Eine Maschine von Easyjet auf einem Rollweg in Berlin: Jetzt geht die Airline auch zu innerdeutschen Flügen an den Start – auch in Stuttgart. Foto: dpa

Die britische Airline Easyjet schließt die Lücke, die die Insolvenz von Air Berlin hinterließ – und bedient von Sonntag an die Strecke Stuttgart-Berlin. Der Stuttgarter Flughafenchef erwartet positive Folgen für die Flugreisenden.

Stuttgart - Eurowings bekommt auf der Flugstrecke Stuttgart–Berlin wieder Konkurrenz. Gut zwei Monate nach der Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin wird am Sonntag die Lücke von der Billigfluglinie Easyjet geschlossen. Am Sonntag um 17 Uhr soll auf den Fildern die erste Easyjetmaschine mit Ziel Berlin-Tegel abheben, um 20.25 Uhr die zweite. Danach soll es von Easyjet vorerst regelmäßig vier Flugpaare pro Tag von und nach Berlin geben. Nur samstags sind drei im Flugplan.

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Der neue Wettbewerb ist die Folge davon, dass Easyjet aus dem Nachlass von Air Berlin kurzfristig Strecken ab Tegel übernehmen konnte. Nun planen die Angelsachsen von dort wöchentlich 250 Flüge zu den Zielen Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München. An diesem Freitag ist Auftakt. Dieser Einstieg in den innerdeutschen Verkehr sei für Easyjet ein Meilenstein, sagte Thomas Haagensen, für das Europa-Geschäft zuständiger Manager, unserer Zeitung. Auch für die Reisenden aus Stuttgart sei es grundsätzlich bereits ein Gewinn, dass auf der Strecke von und zur Hauptstadt wieder Wettbewerb herrsche. Die günstigsten Tickets gebe es für 39 Euro. Man wolle auch auf längere Sicht günstige Flüge anbieten, beteuerte Haagensen. Der Durchschnittspreis für alle im Jahr 2017 im Streckennetz verkauften Tickets spreche für sich: „Er lag bei 67 Euro, und da ging es auch um längere Strecken.“

Ausfall von Air Berlin mehr als ausgeglichen

Zum Auftakt sah man beim Blick aufs Buchungsportal die Ankündigung am Donnerstag naturgemäß bestätigt. Ob und wie lang dieses Preisniveau Bestand haben wird, ist offen. Aber Walter Schoefer, Sprecher der Flughafengeschäftsführung, ist sich sicher: „Von dem Wettbewerb profitieren unsere Fluggäste.“ Nach dem Ausfall von Air Berlin habe man vorübergehend zu wenig Kapazität auf der Berlin-Strecke gehabt – und das bei den Ticketpreisen zu spüren bekommen. Damals kamen Luftfahrtexperten zum Schluss, dass deutschlandweit rund 30 Prozent mehr für Tickets bezahlt werden müsse. In Stuttgart, sagt Schoefer, gebe es jetzt durch Eurowings und Easyjet sogar ein größeres Angebot auf der Berlin-Strecke als zuvor durch Eurowings und Air Berlin. Ende Januar sollen es bis zu 20 Starts und Landungen pro Tag sein.

Ob Easyjet mit Stuttgart noch mehr Pläne hat, ließ Manager Haagensen offen. Man konzentriere sich jetzt auf Berlin und den innerdeutschen Verkehr. Das sei ein Kraftakt, weil die EU erst im Dezember grünes Licht gegeben habe. Easyjet werde 1000 zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen. Das Personal müsse man auch schulen. In der Sommersaison werde man die Streckenangebote schrittweise ergänzen. Ob das für Stuttgart weitere Berlin-Flüge oder eine sechste grenzüberschreitende Flugstrecke bedeuten könnte? Vielleicht auch wieder Konkurrenz auf der Hamburg-Strecke? Auch da legte sich Haagensen nicht fest.

Landgericht Frankfurt urteilt gegen Easyjet

Nur eine Botschaft passte am Donnerstag nicht recht ins neue schöne Bild bei der Airline: Nach einem Urteil des Landgerichts Frankfurt darf Easyjet Steuer- und Gebührenanteile im Ticketpreis nicht behalten, wenn ein Passagier seinen Flug nicht antritt und Easyjet gar keine Steuer- und Gebührenanteile weiterleiten muss.

Das sei eine unangemessene Benachteiligung der Verbraucher. Ob man in Berufung gehe, sei noch nicht klar, sagte Haagensen. Wichtig sei, dass diese Maßgabe im Zweifel für alle gelte.