Baran Kücük mit Peer Steinbrück: Der 16-Jährige will selbst in die Politik. Foto: privat

Der 16-jährige Schüler Baran Kücük aus dem Steckfeld hat am Samstag beim Bürgerkonvent der SPD in Berlin mitgemischt.

Steckfeld - Er spricht schon von „unserer Partei“, wenn er die SPD meint. Dabei ist Baran Kücük gar kein Mitglied der Sozialdemokraten. Doch das ist nur noch eine Formalie, wie der 16-jährige Schüler aus dem Steckfeld versichert. „Ich habe mich jetzt für die SPD entschieden, die Partei passt am besten zu meiner Meinung.“ Die letzte Bestätigung, die Baran Kücük für seinen Beschluss offenbar gebraucht hatte, war sein Besuch in Berlin am Samstag, 2. März.

Der junge Mann war einer von 300 Deutschen und der einzige Stuttgarter, der in der Hauptstadt beim Bürgerkonvent der SPD mitgemischt hat. Der Konvent ist eine Veranstaltung, bei der die Sozialdemokraten Bürger mit ihren Ideen zu Wort kommen lassen. Aus mehreren hundert Vorschlägen haben es elf in die engere Auswahl geschafft. Sie sollen ins Programm der SPD für die Bundestagswahl einfließen, das die Genossen bei ihrem Parteitag Mitte April in Augsburg beschließen.

An zwei Ideen war Baran Kücük beteiligt

Baran Kücük war an zwei dieser elf Ideen maßgeblich beteiligt: Zum einen ist er der Meinung, dass die Wasserversorgung auf keinen Fall privatisiert werden darf. Darüber wird aktuell auf EU-Ebene gestritten. Zum anderen will der Steckfelder, dass nicht die Bürger für die Entsorgung von Atommüll bezahlen müssen, „sondern die Profiteure“, wie Baran Kücük sagt.

Sein wichtigstes Thema ist allerdings ein anderes. Er setzt sich dafür ein, dass junge Leute künftig den Doppelpass bekommen. Er selbst ist auf dem Papier Türke. Noch. Baran Kücük hat nämlich beschlossen, bald Deutscher zu werden. „Ich sehe meine Zukunft hier.“ Dass sich Menschen mit ausländischen Wurzeln für eine Staatsbürgerschaft entscheiden müssen, „ist in meinen Augen eine Ungerechtigkeit, eine Diskriminierung“, sagt er. „Man wird gezwungen, eine Identität aufzugeben.“

Da es längst zum Portfolio der Sozialdemokraten gehört, dass Menschen wie Baran Kücük nicht mehr die Qual der Wahl haben, musste der Steckfelder am Wochenende in Berlin niemanden von seinen Ansichten überzeugen. Ihm blieb letztlich nur, Danke zu sagen.

Der Schüler ist vor großen Namen nicht zurückgeschreckt

Genau das hat Baran Kücük getan. Dabei ist er nicht vor großen Namen zurückgeschreckt. Er hat einen günstigen Moment abgepasst – und den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück angesprochen. „Im ersten Moment war ich sehr aufgeregt“, sagt der Schüler. „Aber ich wollte unbedingt mit ihm reden. Was mich gefreut hat: Herr Steinbrück hat sich die Zeit für mich genommen.“ Dasselbe galt für Sigmar Gabriel. Den hat Baran Kücük in einer Pause erwischt, als der SPD-Chef mit einem Kaffee am Laptop saß. Das war die Gelegenheit für den Steckfelder, mit Gabriel über dessen Türkei-Reise zu sprechen. Dort war Gabriel vor wenigen Tagen.

In diesem Jahr macht Baran Kücük seinen Abschluss an der Robert-Koch-Realschule in Vaihingen. Anschließend will er an ein berufliches Gymnasium. Und für die Zeit danach hat der 16-Jährige ebenfalls Pläne: „Auf jeden Fall Politik“, sagt er. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“ Muss er vermutlich auch gar nicht. Baran Kücük redet nämlich wie ein Politiker, er rattert seine Argumente herunter, als wären es Vokabeln aus dem Englischunterricht. Ein politisches Vorbild hat er übrigens schon: „Mein Lieblingspolitiker ist Willy Brandt“, sagt er. „Er war der beste Bundeskanzler, den Deutschland je hatte.“

Aber auch Peer Steinbrück hat ihm gut gefallen. „Er ist so offen gewesen“, sagt Baran Kücük. „Das fand ich wirklich toll.“ Am Samstag, 2. März, hat der Schüler den Kanzlerkandidaten übrigens lieber gesiezt – obwohl er weiß, dass das Du zur SPD gehört wie die rote Farbe im Parteilogo. Noch ist Baran Kücük ja kein richtiger Genosse. Beim nächsten Treffen sagt er dann bestimmt Peer.