Fast kein Durchkommen war mehr am Mittwochabend. Foto: Eibner-Pressefoto/Dennis Duddek

Es duftet appetitlich aus den Gastrozelten, von der Bühne klingt Musik, an den Tischen genießen die Gäste warme Speisen und kühle Drinks. Es ist wieder soweit: In Böblingen ist seit Mittwochabend Schlemmen am See angesagt.

Kein Durchkommen gibt’s mehr am frühen Mittwochabend beim Auftakt von Schlemmen am See. Schon vor dem eigentlichen Programmauftakt um 19 Uhr bilden sich lange Schlangen vor den Gastrozelten und Getränkeständen, die Bierzapfhähne sind in Dauerbetrieb und die Bierbänke füllen sich zusehends mit zufrieden lächelnden Gästen, die sich mit Aperol Spritz zuprosten oder sich hungrig über ihren Rostbraten hermachen. Viel besser könnte der Auftakt für das fünftägige Kulinarik-Festival rund um den Unteren See kaum ausfallen – auch wenn der genervte Herr, der um kurz nach halb acht versucht, einen Zwillingskinderwagen vom Elbenplatz in Richtung Parkstraßen-Bühne zu schieben und dabei nur zentimeterweise vorankommt, da vermutlich gerade anderer Meinung ist.

Latino Vibes und Mississippi-Flair

Von der Venezia-Bühne an der Parkstraße schickt die Band Aire Latino südamerikanische Vibes in Richtung der schattigen Sitzplätze unter den Bäumen. Auf der anderen Seeseite am Elbenplatz verbreitet die Band Los Crazy Locos mit der Refrain-Zeile „rollin’ on the river“ aus dem Song „Proud Mary“ New-Orleans-Flair. In der herrlich warmen Abendsonne fühlt sich Böblingen in diesem Moment ein bisschen so an wie ein perfekter Urlaubsort irgendwo zwischen Mittelmeer und Mississippi. Die entspannte Atmosphäre überträgt sich auch auf die Gäste. Jana und Nico, ein junges Pärchen, das vor nicht allzu langer Zeit nach Aidlingen gezogen ist, steht lächelnd hinter einer langen Reihe Wartender vor dem Zelt des zum Sindelfinger Mariott-Hotels gehörenden The Local. Die beiden sind zum ersten Mal beim Schlemmen am See und haben sichtlich Spaß an diesem Fest. Ein paar Meter weiter bewundern Stefan und Elke Erlauer die Auslage der Böblinger Patisserie Seelenschmeichler, die mit Eclairs, Schoko-Maracuja-Törtchen und anderen Leckereien lockt. „Wir sind jedes Jahr hier“, sagt das Böblinger Ehepaar, das sich später am Abend auch noch das Feuerwerk anschauen will. An dem Fest haben sie eigentlich nichts auszusetzen – außer vielleicht an der Preisgestaltung einiger Anbieter. Außerdem sei es ein wenig schade, dass es die dritte Bühne bei der Wandelhalle nicht mehr gibt.

Stuttgarter Cocktail-Könige adeln Festival

Die fehlende Bühne stört den Schönbuch-Bräu-Chef Werner Dinkelaker überhaupt nicht. „Die Leute sind doch vor allem zum Schwätzen hier und nicht zum Musikhören“, sagt er, während er zwei frisch gezapfte Biere an seinen Tisch trägt. Welchen Ruf das Festival mittlerweile genieße, zeige sich seiner Ansicht nach unter anderem daran, dass mit Paul & George Stuttgarts Nummer-eins-Cocktailbar vertreten sei. „Die haben wegen uns sogar auf die Teilnahme am Stuttgarter Bohnenviertelfest verzichtet. Das adelt uns“, freut sich Dinkelaker über diese Ergänzung. Mit dem von Reussensteinwirt Timo Böckle eingeladenen Barteam von Brave & Bold sind noch ein paar weitere spannende Cocktail-Experten in Böblingen am Start.

Blick in die Kochtöpfe

22 Gastrobetriebe aus Böblingen und der Region nutzen das Festival als Leistungsschau. Faszinierend für die Gäste ist dabei, dass sie Küchenchefs wie Timo Böckle und Kronenwirt Tim Hornung und ihren Küchenmannschaften live zuschauen können, wie diese geschmorte Schweinebäckchen aus dem Senftopf oder Riesengarnelenschwänze auf gekräutertem Tomatenragout zubereiten.

So geht es weiter

Am Donnerstag wird ab 19 Uhr weitergeschlemmt. Auf der Bühne an der Parkstraße spielt die Band Resonance Classic-Rock-Hits in Unplugged-Version, und am Elbenplatz tritt die Soul-Urgewalt David Hanselmann auf. Weil der Donnerstag bisher noch der schwächste Tag war, haben die Veranstalter den „Big Bottle Thursday“ eingeführt. Die Idee dahinter: Wer einen Tisch für acht Personen bucht, bekommt hier eine Magnumflasche zum Preis einer regulären Weinflasche. Am Freitag, Samstag und Sonntag bieten die Gastbetriebe ab 12 Uhr einen Mittagstisch an (am Sonntag schon ab 11 Uhr). Auch auf den Bühnen startet hier das Musikprogramm bereits am Mittag. Sportliche Höhepunkte versprechen die Cycle Days am Samstag und der Böblinger Stadtlauf am Sonntag. Wer nach Festende noch nicht genug hat, geht am Donnerstag zur After-Show-Party ins Seestudio und am Freitag und Samstag in die Pille oder in den Zwinger.