Drohen Unternehmen abzuwandern? Laut einer Studie wird Baden-Württemberg bis 2040 auf Stromimporte angewiesen sein. Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich/IMAGO/Arnulf Hettrich

Laut einer Studie wird Baden-Württemberg angesichts des stark steigenden Energiebedarfs auch 2040 auf Stromimporte angewiesen sein.

Wenn es nach den Unternehmen im Südwesten geht, dann dauert der Ausbau erneuerbarer Energien zu lange. Die Firmen fordern mehr Tempo in den kommenden Jahren.

Laut einer vom baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) in Auftrag gegebenen Studie des Fraunhofer-Instituts Freiburg wird das Land angesichts des stark steigenden Strombedarfs auch 2040 auf Stromimporte angewiesen sein. Das Land wolle fünf Jahre früher als der Bund klimaneutral werden, hänge aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher, kritisierte BWIHK-Vizepräsident Jan Stefan Roell am Montag in Stuttgart.

„Somit klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander, uns droht eine Stromlücke. Das macht die Sicherung der Energieversorgung zu einem besonders herausfordernden Standortfaktor.“ Unternehmensabwanderungen drohten. Er forderte vom Land ein „beherztes Voranschreiten bei Bereitstellung von Flächen und bei Genehmigungen von Anlagen“.

Öl und Gas müssen mit Elektrifizierung ersetzt werden

Der hohe Strombedarf gehe auch auf die Industrie zurück, die Öl und Gas mit Elektrifizierung ersetzen müsse. Selbst bei einer Vervierfachung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren werde Baden-Württemberg 67 Terawattstunden im Jahr importieren müssen, so die Studie.

Die Politik muss laut BWIHK dringend Kraftwerke zur Netzstabilisierung neu bauen. Außerdem gelte es, den Netzausbau voranzutreiben, genügend Flächen zur Verfügung zu stellen und Hemmnisse wie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beseitigen.

Nach Einschätzung von Umweltministerin Thekla Walker ist die Wirtschaft im Südwesten ein Treiber der Energiewende. Kleine und mittlere Unternehmen müssten aber noch einen weiteren Weg zurücklegen, sagte Walker am Montag beim Papierhersteller Koehler Group in Oberkirch (Ortenaukreis). „Das ist ein sehr wichtiges Jahr für die Wirtschaft im Land“, sagte Walker mit Blick auf den Umbau bei der Energieversorgung. Der Familienkonzern Koehler stellt sein Firmenkraftwerk von Kohle auf Biomasse um und investiert dafür nach eigenen Angaben mehr als 70 Millionen Euro.