Eine Frau hält einen Joint in der Hand. Foto: dpa/Annette Riedl

Grünes Licht für Gras: Cannabis soll für Erwachsene legalisiert werden. Experten warnen vor den Gefahren. Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Denn die dürften nicht immer wegsehen, wenn gekifft wird und könnten zum Nachmachen animiert werden.

Zum 1. April soll in Deutschland für Erwachsene ab 18 Jahren der Besitz bestimmter Mengen Cannabis erlaubt werden, auch der Anbau einiger Pflanzen wird erlaubt. Zum 1. Juli sollen außerdem Clubs zum gemeinsamen Anbau möglich werden. Das Gesetz soll in der Woche ab dem 19. Februar im Bundestag verabschiedet werden.

Von Politikern verschiedener Parteien kamen wiederholt Appelle, das Vorhaben zu stoppen. Auch Bundesärztekammer, Deutscher Richterbund, Gewerkschaft der Polizei und Mediziner warnen.

Legalisiertes Rauschmittel: Die Sorgen der Eltern

Eine Cannabispflanze, aufgenommen beim Erntefest des Cannabis Social Club Hamburg. Foto: dpa/Georg Wendt

Cannabis ist eine psychoaktive Substanz aus der Hanfpflanze, die abhängig machen kann. Viele Eltern machen sich nach einer Untersuchung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) Sorgen wegen der geplanten Legalisierung der Droge für Erwachsene. Sie befürchten gravierende Folgen für ihre Kinder:

  • 63 Prozent der befragten Elternteile mit Kindern unter 18 Jahren sorgen sich, dass die Hemmschwelle für Minderjährige sinkt, wenn Kiffen für Erwachsene legal wird, hat die in Hannover vorgelegte Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH ergeben.
  • 73 Prozent der Befragten befürchten mögliche Hirnschäden bei ihrem Nachwuchs.
  • 70 Prozent machen psychische Auffälligkeiten wie Stimmungsschwankungen oder Angstzustände Sorgen.
  • 69 Prozent der Eltern fürchten, dass ein häufiger Konsum von Cannabis Kinder und Jugendliche abhängig macht.
  • 64 Prozent denken an einen Leistungsabfall in der Schule.

Legalisiertes Rauschmittel: Die Gefahren für die Gesundheit

Cannabisblüten liegen in einem Glas. Foto: dpa/Lino Mirgeler

Der Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig rät, den legalen Erwerb von Cannabis frühestens ab 25 zuzulassen. „Die Entwicklung des Frontalhirns ist erst mit Mitte 20 abgeschlossen.“ Je jünger die Konsumenten des Rauschmittels seien , desto größer seien auch die Risiken.

Cannabinoide wirkten sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil des Frontalhirns. Wenn Jugendliche regelmäßig kifften, riskierten sie eine verminderte Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren. Die geistige Leistungsfähigkeit könne insgesamt nachlassen, zudem könnten Halluzinationen und psychotische Symptomen ausgelöst werden.

„Wenn Jugendliche regelmäßig kiffen, riskieren sie eine Minderung dieser Fähigkeiten“, warnt Korte. „Sie reagieren impulsiver und können sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.» Außerdem könne starker Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktivieren, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen können.

Legalisiertes Rauschmittel: Die Gefahren von regelmäßigem Konsum

Justin Onyechi vom Präventionsteam der KKH betont, das Risiko einer späteren Abhängigkeit sowie des Konsums weiterer Drogen erhöhe sich drastisch, wenn Cannabis schon im Jugendalter regelmäßig konsumiert werde.

Nach Angaben von Experten zeigen sich bei gewohnheitsmäßigen Konsumenten anhaltende Auffälligkeiten bei der Kognition – also bei allen Vorgängen hinsichtlich der geistigen Wahrnehmung und der Denkprozesse wie abstraktem Denken, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Lernvermögen.

Ein erhöhtes Risiko für irreversible (unumkehrbare) kognitive Einbußen wird demzufolge insbesondere für diejenigen befürchtet, die mit dem Cannabiskonsum bereits in der Kindheit oder frühen Jugendzeit beginnen. Das hat demzufolge negative Effekte vor allem in den Bereichen psychomotorische Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Planungsfähigkeit.

Info: Cannabis-Legalisierung

Uruguay
Andere Länder haben Cannabis bereits legalisiert. Als weltweit erstes Land hatte Uruguay 2013 den Konsum, Verkauf und Anbau von Cannabis legalisiert.

Niederlande
Noch früher duldeten die Niederlande in den 1970er-Jahren Verkauf und Konsum von sogenannten weichen Drogen. Das Land gilt seit Jahrzehnten als „Kiffer-Paradies“ Coffeeshops dort dürfen zwar Cannabis verkaufen, Anbau und Großhandel sind aber verboten - die Läden müssen sich ihre Ware illegal besorgen. e
Thailand/USA
In Thailand wurde Cannabis 2022 von der Liste illegaler Drogen gestrichen. Auch in Teilen der USA blüht das Geschäft mit dem Rauschmittel.