Früher waren sie Bündnisgenossen im Kampf gegen Stuttgart 21 – nun vertiefen sich die Gräben zwischen dem Aktionsbündnis und dem BUND. Letzterer hat den Kampf gegen das Großprojekt aufgegeben – dies kritisiert das Bündnis scharf.
Stuttgart - Die Gräben zwischen früheren Bündnisgenossen gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 haben sich vertieft – weil der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) jetzt keinen Ausstieg mehr fordert, sondern die Ergänzung durch die Erhaltung von acht oberirdischen Gleisen des Kopfbahnhofs.
Dass die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender und der Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer im Interview mit unserer Zeitung von einer Neuorientierung angesichts der fortgeschrittenen Bauentwicklung bei S 21 sprachen, sei perfide, meint Werner Sauerborn, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen S 21. Das hat er am Mittwoch an Mitkämpfer in den eigenen Reihen gemailt.
Der BUND, der 2014 das Aktionsbündnis verließ, habe die Neupositionierung schon im Gefolge der Volksabstimmung über S 21 vollzogen und „seither allenfalls noch Nebenkonflikte um Eidechsen und Juchtenkäfer verfolgt“. Trotzdem behaupte er nun, „er hätte bisher tapfer gekämpft und müsse sich jetzt erst geschlagen geben“. Auch in einer Pressemitteilung des Bündnisses, in der sich Co-Sprecher Norbert Bongartz äußerte, heißt es: Der dem Umwelt- und Naturschutz verpflichtete Verband habe jahrelang dem Faktenschaffen der Bahn im Wesentlichen tatenlos zugesehen und das Konzept Umstieg 21 diskreditiert.
Aktionsbündnis ist Haltung des BUND Dorn im Auge
Dem Bündnis ist nicht nur ein Dorn im Auge, dass der BUND nur die Hälfte der oberirdischen Gleise im Kopfbahnhof erhalten will. Der Verband akzeptiere auch gravierende Mängel des Projekts. Gemeint sind damit: „Tunnelbau und Schienenverkehr im Anhydrit mit Dauer-Störanfälligkeit, fehlender Brandschutz, erhöhtes Risiko von Überflutung, Terror-Risiken und weiterer klimabelastender Betonverbrauch“.
Der BUND schlage sogar noch weitere Tunnel nördlich des Hauptbahnhofs vor. Gemeint ist die sogenannte P-Option. Auch die „stadtklimatisch unverantwortliche Bebauung“ des frei werdenden Gleisvorfelds scheine ihm kein Problem zu sein. Dass der BUND die Gäubahnstrecke erhalten und den umstrittenen Tiefbahnhof am Flughafen streichen möchte, gefällt dem Bündnis besser. Sollte die Bahn sich den „für sie gesichtswahrenden Vorstoß des BUND zu eigen machen, wären dem Projekt S21 zweifellos einige besonders toxische Giftzähne gezogen“, erklärte das Bündnis. Doch dies sei zu wenig.