Die Gewerkschaft EVG macht am Freitagmorgen mobil – auch wieder in Stuttgart. Foto: imago images/Arnulf Hettrich/Arnulf Hettrich via www.imago-images.de

Der Verkehrsbereich kommt nicht zur Ruhe: Die Gewerkschaft Verdi will Teile des deutschen Flugverkehrs blockieren – die Schwestergewerkschaft EVG den gesamten Betrieb der Deutschen Bahn und anderer Schienenkonzerne.

Ungeachtet des noch offenen Tarifausgangs im öffentlichen Dienst wird der Verkehrssektor in Deutschland in den kommenden Tagen wieder bestreikt. Dabei geht es um unterschiedliche Tarifkonflikte im Bahnbereich sowie an den Flughäfen.

Einerseits ruft die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG überall dort, wo sie derzeit Tarifverhandlungen führt, zu Warnstreiks auf – insbesondere bei der Deutschen Bahn sowie bei weiteren 48 Unternehmen des Regionalverkehrs. Demnach sollen die Gewerkschaftsmitglieder am kommenden Freitag zwischen drei Uhr am Morgen bis elf Uhr am Vormittag die Arbeit niederlegen. Die EVG geht davon aus, „dass am Freitagmorgen auf der Schiene nichts laufen wird“.

Vorerst drei Flughäfen im Norden und Westen betroffen

Die Gewerkschaft Verdi ruft an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle sowie der Personal- und Warenkontrolle tätig sind, zum ganztägigen Warnstreik auf. Dieser soll schon in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag beginnen und in der Nacht von Freitag auf Samstag enden. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder -streichungen zu rechnen, heißt es.

Nicht direkt tangiert ist damit der Flughafen Stuttgart – allenfalls einzelne Flüge könnten gestrichen werden. Da auch die großen Drehkreuze Frankfurt und München diesmal noch ausgenommen werden, dürften sich die Folgen in Grenzen halten. Allerdings ist auch an diesen Flughäfen in nächster Zeit erneut mit Blockaden zu rechnen.

Am 27. März hatten EVG und Verdi in einem gemeinsamen Megastreik den öffentlichen Verkehr im Land weitgehend lahmgelegt. Diesmal habe es keine Abstimmung gegeben, heißt es von der Eisenbahngewerkschaft.

Deutsche Bahn kritisiert die Gewerkschaft scharf

Die Deutsche Bahn (DB) verurteilt den EVG-Streik als „reine Mitgliederwerbeaktion“. Die Aktion sei „völlig unnötig“, kritisiert Personalvorstand Martin Seiler. Am Freitag, dem reisestärksten Tag der Woche, treffe er viele Pendler besonders hart. „Die EVG hat Maß und Mitte verloren und setzt nur auf Krawall“, monierte er. Hier werde „auf dem Rücken unserer Fahrgäste“ der Konkurrenzkampf mit der Lokführergewerkschaft GDL ausgetragen – „das ist nicht seriös“.

Am kommenden Dienstag sei die nächste Verhandlung – da werde sich zeigen, ob die EVG wirklich eine Lösung erreichen wolle. Die Gewerkschaft fordert einen Mindestbetrag von 650 Euro, alternativ zwölf Prozent, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die DB-Führung will bisher eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichspauschale von 2500 Euro sowie eine lineare Erhöhung zahlen – insgesamt gäbe es in den ersten zwölf Monaten ein Plus von elf Prozent, heißt es. Zuletzt hieß es vonseiten des Managements, man wolle sich am Schlichterspruch im öffentlichen Dienst orientieren.

Jahrelange Verhandlungen für die Luftsicherheitskräfte

Verdi wiederum verhandelt seit Jahren mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über die Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie über eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden für die Sicherheits- und Servicekräfte. Trotz der Streiks hat es in den Verhandlungen am 11./12. April bisher keinen Durchbruch gegeben.

Ein schriftliches Angebot des BDLS sei unzureichend und nicht einigungsfähig, da es für Arbeit an Samstagen und Sonntagen keine Verbesserungen bringe und für Arbeit in der Nacht erst ab 22 Uhr Zuschläge – der Zuschlag solle nicht auf 25 Prozent angehoben werden, betont die Gewerkschaft. Für Überstunden wollten die Arbeitgeber auch künftig faktisch keine Zuschläge zahlen. Verdi fordert den BDLS auf, am 27./28. April ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, „um weitere Streiks zu vermeiden und den Konflikt noch vor Pfingsten zu beenden“ – was sich auch als versteckte Drohung verstehen lässt.

Luftverkehrsverband berichtet von Fortschritten

Die Arbeitgeberseite schildert, dass sie am Verhandlungstisch im Bereich der Mehrarbeitszuschläge einen „deutlichen Schritt auf die Gewerkschaften zugegangen“ sei . „Auf jeden Fall müssen die Unterschiede zwischen den großen und kleineren Flughäfen wie die verschiedenen Tätigkeitsbereiche differenziert betrachtet und Regelungen flexibel vereinbart werden“, sagte Rainer Friebertshäuser, der Leiter der Tarifkommission des BDLS. Die Volatilität zwischen dem Sommer- und Winterreiseplan sei an einigen Flughäfen stark ausgeprägt. Hier müsse es Arbeitgebern und Beschäftigten ermöglicht werden, bestehende Modelle weiter durchzuführen, um die Arbeitsplätze zu erhalten.