Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann Foto: dpa/Marijan Murat

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht keinen Regelungsbedarf mit Blick auf Gendersprache in Behörden – außerdem fremdelt er weiterhin mit dem Gendern.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fremdelt weiterhin mit dem Gendern. Er vermeide es, bei Reden durchgehend beide Geschlechter zu erwähnen. „Das verdirbt mir jeden Redefluss“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. Er sei ein Anhänger des generischen Maskulinums, aber damit „ziemlich isoliert in der Welt“.

In offiziösen Dokumenten seien die Behörden im Südwesten an die Rechtschreibregelungen gebunden, betonte Kretschmann. Außerhalb solcher Dokumente solle man großzügig sein. Anlass waren Journalistenfragen zum Treffen des Koalitionspartners CDU mit Vertretern eines Volksbegehrens, das Gendersprache in baden-württembergischen Behörden verbieten will. Das Innenministerium hatte das Volksbegehren in der vergangenen Woche als rechtswidrig abgelehnt.

Dass die Gesellschaft durchs Gendern gerechter wird, bezweifelt Kretschmann

Dass die Gesellschaft durchs Gendern gerechter wird, bezweifelt Kretschmann. Länder, deren Sprache keine Geschlechterunterschiede kenne, zeigten kein messbar anderes Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Von Sprachpolitik kann der Ministerpräsident nach eigenen Worten nur abraten, sie sei in der Regel nicht sehr erfolgreich. „Die Leute reden, wie sie reden.“

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) warb dafür, Hochschulen im Umgang mit Gendersprache von Verboten freizuhalten. „Wie sollte dabei die Bestrafung aussehen?“, fragte sie. Prüfungsrelevant dürfte der Gender-Sprachgebrauch andererseits nicht sein. Ohnehin gebe es keine Hinweise, dass Prüflinge bislang Nachteile dadurch gehabt hätten, dass sie keine geschlechtergerechte Sprache verwenden.