Die Otto Group zieht Konsequenzen aus der wirtschaftlichen Talfahrt und schließt alle Mytoys-Filialen. Foto: dpa/Jörg Carstensen

Bis Februar 2024 schließen alle 19 Filialen des Spielwarenanbieters – auch der erst kürzlich eröffnete Laden im Stuttgarter Milaneo. Rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bangen nun deutschlandweit um ihre Zukunft.

Der Schock sitzt bei den rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Mytoys noch immer tief. Am 3. März haben sie erfahren, dass alle 19 Filialen des Unternehmens bis spätestens Februar 2024 geschlossen werden. „Das kam aus dem Nichts. Wir hatten überhaupt keine Vorahnung, dass es soweit kommen wird“, zeigt sich eine Mytoys-Mitarbeiterin gegenüber unserer Zeitung überrascht und enttäuscht.

Auch in Stuttgart gibt es eine Filiale, die sogar erst einen Tag vor der internen Schocknachricht im Milaneo eröffnet wurde. Der Milaneo-Centermanager Dirk Keuthen bedauert die Entwicklung bei Mytoys. In den ersten Tagen nach der Eröffnung sei die etwa 700 Quadratmeter große Fläche von den Kunden sehr gut angenommen worden. „Für uns ist Mytoys ein wichtiger strategischer Partner. Spielwaren sind eine wichtige Branche für uns, die wir hier unbedingt brauchen.“

Der Mietvertrag mit Mytoys sei „sehr langfristig“ abgeschlossen worden. Wie es nun weitergehe, könne er noch nicht sagen, erklärt Keuthen. „Ich werde mich auf jeden Fall mit den Verantwortlichen in Verbindung setzen.“ Es werde sicherlich ein paar Wochen dauern, bis man Klarheit habe, wie es weitergehen werde. Aber Erfahrungswerte bei ähnlichen Prozessen hätten immer wieder gezeigt, dass man am Ende eine Lösung finde, mit der alle leben können. Ob es auch für die rund 800 Mytoys-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter noch ein gutes Ende nehmen wird, ist derzeit unklar. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, heißt es in der Mitarbeiterschaft. „Vielleicht haben wir Glück und werden von einem anderen Anbieter übernommen. Ich würde mir das für alle meine Kolleginnen und Kollegen wünschen. Wir sind wie eine große Familie“, sagt eine Betroffene. Die acht Beschäftigten, die in Stuttgart tätig sind, waren erst kürzlich aus der Filiale an der Königstraße ins Milaneo gezogen. Mitte Januar wurde das Geschäft auf der Stuttgarter Einkaufsmeile geschlossen, das dort elf Jahre lang zu finden war. Mit über 15 000 Artikeln aus den Bereichen Spielwaren, Kindermode und Baby wurde damals geworben.

Mytoys soll es nur noch im Internet geben

Mytoys ist die Berliner Tochter des Handels- und Dienstleistungsunternehmens Otto Group. Dort heißt es: „Wir haben entschieden, die Marke Mytoys künftig ausschließlich auf der Plattform Otto anzubieten.“ Im wettbewerbsintensiven und margenschwachen Spielzeugmarkt sei das bisherige monothematische Multi-ChannelKonzept nicht weiter erfolgreich umzusetzen. Sebastian Klauke, Konzern-Vorstand E-Commerce, Technologie, Business Intelligence und Corporate Ventures der Otto Group: „Natürlich ist uns diese Entscheidung äußerst schwer gefallen. Mit Blick auf das über Jahre defizitäre Geschäftsmodell blieb uns jedoch auch nach intensiver Prüfung keine andere Alternative. Gleichzeitig glauben wir an die Marke Mytoys und wollen dem Segment Spielwaren eine neue, attraktive Bühne auf otto.de bieten.“

Auch Spielwaren Reiterle musste schließen

Mit der bevorstehenden Schließung der Mytoys-Filiale verliert Stuttgart den nächsten Spielwarenladen. Seit 30. November vergangenen Jahres ist auch die Firma „Reiterle – Spielwaren seit 1833“ (ehemals Spielwaren Kurtz) nicht mehr geöffnet. Die Gründe hierfür seien vielschichtig, sagte Inhaber Bernd Stocker unserer Zeitung: „Die veränderten Konsumgewohnheiten nach zwei Jahren Pandemie, die seit Februar 2022 alles überlagernde Kriegssituation in der Ukraine, sowie die daraus resultierende Energiekrise und Inflation in Deutschland führen dazu, dass wir unsere Umsatzziele nicht erreichen. Gleichzeitig sind wir von erheblichen Kostensteigerungen betroffen, die einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb unmöglich machen.“