Bei der von Theo Rombach moderierten Diskussion zwischen dem Chef des Philologenverbands Bernhard Saur (links) und Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer gab es wenig Übereinstimmung. Foto: Thomas Krämer

Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer trifft bei einer Diskussion in Leinfelden auf den Philologen-Chef Bernd Saur.

Leinfelden - Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt dürfte für die Kultusministerin der angenehmste Programmpunkt am Donnerstagabend gewesen sein. Eine halbe Stunde später saß Gabriele Warminski-Leitheußer in einer von rund 100 Zuhörern besuchten Podiumsdiskussion Bernd Saur gegenüber. „Grün-Rot fährt das Schulsystem an die Wand.“ Mit diesem provokanten Zitat des Vorsitzenden des Philologenverbandes leitete Moderator Theo Rombach die von der VHS L.-E., dem Gesamtelternbeirat der Filderkommune sowie der Landeszentrale für politische Bildung in der Filderhalle organisierte Veranstaltung zum Thema „Bildung für alle“ ein.

Saur erneuerte seine Kritik am Kurs der Landesregierung. „Alle Versuche haben ergeben, dass das integrierte Schulsystem dem bestehenden gegliederten System unterlegen ist“, sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes. Warminski-Leitheußer verteidigte erwartungsgemäß den Plan der Landesregierung, im Land Gemeinschaftsschulen einzurichten. „Das ist kein Zwang, sondern ein Angebot“, sagte die Ministerin. Es gebe schon viele Gymnasien im Land, die kreativ neue Wege beschreiten wollen. „Diese Kreativität werden wir von ihren Fesseln befreien“, so Warminski-Leitheußer.

Dissens bei der Grundschulempfehlung

Auch in einem weiteren Punkt wurde die Erkenntnis deutlich, dass die Landesregierung und Saur über Kreuz liegen. „Uns missfällt bei dem Gesetzesentwurf zur Grundschulempfehlung, dass den aufnehmenden Schulleitern die Grundschulempfehlung nicht vorgelegt werden muss“, so Saur. Warminski-Leitheußer machte dafür den Datenschutz geltend. „Es ist ein elementares Recht der Eltern, dass sie über die Schulart ihrer Kinder selbst entscheiden können“, verteidigte sie die Entscheidung der Landesregierung. „Wir sollten Kinder nicht nach ihrer Begabung fördern, sondern begaben“, zitierte sie in diesem Zusammenhang die CDU-Politikerin Rita Süssmuth – und erntete dafür Widerspruch bei ihrem Gegenüber.

Neben den gegensätzlichen Ansichten zur Bildungspolitik gab es auch Gemeinsamkeiten. Weitgehend einig waren sich der Lehrer und die Ministerin immerhin in der Skepsis gegenüber G 8. „Das waren sachfremde Gründe“, sagte Warminski-Leitheußer und führte die gewünschten einheitlichen Standards in Europa an. „Bildung und Persönlichkeitsentwicklung brauchen Zeit“, so die persönliche Meinung der Ministerin. Genau das hatte der Philologenverband in der Vergangenheit immer wieder als Grund gegen die um ein Jahr verkürzte Gymnasialzeit vorgebracht. „Wir pfeifen auf die europäischen Standards, da das Abitur in anderen Ländern unter unserem Niveau ist“, sagte Saur. Er kritisierte jedoch den Plan der Landesregierung, das geplante freiwillige neunte Jahr an Gymnasien auf 44 Schulen zu deckeln. „Das ist Mist“, so seine deutlichen Worte. Warminski-Leitheußer will den Bildungsplan noch einmal überarbeiten und die Stofffülle reduzieren, „auch wenn das vielen Gymnasiallehrern widerstrebt.“

Unterrichtsversorgung verbessern

Die Kultusministerin will in Zukunft mehr Geld in die Bildung stecken – „eine überaus lohnende Investition“, wie sie sagte. Bei diesem Vorhaben stehe auch der Finanzminister Nils Schmid hinter ihr. Die Unterrichtsversorgung soll mit zusätzlichem Geld sukzessive verbessert werden. „Bei der Krankheitsreserve ist das Land bundesweit Schlusslicht. Das muss sich ändern“, sagte sie. Zusätzliche Mittel sollen in die Förderung der Schüler vor allem in Realschulen und im nächsten Doppelhaushalt auch an den Grundschulen fließen.