Angezüchtete Merkmale wie Schlappohren oder Kulleraugen können betroffenen Tieren viel Leid bereiten. Für manche Tierhalter ist das kein Hindernis, wie ein erschreckender Fund in Berlin zeigt.
Das Veterinäramt im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf hat 48 Katzen einer Qualzucht-Rasse aus einer Zwei-Zimmer-Wohnung gerettet. Die Tiere der Rasse Ukrainian-Levkoy hatten teils schwere körperliche Beeinträchtigungen und zuchtbedingte genetische Defekte, wie das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf am Donnerstag mitteilte. Einige der Tiere seien trächtig gewesen. Der Tierhalter habe sich den amtlichen Maßnahmen bei der Rettungsaktion am vergangenen Samstag widersetzt, weshalb der Zutritt zur Wohnung mit Unterstützung der Polizei erzwungen werden musste. Er habe keine Angaben dazu machen können, wie viele Tiere bei ihm lebten.
Die Nacktkatzen wurden nach Behördenangaben auf ehrenamtliche Pflegestellen in mehreren Bundesländern verteilt, wo sie tierärztlich versorgt werden.
„Mit der Auflösung dieser Haltung wurde vermutlich die letzte Zucht von Ukrainian-Levkoy-Katzen in Deutschland unterbunden“, erklärte das Bezirksamt. Dem ehemaligen Halter wurde ein Tierhaltungsverbot erteilt. Außerdem drohe dem Mann ein „erhebliches Bußgeld“. Der Halter war dem Amt bereits bekannt, wie ein Sprecher sagte. Die Behörde war nach eigenen Angaben auf die Tiere aufmerksam geworden, weil sie im Internet zum Kauf angeboten wurden.
Die Ukrainian-Levkoy-Katze ist eine Verpaarung von zwei Rassen, die beide Qualzuchtmerkmale haben. Mit Qualzucht ist gemeint, dass Tiere aufgrund ihrer angezüchteten Merkmale ein Leben mit Schmerzen und Schäden führen, wie der Deutsche Tierschutzbund auf seiner Website erklärt. Sie ist in Deutschland verboten, wie ein Sprecher des Bezirksamts erklärte. Ukrainian-Levkoy-Katzen haben fehlende Tasthaare und abgeknickte Ohren. Laut Bezirksamt leiden außerdem viele der Tiere unter schweren Skelettveränderungen sowie deformierten Gliedmaßen und Schwänzen.
Leider gebe es immer wieder Fälle, in denen Tiere durch die Zucht vorsätzlich lebenslange Einschränkungen und Schmerzen erlitten, sagte Steffen Mehl, Amtstierarzt des Bezirks. „Meist stehen dahinter handfeste finanzielle Interessen der ‚Züchterinnen und Züchter‘.“