In unserer Serie schauen wir, was bei unseren ausländischen Mitbürgern auf den Tisch kommt.

Stuttgart - In Stuttgart leben Menchen aus 180 Nationen Tür an Tür. Doch in der Küche kocht jeder sein eigenes Süppchen. Wir wollten wissen, was bei unseren ausländischen Mitbürgern auf den Tisch kommt.  

In unserer Serie "Stuttgart is(s)t international" schauen wir in die Kochtöpfe der Stadt. Wir fragen Menschen aus der Region nach Spezialitäten ihres Heimatlandes, in welchem Restaurant man diese authentisch genießen kann, und ob es bei ihnen zu Hause auch mal Maultaschen gibt.

Für alle, die beim Lesen Appetit auf mehr bekommen, gibt es von jedem Gesprächspartner ein Rezept zum Nachkochen. Am Ende haben fleißige Sammler Rezepte für Gerichte aus der ganzen Welt, von A wie Afghanistan bis Z wie Zypern.

Diesmal haben wir Virginia Lima-Fischer aus Brasilien befragt.

Frau Lim a-Fischer, was ist typisch für die brasilianische Küche?
Die Küche im Norden unterscheidet sich sehr von der im Süden des Landes. Im Norden, wo einst viele Sklaven lebten, ist der afrikanische Einfluss sehr groß. Dort wird alles sehr stark gewürzt, vor allem mit Pfeffer. Und eigentlich jedes Gericht wird mit Olho de Dende, also Palmöl, zubereitet. Im Süden sind die großen Rinderherden und die brasilianischen Cowboys Zuhause. Es wird also sehr viel gegrilltes Fleisch gegessen. Nach Rio und Sao Paolo kamen viele italienische Einwanderer. So haben sich auch Pastagerichte in der brasilianischen Küche etabliert.

Und was sind Spezialitäten?
Das Nationalgericht heißt Feijoada. Das ist ein Eintopf aus schwarzen Bohnen, getrocknetem Rindfleisch und alles vom Schwein, also auch Schwanz, Füße und Zunge. Dazu gibt es Reis, Butterkohl  und in Maniokmehl geröstete Zwiebeln. Feijoada isst man vor allem samstags. Und davor wird Batida de Coco oder Caipirinha als Aperitif getrunken.

Was bringen Sie sich aus jedem Heimaturlaub mit nach Deutschland?
Immer in den Koffer kommt Paçoquinha. Das sind geröstete Erdnüsse, die gepresst und in kleine Quadrate geschnitten werden. Das liebe ich. Früher habe ich auch immer Zuckerrohrschnaps mitgeschleppt, aber den bekommt man ja mittlerweile auch hier überall.

Wo kaufen Sie hier die Zutaten für brasilianische Gerichte?
Schwarze Bohnen gibt es inzwischen in fast jedem Biosupermarkt. In Möglingen gibt es einen brasilianischen Lebensmittelladen namens Coisas do Brasil, was Dinge aus Brasilien heißt. Dort kann man auch via Internet bestellen und bekommt eigentlich alles, was man braucht.

Gibt es in der Region Stuttgart ein Restaurant, wo man authentisch brasilianisch essen gehen kann?
In Bietigheim-Bissingen gibt es das Boa Vida, dort schmeckt mir das Essen sehr gut. Es ist zu 90 Prozent so wie in Brasilien

Was kommt bei ihnen Zuhause auf den Tisch? Auch mal Spätzle und Maultaschen?
Das ist sehr gemischt. Brasilianische, schwäbische und auch italienische Gerichte, weil man Vater aus Italien stammt. Spätzle sind nicht so mein Ding, aber meine Kinder lieben sie. Ich mag Maultaschen sehr gerne, aber die Zubereitung überlasse ich meistens meinem schwäbischen Mann oder meiner Schwiegermutter.

Und was ist ihr Lieblingsgericht aus der deutschen Küche?
Ochsenschwanz mit Bratkartoffeln.

Zur Person:

Virginia Lima-Fischer wurde 1968 in Rio de Janeiro geboren. 1990 kam sie als Dolmetscherin nach Köln und drei Jahre später nach Esslingen. Ihren deutschen Ehemann, mit dem sie seit zwölf verheiratet ist, hat sie aber nicht hier, sondern im Urlaub in Brasilien kennengelernt. Inzwischen ist Virginia Lima-Fischer Hausfrau und Mutter von einer Tochter 811 Jahre) und einem Sohn (14 Jahre).

Rezept für Feijoada

Rezept für Feijoada
 
Zutaten für 8 Personen:

1 1/2 kg Schwarze oder braune Bohnen
 
500 g Suppenfleisch

1 (-2) Schweinszungen (eventuell geräuchert)

500 g Schweinelende

500 g Carne seca
oder Kasseler

1 Schweinefüsschen, - Öhrchen, -Schwänzchen (beim Metzger vorbestellen !!!)

Stattdessen kann man auch geräucherte Rippchen verwenden

200 g geräucherter Speck

750 g Linguica-Würstchen (Ersatzweise: spanische Chorizos oder Cabanos)

Olivenöl

6 Zwiebeln

8 (-10) Knoblauchzehen

1 Orange

2 (-3) Lorbeerblätter

Gemahlener Kreuzkümmel

Frisches Koriandergrün

gestoßenes Meersalz

Schwarzer Pfeffer aus der Mühle

3 Teelöffel Weinessig

Salz

frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

scharfe Pfeffersauce (Molho de Pimenta) 

Zubereitung:


Am Vortag: Die Bohnen werden gewaschen und müssen über Nacht in
ausreichend Wasser quellen.

In einem großen Topf 2 fein gehackte Zwiebeln in etwas Olivenöl anbraten, bis sie goldbraun sind.

Dann die Bohnen mit dem Einweichwasser dazugeben und auf kleiner Flamme etwa 1 Stunde köcheln lassen.

Die restlichen Zwiebeln in Ringe schneiden und in einem zweiten Topf mit Öl anbraten, dann Knoblauch und Lorbeerblätter hinzugeben. Das Suppenfleisch, die Lende, das Carne seca (oder Kasseler) und die Zunge in mundgerechte Stücke schneiden und nach und nach mit den Schweineörchen, -füsschen und schwänzchen (oder den Rippchen) in dem Topf mit den Zwiebeln, Knoblauch und Lorbeerblättern anbraten. 

Das angebratene Fleisch in den Topf mit den Bohnen geben und noch etwa 1 Stunde lang schmoren lassen, bis Fleisch und Bohnen weich sind. Nach einer halben Stunde
kommen noch Würstchen, Speck und Gewürze in den Topf.

Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und Weinweinessig abgeschmecken. Zu Feijoada wird normalerweiser Reis gegessen. Das Ganze mit Orangenscheiben als Garnitur anrichten und mit einer scharfer Pfeffersauce (Molho de Pimenta) servieren.