Flächenbrände gab es auch in diesem Jahr bereits – sie konnten schnell gelöscht werden. Das Foto stammt von einem Einsatz in Murrhardt im vergangenen Sommer. Foto: Archiv SDMG/Kohls

Kernen, Schorndorf und Fellbach sperren als erste Kommunen im Landkreis öffentliche Grillplätze. Experten der Feuerwehr, von ForstBW und des Deutschen Wetterdiensts warnen vor weiter steigender Brandgefahr in Wäldern.

Seit Wochen hat der Rems-Murr-Kreis mit einer trockenen und heißen Witterung zu kämpfen. Die trockene Phase bringt allerdings nicht nur Sonnenschein und sommerliche Temperaturen mit sich, es steigt auch die Gefahr von Waldbränden. Die ausgedehnten Waldgebiete und Wiesen in der Region sind anfällig für Brände, insbesondere unter den gegenwärtigen klimatischen Bedingungen. Experten warnen vor den potenziellen Gefahren und betonen die Dringlichkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um mögliche Brände frühzeitig zu verhindern. Martin Röhrs, der Leiter des Forstbezirks Schwäbisch-Fränkischer Wald, ist verantwortlich für rund 16 00 Hektar Fläche Staatswald. Er spricht dabei eine deutliche Warnung aus: „Mit der trockenen Witterung wächst die Gefahr von Bränden im Wald und auf Wiesen im Rems-Murr-Kreis.“

Sonnwendfeuer abgesagt, Grillstellen gesperrt

Zwar seien derzeit die Grillstellen in seinem Zuständigkeitsbereich noch nicht gesperrt. Das könne allerdings in den kommenden Tagen noch folgen. Dass das Sonnwendfeuer am Samstag auf dem Kappelberg wegen der Brandgefahr präventiv abgesagt wurde, hält er für richtig. „Ein großes Feuer, hoch aufgetürmt in Waldnähe, birgt bei dieser Wetterlage ein sehr großes Risiko, wenn durch den starken Wind Funken in Richtung Wald geweht und auf dem trockenen Boden angefacht werden, sagt Martin Röhrs.

Von diesem Freitag an sperren Fellbach und Schorndorf ihre öffentlichen Grillstellen. In Kernen ist das bereits geschehen: An den bekannten Grillstellen „Blaues Loch“ und „Im Täle“ ist das Grillen oder Entzünden von Feuer bis auf Weiteres untersagt, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde. Versehen ist sie mit einem Appell an Grundstückbesitzer, kein offenes Feuer zu entfachen. In Weinstadt will man noch abwarten und richtet sich nach dem Waldbrandgefahrenindex (WBI) des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Erst wenn dort die höchste Gefahrenstufe erreicht sei, will man Grillplätze sperren.

Wetterdienst erstellt Waldbrandgefahrenindex

Der Gefahrenindex des Wetterdienstes dient als „Entscheidungshilfe für Behörden“. Darin beschreiben die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst, wie groß das potenzielle Risiko ist, dass es in bestimmten Gebieten der Bundesrepublik zu Waldbränden kommen kann. Die Skala des Indexes reicht von 1 (sehr geringe Gefahr) bis maximal 5 (sehr hohe Gefahr). Der Rems-Murr-Kreis erreicht voraussichtlich am Wochenende die Stufe vier und könnte in den kommenden Tagen auch noch auf die maximale Eskalationsstufe fünf klettern.

Zur Berechnung des Brandrisikos im Landkreis werden Wetterdaten von zwei Messstationen verwendet – die eine in Großerlach-Mannenweiler, die andere in Kaisersbach-Cronhütte. „Deren Daten werden automatisiert erfasst und ans Rechenzentrum weitergeleitet“, erklärt Meteorologe Wolfgang Kurtz. „Nach einer Qualitätskontrolle fließen sie in unsere komplexen Modellberechnungen ein.“ Maßgeblich sind dabei unter anderem Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Niederschlagsmenge und Sonneneinstrahlung. Anhand dieser Werte berechnen die Fachleute die sogenannte Wasserbilanz aus. Auch die Bodenbeschaffenheit, Vegetation und ähnliches spielten dabei eine Rolle. Wichtig sei auch die Windgeschwindigkeit. Sie wirkt sich auf die „potenzielle Verbreitungsgeschwindigkeit“ eines Feuers aus. „Das kennt jeder aus eigener Erfahrung beim Grillen, wenn es windig ist, wird das Feuer stärker angefacht“, erklärt Kurtz. Am Ende der Berechnungen ergibt sich die entsprechende Warnstufe. Welche Konsequenzen daraus abgeleitet werden, ist letztlich die Entscheidung der Behörden vor Ort.

Hauptursache ist immer noch der Mensch

„Das Waldbrandrisiko ist derzeit wirklich sehr hoch“, warnt Forstwirt Martin Röhrs. Er und seine Mitarbeiter richten ihren Blick nicht nur auch auf die Tabelle des täglich aktualisierten Waldbrandgefahrenindexes, sondern auch auf die unmittelbare Situation in den Wäldern. „Entscheidend ist neben der Witterung hierbei auch die große Brandlast von trockenem Material wie Blättern, Nadeln, trockenen Ästen und abgestorbener krautiger Vegetation am Boden“, erklärt er. Seit Jahren sei es zu trocken im Wald. „Der Grundwasserpegel, mal abgesehen vom kurzfristigen Anstieg nach Niederschlägen, ist von 2003 bis heute gesunken.“ Die Schüttung bei manchen Quellen (die Abflussmenge an Wasser in einer bestimmten Zeit) um rund ein Drittel.

Neben der Trockenheit „ist die Hauptursache für Waldbrände immer noch der Mensch“, ergänzt Andreas Wersch, Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes: „Nicht nur die oft zitierte weggeworfene Zigarettenkippe, auch das außer Kontrolle geratene Feuer am Waldrand, die verlassene Grillstelle, bei der sich Glutreste bei einem Windstoß erneut entfachen und ausbreiten, sind Ursache für Waldbrände.“ In den trockenen Jahreszeiten komme das relativ oft vor: Meist seien es Wiesengrundstücke, die brennen und sich gegebenenfalls auf den Waldbereich ausdehnen. Wirklich große Waldbrände gab es laut Wersch in den vergangenen Jahrzehnten im Rems-Murr-Kreis nicht. „Das geht immer wieder glimpflich aus, weil Feuer schnell entdeckt und gemeldet werden, und die Feuerwehr dank der Tanklöschfahrzeuge mit 2400 bis 4000 Litern Wasser rasch zum Löschen kommen.“ Auch Hubschrauber der Bundeswehr mit Behältern bis zu 4000 Litern Wasser könnten eingesetzt werden.

Zur frühzeitigen Erkennung von Bränden seien in Baden-Württemberg auch sogenannte „Luftbeobachter“ im Einsatz: in der Regel Piloten in Privatflugzeugen, die im Auftrag bei ihren Flügen den Wald beobachten. Unerlässlich seien bei der Bekämpfung von Waldbränden allerdings die Hinweise von aufmerksamen Waldbesuchern, die Feuer und Rauch rasch meldeten: per Telefon unter der Notrufnummer 112.