Das Garagensystem sortiert die Autos vollkommen selbstständig ein und braucht keine Zufahrts­wege. Foto: Peick

Die Firma Peick aus Marbach-Rielingshausen im Kreis Ludwigsburg hat ein System im Portfolio, das Autos auf Knopfdruck zu ihrem Platz befördert – oder wahlweise auch Yachten. Im Wohnkomplex Cloud No7 beim Stuttgarter Milaneo funktioniert das schon.

Die Zukunft des Parkens könnte weit draußen vor den Toren Stuttgarts liegen. Hier, im Gewerbegebiet des Marbacher Stadtteils Rielingshausen tüftelt die Firma Peick an einem System, das Autos vollautomatisch zu ihren Stellflächen hievt. Sollte sich die Technik durchsetzen, wären die Zeiten perdu, in denen man sich über rücksichtslose oder ungeschickte Mitmenschen ärgern müsste, die mit einem fahrbaren Untersatz zwei Plätze blockieren. Oder das Navigieren durch viel zu enge Passagen auf dem Weg zur Minilücke? Auch kein Thema mehr, das übernimmt die Maschine.

 

Die Peick-Geschäftsführer Patrick Scafes und Frank Peick sind davon überzeugt, dass es so kommt und Parkhäuser solchen Typs perspektivisch Fuß fassen. Und zwar aus sehr pragmatischen Gründen. „Wir merken, dass in den Städten immer mehr Platzmangel herrscht“, erklärt Scafes. Gleichzeitig wolle der Staat den Wohnungsbau forcieren, wobei wiederum eine bestimmte Zahl an Stellflächen nachgewiesen werden müsse. Die Lösung für diese Quadratur des Kreises sehen die Peick-Chefs, zu denen auch Sandra Peick gehört, darin, so platzsparend wie möglich Parkhäuser zu errichten – weshalb die Idee für die vollautomatischen Konstruktionen entstand.

Zugute kam dem Unternehmen dabei, dass es mit dieser Technik im Grundsatz ohnehin aus dem Effeff vertraut ist, hat sich die Firma doch auf Fördersysteme spezialisiert, mit denen bei Kunden wie Siemens oder AMG einzelne Komponenten von A nach B verfrachtet werden können. „Für uns ist das nichts anderes als Lagertechnik“, sagt Scafes. Selbst wenn dabei eine fahrtüchtige Karosse und nicht bloß ein bestimmtes Bauteil in ein Regal einsortiert werden müsse.

Ein erstes Referenzmodell ist der Wohnkomplex Cloud No7 beim Stuttgarter Einkaufszentrum Milaneo. Dort hat Peick das Prinzip in der Praxis anwenden können und damit im Vergleich zu einem konventionellen Parkhaus 30 bis 40 Prozent mehr Kapazitäten geschaffen, wie Scafes sagt. „Wir haben keine Auffahrrampen, wir brauchen keine Fahrgassen“, erklärt der 30-Jährige. Der Kunde muss sein Auto lediglich auf einer Rampe abstellen, kann dann aussteigen und den Raum verlassen. Um sein Fahrzeug kümmert sich das Fördersystem, respektive ein Computer. Scafes nennt das fachlich-nüchtern den „Einlagervorgang“.

Ein Extrazuckerl gibt es für E-Mobilisten. „Auf Anforderung kommt eine explizite E-Park-Palette angefahren, die seitlich Lademuffen hat“, erläutert er. Das Auto könne also direkt eingesteckt werden, werde anschließend zu einem Stellplatz mit Andockmöglichkeit manövriert und automatisch mit Strom betankt.

Mehr Kapazitäten auf der gleichen Fläche

Jetzt könnte man meinen, dass dahinter relativ langwierige Prozeduren stehen, die die Nerven unter Druck stehender Nutzer vielleicht überstrapazieren. Pustekuchen, sagt Frank Peick. „Wenn man die Zeit stoppen würde, bis wann man wieder draußen ist, ist man mit dem Modell wesentlich schneller“, versichert er. Wenn der Autofahrer womöglich einen anderen Eindruck habe, dann rühre das daher, dass für den Menschen beim Warten gefühlt die Zeit langsamer voranschreite. Wenn man so will, ist das Parkhaus unter dem Cloud No7 die Luxusvariante, die Peick in petto hat. Es geht, je nach Gusto, auch kleiner und einfacher. Ein Simulationsobjekt mit sieben Plätzen wird bald am Firmensitz in Rielingshausen zu begutachten und von den Mitarbeitern zu nutzen sein. Im Sommer soll der sogenannte Autosorter installiert sein, den Peick in Rumänien bereits in unterschiedlicher Aufmachung verwirklicht hat. Das Auto wird hier geradeaus eingeparkt und abgestellt. In der Folge transportiert das System den Wagen nach dem Zauberwürfelprinzip an die vorgesehene freie Stelle, schon kann der nächste Gast einfahren.

Anschauungsunterricht auf dem Firmengelände

Private Bauherren und Kommunen zeigen Interesse

Bei dem Demonstrationsobjekt in Rielingshausen werden die Autos auf zwei Ebenen verteilt. Das Modell lasse sich aber beliebig erweitern, sagt Scafes. „Für uns ist das Standbein Parksysteme ein großes Thema. Anfragen dazu kommen von privater Seite und von Kommunen“, betont er. Denn wo sonst nur fünf Wagen Platz fänden, wären es mit zwei Etagen bei dem Autosorter schon neun. Die Geschäftsführer könnten sich vorstellen, dass solche Modelle zum Beispiel bei der Gartenschau in Marbach im Jahr 2033 zum Einsatz kommen. Zumal sie mit relativ überschaubarem Aufwand für vergleichsweise wenig Geld auf- und abgebaut werden könnten.

Pionier für Jachtparkhäuser

Über die automatischen Fördersysteme von Peick lassen sich aber nicht nur Autos, sondern sogar Boote verstauen. So hat das Unternehmen das erste Yachtparkhaus der Welt konzipiert, das 2024 am Zürichsee in Betrieb gehen soll. Gespräche über ähnliche Projekte für Miami oder am Vierwaldstätter See sind am Laufen. Das Ausgangsproblem ist hier das gleiche: „Es gibt einen Mangel an Stellplätzen“, sagt Scafes.

Auf die Präzision kommt es an

Fördertechnik
Die Firma Peick aus Marbach-Rielingshausen ist im Bereich der Fördertechnik zuhause, bietet Systeme an, mit denen einzelne Komponenten, zum Beispiel für den Autobau, in den jeweiligen Werken von A nach B transportiert werden können. Dabei kommt es auf höchste Präzision an, damit einzelne Teile nicht etwa im falschen Regal landen. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in Winnenden (Rems-Murr-Kreis), 2018 erfolgte der Umzug nach Rielingshausen.

Automatisierung
Weitere Standorte sind in Saarbrücken und in Rumänien. Insgesamt beschäftigt Peick rund 60 Mitarbeiter. Die Firma agiert weltweit, zu den Kunden zählen BMW und VW, aber auch ein Krankenhaus im australischen Perth. Seit einigen Jahren beschäftigt sich das Team mit vollautomatischen Parksystemen, baut dabei auf das Knowhow aus der Fördertechnik.