Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Foto: AFP/THOMAS KIENZLE

Nach über einem Jahrzehnt erscheint ein Bundesverteidigungsminister beim schwäbischen Waffenhersteller Heckler & Koch. Um was ging es bei dem Besuch von Boris Pistorius?

Erstmals seit 14 Jahren hat ein Bundesverteidigungsminister die schwäbische Waffenschmiede Heckler & Koch besucht. Boris Pistorius (SPD) habe sich am Mittwoch in Oberndorf einen Eindruck von dem Bundeswehr-Ausrüster gemacht und sei „sichtlich beeindruckt von der Produktionsstätte und dem Qualitätsverständnis des Waffenherstellers“ gewesen, teilte die Firma am Donnerstag mit. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums wollte sich nicht zu dem Termin äußern. Heckler & Koch stellt seit Jahrzehnten Handfeuerwaffen für die Bundeswehr her, 2022 bekam die Firma einen Auftrag über 120 000 Sturmgewehre.

2009 hatte der damalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CSU) H&K besucht. In den Jahren danach war das Verhältnis zwischen der Spitze des Ministeriums und der Waffenfirma wegen eines Streits um die Treffsicherheit des Sturmgewehrs G36 belastet. 2016 musste das Ministerium der damaligen Ressortchefin Ursula von der Leyen (CDU) eine Niederlage vor Gericht einstecken.

Heckler & Koch inzwischen wieder auf Kurs

Die Firma war damals wirtschaftlich angeschlagen, der Schuldenberg war hoch. Nach einem Eigentümerwechsel und dringend benötigten Investitionen ist Heckler & Koch inzwischen aber wieder auf Kurs. Der Besuch von Minister Pistorius verdeutlicht, dass sich die Beziehung zwischen der Ministeriumsspitze und der Firma wieder normalisiert hat. Dem größten deutschen Hersteller von Handfeuerwaffen kommt auch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine eine besondere Bedeutung zu.

Der Mitteilung zufolge versicherte Firmenchef Jens Bodo Koch dem Minister, dass seine Firma gut vorbereitet gewesen sei auf die von der Bundesregierung ausgerufene „Zeitenwende“, um alle bestehenden Bestellungen fertigzustellen und zeitgerecht auszuliefern. Heckler & Koch hat nicht nur die Bundeswehr, sondern auch Lettland, Litauen, Frankreich, Norwegen und die US-Marines als Kunden.