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Wegen weniger Worte zur Lage seiner Firma ist ein Betriebsrat eines Maschinenbauers im Kreis Esslingen fristlos gefeuert worden.

Dettingen unter Teck - Wegen weniger Worte zur Lage seiner Firma ist ein Betriebsrat eines Maschinenbauers im Kreis Esslingen fristlos gefeuert worden. Die IG-Metall läuft Sturm gegen die Entscheidung. Die entscheidenden Worte fallen in einem Hinterzimmer einer Kirchheimer Vereinsgaststätte. Die dortige IG-Metall Ortsgruppe trifft sich hier regelmäßig und beim Tagesordnungspunkt "Bericht aus den Betrieben" sagt Günther Albrecht, seit 2002 Betriebsrat beim Elektromotorenhersteller Dietz, zwei folgenschwere Sätze: "Ende letzten Monats war einen Tag vor Lohnauszahlung nicht klar, ob noch Löhne gezahlt werden können. Die Banken machen Schwierigkeiten."

Die Passage wäre nicht nach außen gedrungen, aber ein Team von Spiegel-TV ist anwesend und die Journalisten machen einen Beitrag daraus. Am vergangenen Sonntag geht er um 21. 45 Uhr bei RTL auf Sendung, und wenige Tage später ist Albrecht seinen Job los. Zur Begründung heißt es, Albrecht habe die Reputation der Firma bei Kunden und Lieferanten geschädigt. Mehrere Geschäftspartner hätten nach dem Beitrag besorgt angerufen und sich über den Zustand seiner Firma erkundigt, sagt Dietz-Geschäftsführer Bernd Strauß. Die Wogen zu glätten habe ihn viel "Zeit und Aufwand" gekostet. Tatsächlich gehe es dem "breit aufgestellten Betrieb" - Umsatz 2008: 32 Millionen Euro, 240 Mitarbeiter - besser als vielen anderen. Löhne seien bisher immer gezahlt worden.

Opposition kommt von der örtlichen Gewerkschaft. So ein Vorgang sei ihr noch nicht untergekommen, sagt Ilona Dammköhler von der Esslinger IG-Metall. Jeder wisse, dass die Maschinebauer in der Region derzeit in einer tiefen Krise steckten. Erst vergangene Woche hatte die Gewerkschaft mit Aktionen auf die dramatische Situation in vielen Betrieben aufmerksam gemacht und war dabei von vielen Arbeitgebern unterstützt worden. Fazit damals: Bis zu 15000 Stellen sind bei den Südwest-Metallern akut bedroht. Mit Blick auf den Branchentrend hält sie den Vorwurf der Rufschädigung daher für vorgeschoben.

Vielmehr geht sie davon aus, dass die Geschäftsführung schon lange einen Grund gesucht hat, den Betriebsrat loszuwerden. Innerhalb der Mitarbeitervertretung - die der Kündigung Albrechts übrigens zustimmte - sei er einer von wenigen gewesen, die Entscheidungen des Managements auch mal widersprochen hätten. Immer wieder sei daher versucht worden, ihn wegen Bagatellen abzumahnen. Der Betroffene selbst spricht zudem von einer Zwangsversetzung, mit der Dietz Druck auf ihn ausgeübt habe. Seit zwei Jahren arbeite er als gelernter Konstruktionsingenieur im Einkauf und sei dort unter anderem mit Tätigkeiten wie der "Erledigung der Ablage" betraut.