Die Trennung Kaltentals durch die Stadtbahngleise in zwei Ortsteile erträglicher zu machen, ist eines der Ziele der Sanierung. Foto: Kai Müller

Der Bezirksbeirat Süd stellt mit einem einstimmigen Beschluss für vorbereitende Untersuchungen zum Sanierungsgebiet S 31 die Weichen für die Verbesserung der Lebensqualität in Kaltental. Im November startet die Befragung der Bewohner.

Stuttgart - Die Bezirksbeiräte können es kaum fassen, dass Kaltental nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen nun tatsächlich zum Sanierungsgebiet S 31 erklärt wird. Von einem „freudigen Tag“, von „einem historischen Tag“ und gar vom „Big Bang“ wurde da gesprochen. Das Gremium fasste bei seiner Sitzung am vergangenen Dienstag den – selbstredend einstimmigen – Beschluss für den Beginn der sogenannten vorbereitenden Untersuchungen für das Gebiet Stuttgart 31 Kaltental. In der kommenden Woche wird der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats den Beschluss des Bezirksbeirats bestätigen. Damit ist der erste Schritt für eine Sanierung im Bezirk innerhalb der kommenden zehn Jahre gemacht.

Das Untersuchungsgebiet wird erweitert

Altraut Schiller vom Stadtplanungsamt erklärte am Dienstag das weitere Prozedere und stellte in Aussicht, dass die ersten Planungen schon Mitte 2017 zur Diskussion gestellt werden können. „Nun geht doch alles auf einmal sehr schnell“, freute sich der Bezirksvorsteher Raiko Grieb.

Die vorbereitenden Untersuchungen als erster Schritt vor dem Antrag auf Fördermittel werden zwingend durch das Baugesetzbuch verlangt. Im Falle Kaltental werden sie in den kommenden Monaten in einem weit größeren räumlichen Umfang gemacht als dies von den Gutachtern vorgeschlagen worden war. Diese hatten 2012 die Überschneidung von städtebaulichen und sozialen Missständen entlang der Schneise durch die Stadtbahn gesehen. Jetzt werden bei der Untersuchung auch Flächen an beiden Hängen mit einbezogen. „Das spätere Sanierungsgebiet muss aber nicht im Bereich der vorbereitenden Untersuchungen liegen“, betonte Schiller. Diese Vorarbeiten dienten lediglich dazu, die Ziele der städtebaulichen Veränderungen festzulegen.

Die Bürger sollen mitarbeiten

Die Erweiterung des Untersuchungsgebiets sei aufgrund der zahlreichen Anregungen aus der Bürgerschaft erfolgt, erklärte Schiller. Gemeint ist damit das Engagement der Zukunftswerkstatt Kaltental, die seit gut zwei Jahren aktiv ist und deren Engagement unisono von allen Fraktionen gelobt wurde. „Mit der Arbeit der Gruppe wurde das Projekt der Sanierung gepuscht“, sagte Wolf-Dieter Wieland (FDP). Auch im Stadtplanungsamt sei die Zukunftswerkstatt sehr positiv aufgefallen, bestätigte Schiller. Deren Vorschläge sowie jene der Bürger seien für den Verlauf von großer Bedeutung, denn das beauftragte Büro habe den Blick von außen. „Wir brauchen Informationen auch von den Kaltentalern selbst“, sagte sie.

Bereits im November werden durch ein beauftragtes Büro Bewohner, Eigentümer und Gewerbetreibende über ihre Wünsche befragt; parallel dazu werden Interviews mit ausgewählten Bürgern geführt, und ebenfalls im November wird es eine öffentliche Informationsveranstaltung zur geplanten Sanierung geben. Anträge auf Fördermittel des Landes müssten immer im Oktober gestellt werden, erklärte Schiller. Deshalb wolle sie noch vor der Sommerpause 2017 den Sanierungsplan vorlegen, damit genau in einem Jahr die Finanzmittel angefordert werden können.

Stadtbahn kann nicht unter die Erde

Die anstehende Untersuchung hat drei Schwerpunkte: Bauliche und energetische Missstände auch an privatem Wohneigentum aufdecken, Defizite im öffentlichen Raum, insbesondere durch die Stadtbahnlinie, herausarbeiten sowie unattraktive Verbindungen zwischen den Wohngebieten benennen. Auch private Eigentümer werden durch die Vergabe von Fördermitteln die Möglichkeit haben, attraktiven Wohnraum zu schaffen, kündigte Altraut Schiller an.

Norbert Retlich (Grüne) bat darum, das Potenzial für neuen Wohnraum zu erkunden, zum Beispiel durch die Umwandlung von früheren Gewerbeflächen. Wolfgang Kämmerer (SÖS/Linke-plus) erkundigte sich, ob die Stadtbahn unter die Erde gelegt werden könne. Da jedoch winkte die Mitarbeiterin des Stadtplanungsamtes kategorisch ab. „Die erreichbaren Verbesserungen bewegen sich an der Oberfläche“, sagt sie. Alles andere sei illusorisch.