Nicht komplett Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Die Stadt Böblingen will ein Pilotprojekt starten: Mitarbeiter in den Kindertageseinrichtungen sollen sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen können. In Sindelfingen besteht bereits ein ähnliches Angebot, auch das Land ermöglicht die Tests.

Böblingen - Böblinger Schnelltest-Initiative für Kita-Personal hat die Stadtverwaltung ihr Pilotprojekt getauft. Es soll am Freitag, 29. Januar, der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Aber die Landtagsabgeordnete Thekla Walker (Grüne) freut sich schon jetzt über die Idee ihres Parteifreundes Stefan Belz. Der Oberbürgermeister will den Mitarbeitern der Notbetreuung wohl Gutscheine für Antigen-Schnelltests zur Verfügung stellen. Vom CDU-geführten Kultusministerium fordert die Grüne ein solches Konzept für das ganze Land. Aber es gibt bereits ähnliche Angebote: Auch in Sindelfingen oder Herrenberg können sich die Kita-Betreuer bei Bedarf auf das Coronavirus testen lassen.

Hervorragender Vorstoß in Böblingen

Der Corona-Ausbruch in einer Freiburger Kita rückt das Böblinger Pilotprojekt ins politische Rampenlicht. Ein Erzieher trug das Virus in die Kita. Er hatte zunächst keine Symptome. Erst als er unter Geschmacksverlust litt, ließ er sich testen – aber da hatte er die Infektion schon weitergegeben. Für die Notbetreuung in den Kitas seien Schnelltests deshalb eine „zwingend notwendige Voraussetzung“, findet Thekla Walker. Sie müssten umgehend wie in den Pflegeheimen als Hilfsmittel in den Kitas und sonderpädagogischen Einrichtungen angewandt werden – und später auch in den Schulen.

Für den sofortigen Start biete sich die Stadt Böblingen an, erklärt die Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Böblingen. Die Initiative nennt sie „einen hervorragenden Vorstoß“. Dort könne ein Konzept für eine Teststrategie erprobt werden. Die Stadt und der gesamte Landkreis seien auch gut aufgestellt, was die Angebote an Schnelltestzentren angehe, lobt sie. Das Geld für die Ausweitung des Testangebots sei im Landeshaushalt vorhanden. Der Wunsch nach einem solchen Angebot sei ebenso groß sowie die Unsicherheit, hat Thekla Walker aus vielen Gesprächen erfahren. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert kostenlose Schnelltests für die Kita-Angestellten.

Testen nach Bedarf im Rathaus

Die Stadt Sindelfingen bietet schon jetzt allen Mitarbeitern – und dazu gehören die Erzieherinnen der städtischen Kitas – die Möglichkeit für kostenlose Antigen-Schnelltests an. Getestet wird nach Bedarf, wenn Mitarbeiter beispielsweise beruflich viele Kontakte haben, im privaten engeren Umfeld mit Personen der Risikogruppen zusammenkommen oder Kontakt zu einem Verdachtsfall hatten, erklärt die Verwaltung. Getestet wird direkt im Sindelfinger Rathaus in einem abgetrennten Bereich. Den Abstrich machen Kollegen der Feuerwehr, die darin geschult wurden.

Die Kitas stünden außerdem in engem Austausch mit dem Coronakrisenstab der Stadt und den Kollegen in der Kontaktkettenverfolgung, teilt die Verwaltung weiter mit. Dadurch sei neben den Testmöglichkeiten „eine schnelle Reaktion und Unterbrechung der Kontaktketten möglich“. Trotzdem treten immer wieder Coronafälle auf. Aktuell ist eine Einrichtung der Notbetreuung deshalb geschlossen.

Die Stadt Herrenberg sieht derzeit keine keine Schnelltests für Kita-Mitarbeitende vor. Seit den Sommerferien gebe es von Seiten des Landes eine Teststrategie, nach der Kita-Personal Testberechtigungen erhalte, heißt es aus dem Rathaus. Damit könnten sich die Mitarbeiter bei ihrem Hausarzt, einem Schwerpunktarzt oder einem Testzentrum testen lassen – je nach Verfügbarkeit über Corona- oder Schnelltests. Die Berechtigung werde vom Arbeitgeber, beispielsweise der Kita-Leitung, ausgestellt. „Nicht alle Mitarbeitenden nehmen dieses Angebot wahr“, teilt die Stadt mit. Seit dem Lockdown gab es in den Herrenberger Kitas laut dem Fachamt keine weiteren Corona-Fälle.

Zuständigkeit beim Sozialministerium

Die Kultusministerin Suanne Eisenmann sieht jedoch das von den Grünen geführte Sozialministerium in der Pflicht. Sie habe bereits einen Vorschlag für eine deutliche Erweiterung der Schnelltests gemacht, ließ die CDU-Spitzenpolitikerin erklären. „Diese Ressortaufteilung sollte Frau Walker klar sein, so sehr wir uns auch darüber freuen, dass sie die Ausweitung der Testungen positiv sieht und Böblingen als Pilotprojekt vorschlägt und bestätigt, dass entsprechende Mittel für die zur Verfügung stehen“, heißt es aus dem Kultusministerium. Das Sozialministerium solle die Zeit nutzen und bis zu den Schulöffnungen, um entsprechende Vorkehrungen für landesweite Teststationen zu organisieren und vorzubereiten.