Die S-Bahn hält. Foto: StN

Das Metropolticket für Bus und Bahn wird von weit mehr Fahrgästen gelöst als zunächst angenommen. Bereits im zweiten Jahr wurde es rund 250.000-mal verkauft. Die Partner machen mit dem vergünstigten Angebot sogar Gewinn.

Das Metropolticket für Bus und Bahn wird von weit mehr Fahrgästen gelöst als zunächst angenommen. Bereits im zweiten Jahr wurde es rund 250.000-mal verkauft. Die Partner machen mit dem vergünstigten Angebot sogar Gewinn.

Stuttgart - Seit dem 1. Januar 2012 ist das Metropoltagesticket erhältlich. Damit können Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs täglich ab neun Uhr alle rund 1500 Bus- und Bahnlinien bis zum Interregio-Express in 20 Städten und Landkreisen zwischen Heilbronn und Sigmaringen besteigen. Nur die Fernzüge sind ausgenommen. Der Preis stieg seitdem von 18,50 über 19,50 auf jetzt 20 Euro an. Dafür kann ein Erwachsener mit Kindern und Enkeln bis einschließlich 14 Jahren in unbegrenzter Zahl auf Reisen gehen. Bis zu vier weitere Erwachsene zahlen jeweils vier Euro extra. Dazu gibt es Ermäßigungen in Sehenswürdigkeiten wie der Mitmachausstellung „Experimenta“ in Heilbronn oder der Kunsthalle Tübingen. Zum Vergleich: Das Baden-Württemberg-Ticket der Bahn, mit dem einem das ganze Land offensteht, kostet bei gleichen Ergänzungen 23 Euro für die Hauptperson.

Fast drei Jahre hatte es zuvor gedauert, bis sich die Träger der neun beteiligten Verkehrsverbünde einig waren. Das Problem: Der Bahn drohte durch die Umsteiger vom Baden-Württemberg-Ticket auf die Metropolversion ein Verlust von knapp einer Million Euro jährlich, von der die Stadt- und Landkreise die Hälfte übernehmen sollten. Insbesondere Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) aus Stuttgart verkämpfte sich aber für das Ticket, um die sogenannte europäische Metropolregion „im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar“ zu machen.

In der Rückschau hätten sich die politisch Verantwortlichen weniger Sorgen machen können. „Es gab so viele neue Fahrgäste, dass der fehlende Betrag ohne öffentliche Zuschüsse ausgeglichen werden konnte“, sagt Horst Stammler, kaufmännischer Geschäftsführer des federführenden Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS). 200.000 Metropoltickets wurden 2012 gelöst. Ein Jahr später sind die Verkaufszahlen zwar noch nicht aus der gesamten Metropolregion in Stuttgart eingegangen, eine Sprecherin des VVS sagt jedoch: „Nach den bisherigen Ergebnissen gehen wir von einer Steigerung um 25 Prozent auf 250.000 Stück aus.“ Damit fährt das Metropolticket in die Gewinnzone, an der alle Partner teilhaben.

Während das Tagesticket vom Start weg zum Renner wurde, ist die wichtige nächste Stufe des Metropolfahrscheins – das Einzelticket – im Startblock sitzen geblieben. Mit dem Einzelticket, das eigentlich im Jahr 2013 Wirklichkeit werden sollte, wären für 85 Cent zusätzlich zum Bahn-Tarif auch noch Busse und Stadtbahnen an Start- und Zielort zur Verfügung gestanden. Damit der Fahrgast aus Heilbronn am Hauptbahnhof nicht erst überlegen muss, ob er eine Stadtbahn sucht oder doch lieber das Taxi nimmt. Wäre die Stadtbahn schon im Preis inbegriffen, gewinnt nach Ansicht der Experten fast automatisch der Nahverkehr. So sollte etwa eine Fahrt von Reutlingen nach Tübingen nach dem Preisstand von 2011 nur noch 6,15 anstatt 9,40 Euro kosten.

Der Verkehrsverbund von Schwäbisch Hall konnte sich allerdings nicht dazu durchringen, den Zuschlag mitzufinanzieren, und inzwischen hat sich das Thema ganz erledigt. „Mit der begrüßenswerten Initiative des Landes, einen Landestarif einzuführen, haben wir unsere Aktivitäten eingestellt“, sagt der technische VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat Anfang des Monats im Gespräch mit den Stuttgarter Nachrichten angekündigt, dass er bis 2016 einen Landestarif zunächst für alle Schienenfahrzeuge des Nahverkehrs stemmen will, bei dem ebenfalls alle Busse und Stadtbahnen an Start- und Zielort inbegriffen sein sollen. Während bisher die Bahn und die anderen beteiligten Unternehmen die Preise für dieses Angebot machen, würde dann die Politik bestimmen. In einem zweiten Schritt, für den Hermann keinen Zeitpunkt nannte, soll das Landesticket auf alle rund 600 Busunternehmen in Baden-Württemberg ausgedehnt werden, so dass auch hier Umstiege möglich sind.

Winfried Hermann hatte 2011 bereits in Aussicht gestellt, 500.000 Euro zum Metropoltagesticket und 175.000 Euro zur Einführung des Metropol-Einzeltickets beizusteuern. Beide Zuschüsse kann sich das Land nun sparen. Ein günstiges Landesticket soll ohnehin mehr bieten als ein Metropol-Einzelticket.