„The deadliest animal in the world“ – „Das tödlichste Tier der Welt“: So hat Microsoft-Gründer Bill Gates die Asiatische Tigermücke genannt. Foto: Imago/Blickwinkel

Der Frühling ist da – und mit ihm die Tigermücken. Sie sind klein und nerven, können aber potenziell tödliche Krankheiten übertragen. Wie gefährlich sind diese exotischen Insekten wirklich – jetzt und in Zukunft?

Schon ihr Name klingt bedrohlich: Asiatische Tigermücke. Sie ist die zugereiste aggressive Variante unserer nervigen, aber wenig bedrohlichen Stechmücken. Und ihr Ruf als „The deadliest animal in the world“ – „Das tödlichste Tier der Welt“ – eilt ihr voraus. So nämlich hat Microsoft-Gründer Bill Gates das Insekt genannt.

Sehr klein und sehr gefährlich: Aedes albopictus. Foto: Imago/NurPhoto

Tigermücke ist auch in Berlin angekommen

Die Tigermücke ist inzwischen auch in der Hauptstadt angekommen. „Sowohl im Bezirk Treptow-Köpenick als auch im Bezirk Neukölln sind Tigermücken nachgewiesen worden“, heißt es seitens der Senatsgesundheitsverwaltung. Weitere Tigermückenpopulationen in anderen Bezirken seien derzeit nicht bekannt.

Eine tote Asiatische Tigermücke. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer Verbreitung bestimmter Stechmücken in Europa und damit einem Anstieg der Dengue-Fälle. Foto: Imago/Panthermedia

Südwesten ist Gunstraum für die Insekten

Einige Regionen in Baden-Württemberg seien besonders geeignet für die Einschleppung und die Etablierung der Tigermücke, erklärt das Landesgesundheitsamt Stuttgart. Grund sei auch die Nähe zu Ländern mit starker Verbreitung von Tigermücken wie Frankreich und Italien.

So können die Mücken als „blinde Passagiere“ per Pkw oder über den Güterverkehr nach Deutschland gelangen. „Hierdurch kann sich die Tigermücke in klimatisch geeigneten Regionen in Baden-Württemberg ansiedeln.“

Mittlerweile ist die Tigermücke in allen als Gunsträume – also für die Mücken besonders günstiges und vorteilhaftes Gebiet mit einem günstigen Klima – identifizierten Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs nachgewiesen. „Meistens in Form von Einzelnachweisen, aber auch als etablierte Populationen, die teilweise schon länger bekämpft werden. „

Verbreitung der Asiatischen Tigermücke in Baden-Württemberg mit neuen Nachweisen 2023 (Stand 19. Oktober 2023) mit Darstellung der klimatischen Eignung für die Ansiedlung der asiatischen Tigermücke unter Berücksichtigung des menschlichen Einflusses Foto: BayVirMos/Universität Bayreuth

Auf unserer Karte sehen Sie, wo die Tigermücke im Südwesten heimisch ist.

Welche gefährlichen Mückenarten breiten sich in Deutschland aus?

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnt wegen der sich verändernden klimatischen Bedingungen in Europa vor einem steigenden Risiko für durch Mücken übertragene Krankheiten.

Vor allem die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) breite sich in Europa weiter Richtung Norden und Westen aus, teilt die in Stockholm ansässige Behörde mit. Die Asiatische Tigermücke zeichnet sich durch weiße Querstreifen aus. Das Insekt mit dem zoologische Namen „Aedes albopictus“ kann gefährliche Viren wie das Zika-Virus übertragen. Dazu gehört das Denguefieber – eine Krankheit mit hohem Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen, die tödlich enden kann.

Die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) hat sich demnach auf Zypern etabliert und könnte sich auch auf andere europäische Länder ausbreiten.

Mittlerweile sind auch in anderen Bundesländern Tigermücken identifiziert worden. Aufgrund der klimatischen Bedingungen ist mit einer weiteren Ausbreitung der Mücke in Deutschland zu rechnen. Foto: FLI/Friedrich-Loeffler-Institut

Warum wächst die Mücken-Population?

Grund für die wachsende Gefahr ist der Klimawandel. Europa wird wärmer. Hitzewellen und Überschwemmungen werden häufiger und heftiger. Sommer werden länger und wärmer, wie das ECDC in seinem jüngsten Bulletin schreibt. Dies erzeuge günstigere Bedingungen für invasive Mückenarten wie eben Aedes albopictus und Aedes aegypti.

Vor zehn Jahren ist die Asiatische Tigermücke demnach in acht europäischen Ländern nachgewiesen worden – heute seien es 13. Die Zahl der betroffenen Regionen hat sich demnach in dem Zeitraum fast verdreifacht.

In Südeuropa ist die Asiatische Tigermücke schon länger heimisch. Foto: dpa/Patrick Pleul

Wo ist die Asiatische Tigermücke in Europa anzutreffen?

In den vergangenen Jahren habe man eine geografische Ausbreitung invasiver Mückenarten in zuvor nicht betroffenen Gebieten in der EU beobachtet, erklärt ECDC-Direktorin Andrea Ammon. „Wenn das so weitergeht, können wir mit mehr Fällen und möglicherweise Todesfällen durch Krankheiten wie Dengue-, Gelbfieber, Zika-Viren, Chikungunya- und West-Nil-Fieber rechnen.“

Vom Mittelmeerraum breitet sich die Tigermücke nach Norden aus. Auf Karten des ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) werden regelmäßig die Vorkommen aktualisiert (Stand: Februar 2023) Februar 2023 Foto: ECDC/European Centre for Disease Prevention and Control

Welche Krankheiten können die Mückenstiche auslösen?

In Südeuropa ist die Asiatische Tigermücke schon länger heimisch. Seit wenigen Jahren breitet sie sich auch in Deutschland aus. Sie kann Dutzende Krankheitserreger übertragen, darunter potenziell tödliche Erreger wie das Zika-und Dengue-Virus. Eine Infektion kann zu hohem Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen führen, was tödlich enden kann.

Außerdem kann ein Stich des Insekts das Chikungunya-Fieber auslösen, das mit hohem Fieber und Gliederschmerzen einhergeht und sich chronifizieren kann. Voraussetzung ist, dass die Mücke zuvor einen Wirt gestochen hat, der den Erreger in sich trägt.

Weil der Erreger in Stechmücken in Deutschland überwintern kann, rechnen Experten mit zunehmenden Fallzahlen bis hin zu größeren saisonalen Erkrankungswellen. In süd- und südosteuropäischen Ländern gibt es derartige Ausbrüche schon seit Jahren.

Unmittelbar mit der abgeschlossenen Entwicklung von der Larve zum Insekt sind die tagaktiven Tiere geschlechtsreif. Foto: Imago/Abacapress

Tigermücken lieben Wasser

Laut dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales legt die Tigermücke überall dort ihre Eier ab, wo sich Wasser ansammelt: Das können Regentonnen, Wassereimer, Vogeltränken, Gießkannen, Blumenvasen, Pflanzenschalen sein, aber auch Planen, Unrat oder verstopfte Abflussrinnen.

Professionelle Mückenjäger wie die Experten des Instituts für Dipterologie (IfD) in Speyer setzen deshalb bei der Bekämpfung der gefährlichen Plagegeister auf konventionelle Mittel der Mückenbekämpfung. Dazu zählen das Austrocknen oder Abdecken von potenziellen Brutstätten. Auch Fallen sollen helfen, die Zahl der Tiere zu reduzieren.

Info: Asiatische Tigermücke

Erste Funde
Die wärmeliebende Asiatische Tigermücke war erstmals im September 2007 an einem Rastplatz der Autobahn A5 (Basel-Karlsruhe) bei Weil am Rhein gefunden worden. Seitdem häuften sich die Fälle, insbesondere in Südwestdeutschland.

Transportwege
Aus dem Jahr 1979 stammt nach Angaben der European Mosquito Control Association (EMCA) der erste europäische Nachweis der Tigermücke in Albanien. 1990 wurde es in einer Ladung gebrauchter Reifen aus den USA in den Hafen von Genua eingeschleppt. Auch der Campingtourismus aus Südeuropa ist bei den stechenden Globetrottern äußerst beliebt und führt zur raschen Verbreitung in nördlicheren Gefilden.

Aussehen
Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist eine zwischen zwei und zehn Millimeter große, auffällig schwarz-weiß gemusterte Stechmücke, die zur Gattung Aedes gehört. Sie ernährt sich von Blut und Nektar und ist in Nordamerika, Südamerika, Europa und Südostasien verreitet.

Vorkommen
Ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen, ist sie inzwischen auch in Deutschland – vor allem im Süden und Südwesten – beheimatet. Unmittelbar mit der abgeschlossenen Entwicklung von der Larve zum Insekt sind die tagaktiven Tiere geschlechtsreif. Aedes albopictus kann Krankheiten wie das Zika-Virus sowie das Chikungunya- und Denguefieber übertragen (mit dpa-Agenturmaterial).