Bosch Solar Energy entwickelt und fertigt in Arnstadt in Thüringen Solarmodule. 2011 wurde dort ein neues Fotovoltaik-Zentrum in Betrieb genommen . Foto: Firmenfoto

Bosch gibt viel Geld für neue Technologien aus. Mit Verlusten im Solargeschäft soll bald Schluss sein.

Stuttgart. Stuttgart Mit Kfz-Technik macht Bosch glänzende Geschäfte. Das soll so bleiben, parallel entwickelt der Konzern aber völlig andere Geschäftsideen. Die Ausgaben dafür hat Bosch bisher hingenommen, der kränkelnden Solarsparte steht nun jedoch eine Generalüberholung bevor.

Selbst Firmenkennern fällt die Umstellung nicht leicht: Der Bosch-Konzern ist vor allem für seine Kfz-Technik bekannt, wer den Namen Bosch hört, denkt zuerst an Zündkerzen oder Scheibenwischer.

Tatsächlich macht das Unternehmen knapp 60 Prozent seines Umsatzes mit Autoteilen, die Aussichten sind vielversprechend: Die EU zwingt die Autohersteller, CO2-Ausstoß und Spritverbrauch immer weiter zu reduzieren, dazu hält Bosch eine ganze Palette an Produkten wie Start-Stopp-Systeme und Turbolader bereit. „Allein mit unseren Lösungen können wir den Verbrauch von Benzin- und Dieselmotoren nochmals um ein Drittel senken“, sagte Bernd Bohr, der Chef der Kfz-Technik bei Bosch. Das ist beachtlich – ebenso, dass Bosch pro Fahrzeug im weltweiten Schnitt fast 400 Euro Umsatz macht, in Europa sogar 830 Euro. Vor vier Jahren waren es noch 370 beziehungsweise 750 Euro. Sogar in China setzt Bosch pro Fahrzeug inzwischen 190 Euro um – beinahe doppelt so viel wie 2008.

Der künftige Bosch-Chef Volkmar Denner soll neue Technologien vorantreiben

Trotzdem spricht dieser Konzern immer weniger über traditionelle Kfz-Technik. Dafür immer mehr über Fahrerassistenzsysteme, die Unfälle vermeiden, Software, die die Aufladung von Elektroautos steuert, Häuser, die mehr Energie gewinnen als verbrauchen, mit Heizungen und Waschmaschinen, die ans Internet angeschlossen sind.

In all diesen Anwendungen sieht Bosch Geschäftspotenzial, dahinter steht die Überzeugung, dass Autos, Maschinen und Haushaltsgeräte künftig weitgehend eigenständig miteinander kommunizieren werden. Vor allem Entwicklungschef Volkmar Denner ist Anhänger dieses sogenannten Internet der Dinge und Dienste, als Nachfolger von Bosch-Chef Franz Fehrenbach soll er die Technologien vom 1. Juli an vorantreiben.

Entsprechend stockt Bosch das Forschungsbudget 2012 um 400 Millionen auf 4,6 Milliarden Euro auf. Damit einher gehe die Einstellung von 4500 zusätzlichen Entwicklern weltweit, kündigte Denner an. Gesucht sind insbesondere Spezialisten mit Softwarewissen, schon heute kenne sich jeder vierte Bosch-Forscher mit Programmierung aus. Keimzelle der neuen Dienste ist die Bosch Software Innovations GmbH, bis 2015 soll sie ihre Mitarbeiterzahl von 450 auf 1000 steigern. Ende 2012 will Bosch weltweit rund 43 000 Forscher und Entwickler beschäftigten, darunter 26 600 in Europa. Das größte Entwicklungszentrum mit 8000 Forschern im Dezember sitzt in Indien.

Herstellung von Solarzellen soll billiger werden

Während die Ausgaben für Forschung steigen, denkt Fehrenbach bei der verlustreichen Solarsparte ans Sparen. Wegen des massiven Preisverfalls bei Solarzellen hat Bosch bis heute fast eine Milliarde Euro abgeschrieben, hinzu kamen rund 300 Millionen Verluste.

Zwar ist die entsprechende Fabrik in Thüringen ausgelastet und hat ihren Absatz zuletzt gesteigert – das reicht aber bei weitem nicht, um Preisreduzierungen von 40 Prozent aufzuwiegen. Nun sollen die Produktionskosten deutlich sinken, kündigte Fehrenbach an, zugleich soll der Wirkungsgrad in neuen, ausgereifteren Solarzellen steigen.

Spätestens in fünf Jahren erwartet er in dem Geschäftsfeld Gewinne, „eine dauerhafte Quersubventionierung aus anderen Firmenteilen wird es nicht geben“, betonte der Bosch-Chef. Dazu gehörten aber auch verlässliche politische Rahmenbedingungen. In dem Zusammenhang kritisierte Fehrenbach geplante Einschnitte bei der sogenannten Einspeisevergütung für die Fotovoltaik: „So wird die Zukunft einer zukunftsträchtigen Branche bedroht.“

„Gegenseitige Zulieferungen wird es sicherlich weiterhin geben“

In diesem Jahr will sich Bosch klar darüber werden, „welche Technologiesprünge möglich sind und welche Kostenvorteile sich erzielen lassen“. Ebenfalls 2012 stehen die Entscheidungen über den aufgeschobenen Bau einer Solarfabrik in Malaysia sowie die künftige Ausrichtung von SB-Limotive an.

In dem Joint Venture entwickelt und vertreibt Bosch gemeinsam mit Samsung Akkus für Elektrofahrzeuge, zuletzt haben sich die Partner allerdings über die Strategie gestritten. Ob man sich deswegen komplett trenne, sei noch nicht entschieden, sagte Bohr, „gegenseitige Zulieferungen wird es sicherlich weiterhin geben“. Seitens der Autohersteller gebe es allerdings den eindeutigen Wunsch „nach einem europäischen Batteriezellen-Lieferanten“, um von Asien unabhängiger zu werden.

In diesem Jahr wächst die Beschäftigtenzahl vor allem in Asien

Bosch hingegen wird von dem Kontinent abhängiger – von derzeit 23 soll der Umsatzanteil langfristig auf 30 Prozent steigen. Allein in China und Indien stellt Bosch dieses Jahr 5000 Hochschulabsolventen ein, vom Zuwachs auf weltweit 315.000 Beschäftigte bis Jahresende profitiert vor allem Asien. In Deutschland soll die Mitarbeiterzahl laut Fehrenbach leicht zunehmen.

Für 2012 erwartet er drei bis fünf Prozent mehr Umsatz und ein besseres Ergebnis als im Vorjahr. „Allerdings wird es angesichts der weiterhin hohen Rohstoffpreise und der hohen Vorleistungen in neue Geschäftsfelder schwierig sein, unsere Zielrendite von 7 bis 8 Prozent vom Umsatz bereits in diesem Jahr wieder zu erreichen“, räumte Fehrenbach ein. Das hat Bosch zuletzt 2010 geschafft, 2011 lag die Rendite knapp über 5 Prozent.