Bei Empfingen wurde am Dienstagmorgen die Autobahn wegen des Protestzugs gesperrt. Foto: Baiker

Traktoren fahren am frühen Dienstagmorgen von Zimmern ob Rottweil aus nach Stuttgart. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, die Polizei greift ein und legt Nagelsperren aus. Plötzlich stehen rund 200 Traktoren zwischen Sulz und Empfingen auf der Autobahn. Was ist passiert?

Zurück zum Anfang: Am Dienstagmorgen, teils auch schon in der Nacht, starten Traktoren und weitere Demoteilnehmer ihre Sternfahrt zur Bauerndemo auf dem Wasen in Stuttgart. Bei Rottweil trafen sich dazu mehrere kleinere Konvois im Gewerbegebiet Inkom, um von dort gemeinsam loszuziehen.

Unter anderem aus Richtung Feldberg, Hochrhein, Dettingen, Schopfheim und Spaichingen reisten die Konvois laut Polizei an. Ab Zimmern ob Rottweil sollte der Protestzug sich dann in Begleitung einiger Polizeifahrzeuge bis nach Stuttgart ziehen. 

Lesen Sie den Verlauf der Bauernproteste am Dienstag in der Region Stuttgart in unserem Newsblog nach.

Angemeldet war beim Landratsamt Rottweil eine Strecke, die durch Villingendorf in das Neckartal über die Landesstraße 424, die ehemalige B 14, geführt hätte. Doch einige Demonstranten hatten den um 4.30 Uhr gestarteten Konvoi in Richtung der Autobahn 81 verlassen. 

Screenshot behauptet: "Also ab auf die A 81"

Unter anderem über WhatsApp machte in den vergangenen Tagen ein Screenshot einer Nachricht aus der Gruppe "Demo Landkreis Lör..." die Runde, in dem behauptet wurde, dass "die Benutzung der A 81" von der Polizei "ab 500 Fahrzeugen genehmigt" worden sei. Verbunden mit dem Aufruf weiter unten: "Also ab auf die A 81". Es entstand der Eindruck einer offiziellen Nachricht, denn die "brandheißen Infos", so heißt es, seien mit "dem Organisator" besprochen worden.

Wie der Absender der im Screenshot zu sehenden WhatsApp-Nachricht gegenüber unserer Redaktion erklärte, hätte er die Informationen aus Telegram weitergeleitet. Später habe man diese jedoch wieder gelöscht, nachdem bei der Polizei wegen der Strecke über die A 81 nachgefragt wurde. Die Polizei habe betont, dass man die Autobahn nicht benutzen dürfe. Ursprünglich stammt die Nachricht wohl aus einer Telegram-Gruppe von "Montagsspaziergängern", an welche die Nachricht aus einer anderen, privaten Gruppe weitergeleitet wurde. 

Doch diese vermeintlich geplante Fahrt auf der A 81 aus dem Screenshot war so nie angemeldet und die Traktorfahrer haben sich laut Polizei nun strafbar gemacht. Auch wenn sie durch die Falschnachricht wohl teils geglaubt hatten, rechtmäßig auf der A 81 unterwegs zu sein. Unter anderem in Empfingen wurden die Protestfahrzeuge laut Polizeiangaben gegen 7.30 Uhr gestoppt und von der Autobahn abgeleitet, die Kennzeichen von den Beamten dabei wohl aufgeschrieben. 

Nagelsperren eingesetzt

Ein Leser hatte unserer Redaktion gemeldet, dass in Empfingen sogar Nagelsperren auf der Autobahn eingesetzt worden seien. Die Polizei bestätigte dies gegenüber unserer Redaktion, jedoch seien die Sperren lediglich im Grünstreifen ausgelegt worden. So sollten Fahrten durchs Grün und damit "Flurschäden" verhindert werden. 

Es entstand ab Empfingen ein rund acht Kilometer langer Stau in Fahrtrichtung Stuttgart, der bereits in Sulz durch eine Vollsperrung von der Autobahn gelenkt wurde. Von Empfingen über Horb haben die Bauern ihre Fahrt auf Bundes- und Landstraßen fortgesetzt.

Bei Gärtringen fuhren laut Polizei weitere Gruppen mit etwa 45 und 100 Traktoren auf die Autobahn und über die A 81 und A 831 nach Stuttgart. Auf dem Cannstatter Wasen versammelten sich am Nachmittag nach einer ersten Schätzung des Veranstalters etwa 5000 Demonstranten mit etwa 3000 Traktoren. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, keine Daten zur Beteiligung zu erheben.