Albrecht Schumacher und Marita Scheuermann im GPZ Filder in Sielmingen. Foto: Jens Noll

Der Sozialpsychiatrische Dienst Filder hofft nach Jahren des Darbens auf höhere Zuschüsse durch das Land. Seit 25 Jahren versorgt er chronisch psychisch Kranke.

Filder - Im April 1987, vor 25 Jahren, wurden landesweit sozialpsychiatrische Dienste (SpDi) eingerichtet. Sie bieten flächendeckend eine niederschwellige ambulante Versorgung von und Unterstützung für chronisch psychisch kranke Menschen. In Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt, Neuhausen und Ostfildern ist der SpDi Filder, der zum Gemeindepsychiatrischen Zentrum (GPZ) Filder gehört, für die Basisversorgung und die Beratung zuständig.

„Die Dienste wurden eingerichtet, um chronisch psychisch kranken Menschen ein Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen“, erklärt Marita Scheuermann, die organisatorische Leiterin im GPZ Filder in Sielmingen. Die Menschen sollten die Möglichkeit bekommen, auch langfristig ambulant versorgt zu werden, statt in einer Klinik. Wie Scheuermann berichtet, waren die Erfolge sehr groß, die Dienste boten Betroffenen eine spürbare Entlastung.

Bis 2003 konnten zwei Vollzeitkräfte die Arbeit auf den Fildern gut bewältigen, Hausbesuche machen und zur Existenzsicherung der Kranken beitragen, die zumeist keiner Erwerbstätigkeit nachgehen können. Im Jahre 2003 jedoch erfuhren alle SpDi drastische Einschnitte. Das Land Baden-Württemberg, das sich an der Finanzierung der Einrichtungen beteiligt, reduzierte seine Zuschüsse aufgrund von Sparzwängen auf die Hälfte. Die Krankenkassen strichen ihre Pauschalen sogar komplett. „2011 erhielten wir nur noch einen Zuschuss in Höhe von knapp 60 Prozent von dem, was ursprünglich da war“, erklärt Albrecht Schumacher, der Geschäftsführer des Reha-Vereins zum Aufbau sozialer Psychiatrie im Landkreis Esslingen, dem Träger des GPZ Filder.

Versorgung wurde auf ein Minimum zurückgefahren

Um die Kürzungen aufzufangen, musste das GPZ Filder die Stellen im SpDi zurückfahren. Statt zwei gab es ab 2003 nur noch 1,1 Stellen – faktisch war fortan ein Mensch für das Fildergebiet zuständig. 2011 wurden dort 182 Menschen betreut. „Wir haben die Basisversorgung auf ein Minimum heruntergefahren“, sagt Marita Scheuermann. Die vier Städte im Einzugsgebiet haben den Ernst der Lage erkannt und ihrerseits Zuschüsse gegeben. „Ohne sie hätte man den Dienst nicht aufrecht erhalten können“, sagt Scheuermann.

Nach Jahren des Darbens gibt es im Jubiläumsjahr nun einen Hoffnungsschimmer. Auf Initiative der Grünen hat die grün-rote Landesregierung für 2012 wieder die Ausschüttung eines höheren Zuschusses veranlasst. Bis zum Ende des Jahres kann der SpDi Filder damit eine zusätzliche 40-Prozent-Stelle bezahlen.

Für eine dauerhafte Existenzsicherung ihrer Dienste hoffen Scheuermann und Schumacher auf ein Landes-Psychiatriegesetz, das noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden könnte. Die Landesregierung hat die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes erkannt und arbeitet derzeit an einem Entwurf. Laut Scheuermann gebe es in den meisten Bundesländern ein solches Gesetz bereits. „Baden-Württemberg ist da eine Ausnahme“, sagt sie.

Die Mitarbeiter des GPZ und andere Fachleute haben festgestellt, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen zunimmt. Wie Albrecht Schumacher erklärt, können Stress, unverlässliche familiäre Strukturen und Drogenkonsum Auslöser sein. „Statistisch gesehen wird jeder Fünfte in seinem Leben einmal wegen einer psychischen Erkrankung behandelt“, sagt Schumacher.

Kontakt Das Gemeindepsychiatrische Zentrum ist telefonisch unter 0 71 58/9 86 54-0 oder unter www.gpz-filder.de erreichbar.