Der Landtagsabgeordnete Sascha Binder kann angreifen – dies will er auch als Generalsekretär beweisen. Foto: dpa

Sascha Binder will Luisa Boos als Generalsekretärin der baden-württembergischen SPD ablösen. Dies ist auch eine Kampfansage an Landeschefin Leni Breymaier. Dennoch eröffnet sich mit dem Vorstoß eine neue Option, die die Lager versöhnen könnte, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Diese Vorhersage fällt nicht schwer: Sascha Binder wäre gewiss ein guter Generalsekretär der Südwest-Genossen. Er ist politisch erfahren und kann den politischen Gegner vor sich hertreiben, er hat die volle Rückendeckung der Fraktion und ist umtriebig in der Partei unterwegs. Der Stratege kann die SPD im Land sichtbarer machen. Dennoch verstärkt seine Kandidatur zunächst mal die Unruhe, weil sie auch ein offenes Misstrauensvotum gegen die Landeschefin Leni Breymaier und ihre „Generalin“ Luisa Boos ist, die – so der Vorwurf – die vergangenen zwei Jahre verplempert hätten. Sie erweckt den Eindruck, als starte die Fraktion mit Lars Castellucci und Binder an der Spitze den Großangriff.

Vielen Genossen ist klar, dass sich etwas ändern muss.

Was dies für den Mitgliederentscheid über den künftigen Vorsitz bedeutet, wird sich zeigen. Der Mehrheit der Genossen ist klar, dass sich etwas ändern muss. Zu schlecht ist vielerorts die Stimmung. Doch ein radikaler Umsturz mit einem Wechsel in beiden Ämtern käme vielen nach lediglich zwei Jahren wohl verfrüht. So ist es denkbar, dass die Basis der dort geschätzten Landeschefin zunächst den Rücken stärkt – und dabei im Hinterkopf hat, dass Binder auf dem Parteitag zum Generalsekretär gewählt werden könnte. Dies wäre ein Konsensmodell, das die Lager wieder zueinanderbringt.

Vorausgesetzt, es besteht die ehrliche Absicht zur Kooperation, denn diese wird seit Langem schmerzlich vermisst. Dazu müssten jedoch alle Beteiligten noch hart an sich arbeiten. Leni Breymaier deutet immerhin an, dass sie auch ohne „ihre“ Generalsekretärin Boos als Landesvorsitzende weitermachen würde. Dies weist den Weg: Es geht nur im Konsens. Wer jetzt den Sieg auf ganzer Linie sucht, stürzt die SPD weiter ins Chaos und lässt sie in völlige Bedeutungslosigkeit fallen.

matthias.schiermeyer@stzn.de