Stabswechsel bei der Landes-CDU: Manuel Hagel übernimmt die Führungsrolle von Thomas Strobl Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Beim Landesparteitag am Samstag stellt die Landes-CDU ihre Führung neu auf. Was der neue Mann an der Spitze vor und sein Vorgänger Thomas Strobl geleistet hat.

Wenn an diesem Samstag in der Reutlinger Stadthalle 355 Delegierte der baden-württembergischen CDU zum Landesparteitag zusammenkommen, werden sie Geschichte schreiben. Seit fast zwanzig Jahren zum ersten Mal hat die Partei sich so aufgestellt, dass ein Führungswechsel an der Spitze ohne Scherbengericht über die Bühne gehen kann. Das war seit dem Ende der Ära von Ministerpräsident Erwin Teufel 2005 nicht mehr der Fall.

 

Was tut sich jetzt an der Parteispitze?

Nach zwölf Jahren in diesem Amt macht der bisherige Landesvorsitzende Thomas Strobl den Platz frei für seinen Nachfolger. Strobl hat Manuel Hagel, Landtagsfraktionschef und Abgeordneter aus dem Alb-Donau-Kreis, selbst vorgeschlagen. Hagel tritt an und es gibt keinen Gegenbewerber. Damit steht dem Generationswechsel – vom 63-jährigen zum 35-jährigen Spitzenmann – nichts entgegen.

Wieso zieht Strobl sich zurück?

Auch wenn beide Beteiligten betonen, die Entscheidung einvernehmlich getroffen zu haben, ist klar, dass Thomas Strobl sie nicht ganz aus freien Stücken getroffen hat. Seit längerem gibt es in der Partei die Sehnsucht nach Erneuerung. Bei seiner letzten Wiederwahl ist Strobl ohne Gegenkandidat nur noch mit 66 Prozent im Amt bestätigt worden. Nach den vielen Jahren erst in der Opposition und dann in der grün-schwarzen Koalition als Innenminister und Vizeregierungschef unter Winfried Kretschmann, galt Strobl intern nicht mehr als zukunftsfähig. Davon abgesehen ist bei Strobl inzwischen auch die Überzeugung gereift, dass es Zeit für einen Wechsel ist und es kaum einen besseren Zeitpunkt dafür geben könnte. Grün-Schwarz regiert stabil, Hagel hat sich in seinem Job als Fraktionschef profiliert, Strobl hat den Nachfolger selbst entdeckt und ihn 2016 zu seinem Generalsekretär gemacht. Strobls Verdienst ist, seine Partei durch die harte Zeit nach dem Machtverlust erst durch die Oppositionsjahre und dann in die Koalition mit den Grünen geführt zu haben. Zu seinen Leistungen gehört auch, die Südwest-CDU auf einen Kurs der Abgrenzung gegenüber der AfD ausgerichtet zu haben. Sein Spitzenamt in der Regierung als Innenminister und Vizeministerpräsident behält Thomas Strobl bis zur Landtagswahl. In der Partei jedoch ordnet er sich ab Samstag unter dem neuen Anführer ein.

Was ändert sich mit Manuel Hagel?

Moderner, jünger, frischer und vor allem geschlossen – so will Manuel Hagel die Landes-CDU aufstellen. Über die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl im Frühjahr 2026 wird zwar erst viel später entschieden. Doch dass der Parteivorsitzende den ersten Zugriff hat und sich den Job auch zutrauen muss, daraus hat Hagel nie einen Hehl gemacht. Seine Nahziele sind, sowohl durch Regierungserfolge in der Koalition zu punkten, als auch Stimmengewinne bei der Europa- und der Kommunalwahl im nächsten Sommer einfahren zu können. Sein Fernziel ist, nach der Landtagswahl Ministerpräsident in Baden-Württemberg zu werden.

Was tut sich sonst beim Personal?

Im wesentlichen bleibt die Führungsspitze stabil. Weil Thomas Strobl als Vertreter des CDU-Bezirks von Nordwürttemberg ausscheidet, soll Nicole Razavi stellvertretende Landesvorsitzende werden. Noch nicht bekannt ist, ob Manuel Hagel an der bisherigen Generalsekretärin Isabelle Huber festhält oder einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin präsentiert.

Worum geht es am Samstag inhaltlich?

Verabschieden wird der Parteitag eine Resolution mit einem klaren Bekenntnis zum Existenzrecht Israels, beraten werden rund 150 Anträge, darunter ein Leitantrag zur Kommunal- und zur Europawahl im kommenden Jahr. Die Begrenzung der irregulären Migration spielt in beiden Leitanträgen eine Rolle. Den Kommunen stellt die CDU im Leitantrag sichere Finanzen in Aussicht und macht sich für einen Neustart in der frühkindlichen Bildung mit besserer Sprachförderung vor der Einschulung stark. Beim Leitantrag zur Europawahl stehen innere und äußere Sicherheit, die Begrenzung der Migration sowie Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftsentwicklung im Vordergrund.

Was passiert sonst noch?

Der Bundesparteivorsitzende Friedrich Merz, der in Baden-Württemberg viele Anhänger hat, kommt zum Delegiertentreffen nach Reutlingen. Dass er in seiner Rede die Fehler der Ampel aufs Korn nimmt, gilt als ausgemacht.