Die Schüler präsentieren Jürgen Kessing (hinten links) und Stefan Ranzinger einen Prototyp des Sitzwürfels. Foto: privat

Was, bitteschön, sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen? Schüler aus Bietigheim-Bissingen wollen eine Wissenslücke schließen.

Armut in jeder Form und überall beenden. Gesundheit und Wohlergehen. Hochwertige Bildung weltweit. Bezahlbare und saubere Energie. Weltweit Klimaschutz umsetzen . . . Das sind fünf von insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen, für die sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen (UN) verpflichtet hat. Für eine bessere Zukunft unterstreicht die Agenda 2030 die gemeinsame Verantwortung aller Akteure: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft – und jedes einzelnen Menschen.

Doch wer kennt diese 17 Ziele überhaupt, die da bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen? Oder gar im Detail? Vermutlich nicht allzu viele. Die Schüler des Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen (BSZ) sind gerade dabei, das zu ändern. Sie wollen die Nachhaltigkeitsziele der UN publik machen. Die Idee: Aus Holz und recycelbaren Folien sollen Sitzwürfel entstehen – 17 an der Zahl, einer für jedes Nachhaltigkeitsziel.

Alle Seiten des Würfels enthalten Informationen

Weil Würfel bekanntlich sechs Seiten haben, wird nicht nur das Nachhaltigkeitsziel selbst drauf zu lesen sein. Sondern auch das dazugehörige Symbol, ein QR-Code und Fragen samt Antworten. Zum Beispiel beim Ziel Nummer sieben, „bezahlbare und saubere Energie“: Wo in Bietigheim-Bissingen findet man so etwas? Und wo im Landkreis? Die Antworten lauten Enzkraftwerk und Windrad in Ingersheim. Sie stehen ebenfalls auf dem Sitzwürfel. Beziehungsweise werden dort stehen, wenn das Ganze dann fertig ist.

Denn noch steht das Projekt erst in den Startlöchern. Die Ausarbeitung des pädagogischen Konzepts übernimmt der Seminarkurs für Nachhaltigkeit der Oberstufe – sie liefern also quasi die Aufschriften für die Sitzwürfel. Schüler des sechsjährigen Technischen Gymnasiums designen gerade die Prototypen. Die Fertigstellung ist für Ende des Schuljahres geplant.

Im neuen Schuljahr dann soll das Projekt nach außen getragen werden. Und zwar in alle anderen Schulen in Bietigheim-Bissingen. Eine Gruppe von Schülern wird das Projekt und die Nachhaltigkeitsziele dort jeweils vorstellen und die Sitzwürfel mitbringen. Diese bleiben dann für sechs bis zehn Wochen in der jeweiligen Schule als eine Art Wanderausstellung. Zudem will das BSZ die Würfel auch selbst nutzen, etwa zum Tag der offenen Tür oder bei Projekttagen der Schule, die sich selbst der Nachhaltigkeit verschrieben hat.

Die jungen Menschen der Schulen in Bietigheim-Bissingen sollen also zu Multiplikatoren in Sachen Nachhaltigkeit werden. „Eine ganz schön wichtige Sache“, wie Stefan Ranzinger, Leiter des BSZ, findet. „Nachhaltigkeit ist das große Thema.“ Auf den Sitzwürfeln seien die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ansprechend dargestellt, so ließen sich spielerisch die Inhalte erlernen.

Stadt will in rund zehn Jahren klimaneutral sein

Anstoß zu dem Projekt gab das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das BSZ in Bietigheim-Bissingen ist eine von 16 Schulen in Baden-Württemberg, die daran teilnehmen. Kooperationspartner ist die Stadt. Aus guten Grund, so der Oberbürgermeister Jürgen Kessing. „In Bietigheim-Bissingen wird schon viel gemacht, aber viele Leute wissen das gar nicht.“ Zu den Nachhaltigkeitszielen der Stadt zähle vor allem der Klimaaktionsplan 2035, mit dem die Stadt in rund zehn Jahren klimaneutral werden will.