Das Porsche-Logo: Einen Porsche kauft man wegen seines Mythos, meint Betriebsratschef Uwe Hück. Dazu gehöre auch das Garagenfeeling in der Zuffenhausener Montage und Sattlerei. Foto: AP

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück rechnet mit deutlich mehr Arbeitsplätzen im Stammwerk.

2011 hat Porsche nicht nur mehr Autos verkauft, sondern auch sein Stuttgarter Werksgelände deutlich erweitert. Für Betriebsratschef Uwe Hück kein Grund zum Ausruhen: Er kämpft zunächst für einen Rekordbonus für die Belegschaft – und langfristig für deutlich mehr Jobs und eine höhere Produktion vor Ort.

Herr Hück, 2011 feiert Porsche einen Absatzrekord. Inwiefern profitieren davon die Beschäftigten?
Die Menschen haben enorme Leistung gebracht, deshalb muss auch die Sonderzahlung für 2011 enorm sein. Erste Diskussionen darüber wird es im Januar geben, ich habe den Vorstand aber schon darauf vorbereitet, dass es nur eine Zahlung geben kann, die das abbildet, was die Menschen geleistet haben. Die Belegschaft hat sich einen Rekordbonus verdient.

Steigt mit den Wachstumsraten nicht auch der Druck in der Produktion?
Wachstum hat immer etwas mit Schweiß zu tun. Wir wollten, dass am Standort mehr Fahrzeuge gebaut werden, und dafür haben wir auch etwas bekommen: Die Ausbildungszahlen werden um 50 Prozent erhöht, zusätzlich bauen wir ein doppelt so großes Ausbildungszentrum. 200 befristet angestellte Beschäftigte in der Produktion bekommen in diesen Tagen unbefristete Verträge. Im September wurde eine neue Lackiererei für 200 Millionen Euro eingeweiht, in die alte zieht demnächst die Montage für den Supersportwagen 918 Spyder ein. 2011 hat sich unser Werksgelände auf 460.000 Quadratmeter fast verdoppelt. Durch das extreme Wachstum sind zusätzliche Parkplätze nötig, die Kantine wird erweitert, ebenso die Selbstbedienungsläden. Im Januar beginnt nun die Auseinandersetzung darüber, wie viele Fahrzeuge einmal hier gebaut werden.

Sie haben einmal gesagt, bis 2018 könnten Sie sich 60.000 Neuwagen aus Zuffenhausen vorstellen, das entspricht rund 270 am Tag. Wo steht der Standort aktuell?
Wir sind gerade bei 162 am Tag angekommen, also knapp 36.000 im Jahr. 38.000 waren es schon einmal, das wollen wir 2012 überbieten. Natürlich geht das nicht ohne Investitionen in die Infrastruktur, in Montage und Logistik, ich setze mich aber nach wie vor dafür ein, dass der Standort komplett ausgelastet wird. Mit Produktivität und Flexibilität möchten wir den Arbeitgeber davon überzeugen.

Das klingt, als würde der Vorstand lieber woanders mehr produzieren, vielleicht sogar in Werken von VW?
Es gibt Fabriken, die womöglich in Zukunft nicht komplett ausgelastet sind. Meiner Ansicht nach muss Porsche aber zwingend bei Porsche gebaut werden.

Sie setzen sich schon lange für eine dritte Sportwagenreihe ein, die dann auch in Zuffenhausen gebaut werden soll. Im Gespräch ist ein neues Einstiegsmodell unterhalb des Boxsters. Werden Sie vom Vorstand erhört?
Bisher ist noch keine Entscheidung gefallen. Ich versuche aber in der Tat im Konzern durchzusetzen, dass der Standort Stuttgart wichtiger wird. Mit dem kleinen Geländewagen Cajun startet 2013 die fünfte Baureihe in Leipzig, sechs bis sieben kann sich Porsche-Chef Matthias Müller vorstellen, um 2018 200.000 Fahrzeuge jährlich zu verkaufen. Nach sieben Jahren wird ein Modell in der Regel vom nächsten abgelöst, Porsche könnte also jedes Jahr eine Neuheit bringen und sein Entwicklungszentrum in Weissach optimal auslasten. Ein neues Einstiegsmodell unterhalb des Boxsters macht durchaus Sinn. Ob das finanziell vertretbar ist, darüber beraten die Fachleute noch. 2014 ist aus heutiger Sicht das erste Jahr ohne ein neues Modell, die Entscheidung muss also bald fallen. Dass ich mich im Wettbewerb mit den Fabriken im VW-Verbund bereits heute dafür stark mache, ein zusätzliches Modell nach Stuttgart zu holen, ist doch klar. Für eine zusätzliche Baureihe sollte in Zuffenhausen investiert werden, da Porsche mit diesem Standort groß geworden ist.

Gibt es dafür überhaupt genug Platz oder sind weitere Zukäufe nötig?
Wir haben unser Werksgelände bereits fast verdoppelt. Platz ist also genug da.

Wegen der hohen Nachfrage nach dem Geländewagen Cayenne und der Limousine Panamera startet 2012 in Leipzig eine dritte Schicht. Ist so etwas auch in Zuffenhausen vorstellbar?
Die Nachtschicht in Leipzig wurde von der Arbeitnehmerseite angeregt, weil wir nicht wollten, dass die Beschäftigten in zwei Schichten je knapp neun Stunden arbeiten und Samstag Regelarbeitstag ist. In Zuffenhausen fahren wir erst Nachtschichten, wenn das Sinn macht, also wenn wir am Standort täglich 200 Fahrzeuge und mehr bauen. Wir haben eine neue Lackiererei, die knapp 200 Fahrzeuge im Zweischichtbetrieb schafft, was wir jetzt brauchen ist ein neuer Rohbau. Das wird der nächste Kampf mit dem Vorstand. Wir Betriebsräte sind überzeugt davon, dass der jetzige Rohbau in ein paar Jahren zu klein wird, deshalb fange ich jetzt an, dafür zu kämpfen.