Gesperrte Bahnstrecke: das wird im Jahr 2023 an vielen Stellen in und um Stuttgart so sein. Foto: imago//Ralph Peters

Wegen des Einbaus einer neuer Sicherungstechnik sperrt die Bahn in diesem Jahr immer wieder wichtige Bahnverbindungen in der Region. Schon Ende April geht es los. Welche Strecken betroffen sind.

Harte Zeiten für Reisende, die in Stuttgart und der Region auf die Bahn setzen. Zur notorischen Unzuverlässigkeit der S-Bahn kommen nun auch noch erhebliche Behinderungen durch Bauarbeiten für das neue europäische Zugsicherungssystem ETCS, das in der Zukunft für einen stabilieren Bahnverkehr sorgen soll. Während dessen Einbau sorgt es aber zunächst einmal für ein enormes Chaos. Betroffen sind wichtige Eisenbahnstrecken rund um Stuttgart, die über Wochen teilweise oder komplett gesperrt werden.

In erster Phase 14 Wochen lang Einschränkungen

Von 21. April an wird im Bereich zwischen Bad Cannstatt und Waiblingen 14 Wochen lang gearbeitet. Bis zum 29. Juli sollen dort unter anderem 1200 Kilometer Kabel verlegt werden. Daran schließt sich unmittelbar die bereits angekündigte Sperrung des Innenstadttunnels der S-Bahn an, die bis 8. September andauert. Im November und Dezember wird dann an den Strecken zwischen Rohr, dem Flughafen und Filderstadt, sowie zwischen Vaihingen und Böblingen gearbeitet.

Welche Einschränkungen konkret auf die Fahrgäste zukommen, vermag die Bahn noch nicht zu sagen. An Fahrplankonzepten werde „derzeit mit Hochdruck gearbeitet“. Es ist aber bereits klar, dass nicht nur die S-Bahn, sondern auch Züge des Regional- und Fernverkehrs bis hin zum Güterverkehr betroffen sein werden. Die Bahn selbst spricht von „größeren Behinderungen“, die in einem ersten Schritt die Strecken nach Ulm, Tübingen, Aalen und Schwäbisch Hall betreffen werden. Man habe versucht, diese Sperrungen zu vermeiden. „Am Ende mussten wir zu dem Ergebnis kommen, dass die gravierenden Eingriffe leider unabwendbar sind“, sagt Olaf Drescher. Er ist Geschäftsführer der Bahnprojektgesellschaft Stuttgart-Ulm und damit auch für den Einbau der neuen Sicherungstechnik verantwortlich.

Neue Technik für Bahnknoten

Erstmals will die Bahn ETCS flächendeckend in einem größeren Bahnknoten anwenden. Dazu wurde das Pilotprojekt Digitaler Knoten Stuttgart (DKS) ins Leben gerufen. Das europaweit standardisierte Verfahren ist schon auf einzelnen Strecken im Einsatz, so etwa auf der im Dezember 2022 eröffneten Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm. Dort hatte ein Lokführer kurz nach der Inbetriebnahme Probleme mit der Technik, was kurzfristig zu Einschränkungen auf der vier Milliarden Euro teuren Strecke führte.

Mehr als 460 Millionen Euro werden in den DKS investiert, weitere 200 Millionen Euro werden für die Umbauten der Fahrzeuge für das neue System fällig. Da aber die Anpassung der Lokomotiven bis zum anvisierten Start im Dezember 2025 nicht abgeschlossen ist, müssen teilweise auch konventionelle Signale neu gebaut werden. Das erhöhe den Aufwand ganz beträchtlich. „Der Vervielfachungseffekt bei der Verkabelung war so nicht vorhersehbar und ist dem Pilotcharakter des DKS geschuldet, für den es keine Blaupausen gibt“, sagt Olaf Drescher. Der Bahnmanager bittet vorsorglich schon mal wegen der Beeinträchtigungen um Verzeihung.