Der Schreinermeister Michael Schmid (r.) erklärt dem jungen Mann aus Syrien, worauf es bei einer Bewerbung ankommt. Foto: Georg Friedel

Schüler bereiteten sich mit dem Planspiel „Ready – steady – go“ auf die Berufswelt vor. Ziel des Trainings ist es, mit Experten der Berufsberatung, aber auch mit Ausbildungsleitern und Firmenleitern zu üben, worauf es bei der Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz ankommt.

Feuerbach - Wie findet man einen passenden Ausbildungsplatz? Wie tritt man bei Vorstellungsgesprächen auf? Und wie muss die Bewerbungsmappe aussehen? Mit Fragen wie diesen haben sich Schüler aus den Werkrealschulklassen 9a und 9b der Bismarckschule und aus der Kooperationsklasse zwischen der gewerblichen Schule für Holztechnik und der Bismarckschule beschäftigt.

45 Schülerinnen und Schüler nahmen an dem Planspiel teil

Die Jugendlichen nahmen vor den Herbstferien an zwei Tagen im Bürgerhaus am Planspiel „Ready-steady-go“ teil. Die rund 45 Schülerinnen und Schüler konnten dort insgesamt neun Stationen durchlaufen und üben, was in naher Zukunft auf sie zukommt. „Es geht jetzt Richtung Beruf, und ich hoffe, dass ihr von dem Bewerbungstraining profitieren könnt“, sagt Sascha Klose, der Teamleiter der Mobilen Jugendarbeit und Schulsozialarbeit in Feuerbach und Mitorganisator der Aktion. Das Konzept dieses Bewerbungstrainings stammt vom Deutschen Gewerkschaftsbund.

Der 15-jährige Bashir hat eine Mappe in der Hand, sitzt auf einem der Stühle im Gang der Bürgerhausetage und wartet vor der Tür mit dem Schild Elektro-Schraps, bis er hereingebeten wird. Alles wirkt so realistisch, dass es auch ernst sein könnte. Und deshalb ist dem jungen Syrer, der erst vor drei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland kam, eine gewisse Anspannung anzumerken. Ziel des Trainings ist es, mit Experten von der Handwerkskammer, der Berufsberatung, aber auch mit Ausbildungsleitern und Firmenchefs zu üben, worauf es bei Berufswahl und Bewerbung ankommt. Auf einem Bogen Papier steht, welche Stationen Bashir bereits hinter sich hat. Er weiß schon, was er beruflich machen will: Zunächst würde er gern die Ausbildung zum Mechatroniker bei Bosch absolvieren: „Denn dort kann ich zusätzlich zur Lehre noch die Mittlere Reife machen, das dauert dreieinhalb Jahre“, hat er bereits erfahren. Danach soll es weitergehen: „Erst das Abitur und dann ein Studium als Bauingenieur.“

Ohne grundlegende mathematische Kenntnisse geht nichts im Handwerksberuf

Bei manchen Schülern, sagt Jochen Schraps, der Leiter des gleichnamigen Feuerbacher Elektrobetriebes, klafften Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander: „Es fehlen oft grundlegende mathematische Kenntnisse. Aber in jedem Handwerk muss man natürlich rechnen können“, konstatiert der Elektromeister. Wer keine Ahnung hat, was er machen will, geht erst mal zur Agentur für Arbeit und Berufsberatung – so wie im wahren Leben. Und er macht einen Eignungstest. Für deren Durchführung sind die sogenannten Seniorpartner an der Bismarckschule zuständig. Das sind ehemalige Abteilungsleiter und Führungskräfte, die nach der Rente ehrenamtlich ihr Wissen an die Schüler weitergeben und sie bei ihre Suche nach dem passenden Beruf begleiten. Außerdem beteiligen sich am Planspiel Vertreter der Firmen Bosch, Türenmann, Organix, der Deutschen Bahn sowie des Richard-Bürger-Heims, der Handwerkskammer, aber auch Mitarbeiter aus Behörden, Lehrer und Sozialarbeiter.

Die Ausbilder machen den jungen Flüchtlingen Mut: „Ihr seid alle vernünftig, freundlich und aufgeschlossen. Ihr bekommt sicher eure Chance.“ Darauf hofft natürlich auch der 18-jährige Abdullah, der aus der syrischen Stadt Homs stammt. Auch er will Automechaniker werden.

Prinzipiell sind die Chancen gut, eine Lehrstelle zu finden

Prinzipiell sind die Chancen gut, eine Lehrstelle zu finden: „Im klassischen Handwerk werden Bewerber gesucht“, sagte Michael Schmid. Der Schreinermeister von der Firma Türenmann bekräftigt aber auch, wie wichtig gute Schulnoten sind. Ein Vertreter der Deutsche Bahn ergänzt, dass bei der Bahn großer Wert auf die Noten für Mitarbeit und Sozialverhalten gelegt werde. Auch die Schüler spüren: Die Suche nach einem Ausbildungsplatz wird kein Zuckerschlecken. Oder wie es Elektromeister Jochen Schraps auf schwäbisch zusammenfasst: „S’Läba isch koi Schlotzer.“