.

Dennoch, Gleichgültigkeit sieht anders aus: Das Thema Cannabis-Legalisierung polarisiert. Etwa die Hälfte ist dafür, die andere dagegen. Doch wie so oft gibt es kein Schwarz und Weiß, sondern viel dazwischen.

Prohibition wenig erfolgreich

Klar ist allerdings: Selbst die Prohibition hat kein drogenfreies Land gebracht, sondern einen unkontrollierten Schwarzmarkt, teils sogar mit verunreinigter und dadurch gefährlicherer Ware. Dass Cannabis zumindest teilweise und schrittweise freigegeben werden soll, ist somit eine gute Nachricht. Die bisherige Politik hat Millionen von Menschen kriminalisiert. Eine Legalisierung aber könnte Polizei und Gerichte entlasten – die dann mehr Kapazitäten für wirklich dringliche Fälle frei hätten. Die Festlegung einer Altersgrenze und eine Kennzeichnungspflicht der Inhaltsstoffe könnten zudem das gesundheitliche Risiko reduzieren.

Auch Alkohol kann gefährlich sein

Cannabis gehört zwar nicht zu den harten Drogen wie Heroin oder Kokain, harmlos ist es dennoch nicht. Kiffen kann laut Studien, wie in dem eigentlich witzig gemeinten Spruch, tatsächlich „gleichgültig“ machen und die geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen. Die Droge hat somit vor allem bei Jugendlichen schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen – bei dauerhaftem Konsum wohlgemerkt.

Gleiches gilt für Alkohol, von dem in Deutschland Millionen Menschen abhängig sind, mit immensen Folgekosten für das Gesundheitswesen. Wer gegen Cannabis ist und mehr Gesundheitsschutz fordert, müsste somit auch ein Verbot von Alkohol unterstützen.

Keine Stigmatisierung

Dass Legalisierung statt Stigmatisierung sich lohnt, zeigt ein Blick über die Grenzen. In Spanien, Portugal und Tschechien, wo der Besitz kleiner Mengen Cannabis schon länger nicht mehr strafbar ist, werten die Behörden den liberalen Weg als Erfolg: Anders als von vielen Kritikern zunächst befürchtet sind die Konsumentenzahlen in diesen Ländern nicht angestiegen.

In Deutschland hat ohnehin mehr als ein Drittel der Bevölkerung bereits mindestens einmal Cannabis probiert. Die Illegalität hält die Menschen nicht davon ab, Joints zu rauchen oder den Stoff in anderer Form zu sich zu nehmen.

Kontrolle wird schwierig

Doch das Vorhaben, die Bevölkerung künftig legal kiffen zu lassen, hat Tücken. Die Pläne der Minister sind umfangreich und kompliziert – allein schon, weil Cannabis nach EU-Recht eigentlich verboten ist. Erwachsene sollen 25 Gramm des Rauschmittels besitzen sowie maximal drei Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen dürfen. Zudem sollen der Anbau und die Abgabe in speziellen Vereinen möglich sein – unter Einhaltung strenger Regeln. Darüber wird nun das Bundeskabinett beraten.

Vieles davon, etwa die Kontrolle beim Eigenanbau, wird schwer umsetzbar sein. Den Bedarf werden die Vereine und „Kleinstbauern“ ohnehin nicht decken können. Dennoch wäre das Gesetz ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auch weil Gesundheitsminister Karl Lauterbach „eine große Kampagne“ plant, um auf die Risiken des Cannabiskonsums hinzuweisen.

Prävention ist wichtig

Prävention heißt das Schlüsselwort. Wem offen und ohne Strafandrohung bewusst gemacht wird, wie eine Droge wirkt, der lernt auch eher einen verantwortungsbewussten Umgang damit, als wenn sie die geheimnisvolle Aura des Verbotenen mit sich bringt.