Wie die Volksbanken geben auch die Raiffeisen- und Sparda-Banken die Geldkarte auf Foto: StN

Schnell mal das Parkticket begleichen: Die Geldkarte galt als Erfolgsmodell für das bargeldlose Bezahlen. Weil aber der Zuspruch fehlt, geben immer Kreditinstitute das Rezept von einst wieder auf.

Stuttgart - Das Konzept klang einleuchtend: 1996 führten Sparkassen und Banken in Deutschland die Geldkarte ein. Zahlen sollte künftig so einfach sein: Kunden konnten bis zu 200 Euro auf einen Chip laden und davon bis zu 20 Euro auf einmal abbuchen lassen – zum Beispiel um Park- oder Nahverkehrstickets zu zahlen. Ohne umständlich nach Kleingeld in den Hosentaschen zu suchen, ohne eine PIN eingeben zu müssen. Nicht nur einfach sollte die Geldkarte sein, sondern auch modern und schnell. Davon sollten nicht nur Kunden und Automatenbetreiber profitieren, sondern die Banken selbst. Denn das Geschäft mit Münzgeld war und ist aufwendig und damit teuer.

Formal ist die Geldkarte ein Hit. Mehr als 90 Millionen Girokarten gibt es laut dem Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) derzeit, fast alle haben die Bezahlfunktion an Bord. Nur: Viele Kunden verstehen sie gar nicht. Schlimmer noch: Nur 0,75 Prozent nutzen sie überhaupt, wie eine Studie der Deutschen Kreditwirtschaft Ende 2012 ergab. Experten gehen davon aus, dass sich der Anteil nicht erhöht hat.

Bei den Sparda-Banken kennt man die Nutzungsquote aus eigener Erfahrung, aus leidvoller Erfahrung, wie herauszuhören ist. Denn damit sind auch die Umsätze mit der Karte zurückgegangen. Das Zukunftskonzept von einst ist zum Ladenhüter geworden. Künftig würden Neu- und Ersatzkarten ohne Geldkarten-Funktion ausgeliefert, sagt Sprecherin Isabelle Drexler. „Alle anderen Funktionen der dann neuen BankCard stehen den Kunden selbstverständlich auch weiterhin zur Verfügung.“ Wer noch eine Karte besitze, könne sie aber weiterhin nutzen. Bis zum Ende der jeweiligen Kartenlaufzeit, maximal bis Ende Dezember 2017.

Die Geldkarte gilt vielen als zu umständlich

Denselben Entschluss haben vor kurzem bereits die Volks- und Raiffeisenbanken gefasst, die ebenfalls auf den Bezahlchip verzichten. Damit verlieren rund 25 Millionen Bankkarten in Deutschland ihre Zahlfunktion – insgesamt sind mehr als 90 Millionen im Umlauf. Der Genossenschaftsverband BVR gibt ihnen kaum eine Chance auf eine neue Lebensdauer. Man habe selbst noch vor kurzem eine modernere Variante in Niedersachsen getestet. Via Drahtlos-Funk korrespondiert sie zum Beispiel mit Park- oder Bahnautomaten, das Bezahlen erfolgt also kontaktlos. „Die Resonanz war zu gering“, sagt Sprecher Steffen Steudel. „Die Leute finden es einfach zu umständlich, vorher ihre Guthaben aufzuladen. Wenn eine Funktionalität zu viel Geld kostet und sich nicht durchsetzt, dann muss man sich davon verabschieden können. Die Geldkarte ist in unseren Augen tot.“

Steudel betont, dass man die Kunden nicht im Regen stehen lassen werde. Schließlich könnten diese an den Automaten immer noch bar zahlen. Oder oft andere Kartenvarianten wie Kreditkarten nutzen.

Die Auswirkungen für die Sparda-, Volks- und Raiffeisenbankkunden sind tatsächlich gering – zumindest in Stuttgart. Bei der Stadt heißt es, man könne an den städtischen Parkautomaten auch ohne Geldkarte bargeldlos bezahlen. Und der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) teilt mit, dass man zum Beispiel auch mit der Kreditkarte das Ticket begleichen könne.

Kunden der Sparkassen, die die meisten Geldkarten in Deutschland ausgegeben haben, müssen sich ohnehin nicht um Alternativen kümmern. Die Kreditinstitute halten an der Geldkarte fest – allerdings in einer moderneren Variante. Mit dem neuen Girogo-Verfahren, auf das fast alle Karten bereits umgestellt wurden, lässt sich das Guthaben leichter aufladen – zum Beispiel auch an einer geeigneten Supermarktkasse. Auch ein automatisches Nachladen ist möglich, wenn das Guthaben zum Beispiel unter eine bestimmte Schwelle sinkt. „Das ist auch eine politische Entscheidung“, heißt es beim Sparkassenverband. Schließlich müsse man als Marktführer auch an die Partner denken: „Die Betreiber rüsten nicht von heute auf morgen die Automaten neu aus.“