Vor allen der Bereich Bad Cannstatt ist in einer ersten Phase von Streckensperrungen der Deutschen Bahn betroffen. Foto: IMAGO/Arnulf / Hettrich

Wegen Bauarbeiten sperrt die Deutsche Bahn kurzfristig Strecken rund um Stuttgart. Zwei Wochen vor Beginn der Einschränkungen, sagt die Bahn, was das für Fahrgäste konkret bedeutet - und kündigt Entschädigungen an.

Auf Pendler und Gelegenheitsfahrgäste der Deutschen Bahn kommen harte Zeiten zu. Im weiteren Verlauf des Jahres sperrt die Deutsche Bahn (DB) zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Strecken in der Region, um an der Sicherungstechnik zu arbeiten. Die ersten Sperrungen werden am 21. April eingerichtet. Gut zwei Wochen davor sagt die Bahn nun, worauf sich Fahrgäste einstellen müssen.

Welche Strecken sind im ersten Schritt betroffen?

Von Freitag, 21. April an, gibt es im Bereich Bad Cannstatt/Waiblingen Einschränkungen. Die DB nennt als Grund „Kabelarbeiten im Zusammenhang mit dem Ausbau des Digitalen Knotens Stuttgart, die umfangreicher sind als zunächst angenommen“. Diese erste Phase der Arbeiten soll bis zum 25. April andauern.

Welche Züge fahren dann?

Die S-Bahnlinien 1, 2 und 3 werden auf einen Halbstundentakt reduziert. Sie sind sonst alle 15 Minuten unterwegs. Bei der S4 entfallen die Fahrten zwischen Marbach und Backnang. Auf diesem eingleisigen Abschnitt leitet die Bahn ab Backnang den Metropolexpress aus Crailsheim und den Regionalexpress aus Nürnberg um. Züge Richtung Aulendorf und Sigmaringen beginnen erst in Tübingen. Gekürzt werden auch die Metropolexpresslinien aus Gaildorf, Aalen und Ulm. Die zwei erstgenannten beginnen erst in Waiblingen, die Ulmer Züge erst in Plochingen.

Der Interregio-Express zwischen Karlsruhe-Stuttgart-Aalen fährt nur zwischen Stuttgart und Aalen. Busse als Ersatzverkehr fahren zwischen Backnang und Marbach sowie zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt. Auch zwischen Plochingen und Stuttgart sind sie unterwegs – allerdings ohne Zwischenhalt. Auch der Fernverkehr ist betroffen. Richtung München fährt nur noch ein Fernzug pro Stunde. Keine Angaben macht die DB zum Intercity Karlsruhe-Stuttgart-Nürnberg, der gleichfalls im betroffenen Streckenabschnitt unterwegs ist.

Was passiert im zweiten Schritt?

Zwischen 25. April und 12. Mai rollen Fern- und Regionalverkehr planmäßig, bei den S-Bahnlinien 1,2 und 3 bleibt es beim reduzierten 30-Minuten-Takt. Daran schließt sich dann vom 12. Mai bis 29. Juli allerdings die Streckensperrung zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen an. Deren Auswirkungen dürfte deutlich drastischer sein. Was genau auf die Fahrgäste zukommt, ist weiterhin unklar. An den Konzepten werde „mit Hochdruck“ gearbeitet, beteuert die Bahn.

Gibt es Entschädigungen?

Ja. Laut Ankündigung der Bahn sollen alle, die „zum Stichtag 5. April 2023 Inhaber eines VVS-Abos oder Jahrestickets beziehungsweise eines Abos oder Jahrestickets des Regionalzugverkehrs oder eines betroffenen JugendTicketBW-Abonnements oder StudiTickets des VVS und gegebenenfalls benachbarter Verbünde waren“, den Monatsgegenwert des Deutschlandtickets erhalten. Das sind 49 Euro. JugendTicketBW-Abonnenten beziehungsweise StudiTicket-Inhaber erhalten 31 Euro zurück.

Welche Reaktionen gibt es?

Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD), kritisiert das nun vorgelegte Konzept. „Das ist rein vom Betrieb her gedacht. Die Interessen der Fahrgäste bleiben unberücksichtigt“. Er stellt sich die Frage, warum betroffene Linien weit draußen im Umland enden müssen. Um die Ersatzbusse und -züge weniger stark zu belasten, hätten Züge so weit wie möglich an den Stuttgarter Hauptbahnhof herangeführt werden müssen.

Der Verband Region Stuttgart, der den S-Bahn-Verkehr bestellt, lobt zwar die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) macht aber auch klar: „Die kurzfristigen Streckensperrungen bleiben ein großes Ärgernis für die Fahrgäste“. Der Verband fordert, „dass es zu keinen weiteren kurzfristigen Sperrungen kommt“. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nimmt die Bahn in die Pflicht. „ Wir erwarten von der DB, dass sie alles unternimmt, um möglichst gut funktionierende Ersatzverkehre zu organisieren. Nach der viel zu späten Bekanntgabe der Sperrungen muss es mit den Informationen für die Betroffenen gut klappen“. Er appelliert an Fahrgäste „wenn möglich im Homeoffice zu arbeiten, Fahrgemeinschaften zu bilden oder das Fahrrad zu nutzen.“ Bei der Bahn gibt man sich zerknirscht. „Wir wissen, dass wir den Reisenden einiges abverlangen. Mit der Entschädigung wollen wir uns bei den Kundinnen und Kunden des S-Bahn- und Regionalverkehrs für die kurzfristige Ankündigung entschuldigen“, sagt Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der DB für Baden-Württemberg.