Der Verkehr im Schönbuchtunnel fließt zurzeit nur auf einer Spur in Richtung Stuttgart Foto: factum/Granville

Die Sanierung des Schönbuchtunnels liegt nicht mehr ganz im Zeitplan. Defekte Löschwasserleitungen und ein harter Winter führen wohl zu einer etwa vierwöchigen Verzögerung und zu höheren Kosten. Im April 2016 sollen die Arbeiten aber beendet sein.

Herrenberg - Es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, man versteht kaum sein eigenes Wort. Fast keiner der zehn Arbeiter von der Baufirma Leonhard Weiss trägt einen Gehörschutz, weil er sonst wie ein Autist vor sich hinwerkeln würde. Auch der Bauleiter Rolf Huber trägt an diesem Vormittag keine Ohrstöpsel, als er die Baustelle im Schönbuchtunnel auf der A 81 bei Herrenberg inspiziert.

Seit Ende März 2014 laufen dort die Sanierungsarbeiten in den beiden 626 Meter langen Röhren. „Wir sind nicht mehr ganz im Zeitplan“, sagt der 52 Jahre alte Bauingenieur, der beim Regierungspräsidium Stuttgart angestellt ist. Ursprünglich sollte das aus dem Jahr 1978 stammende Tunnelbauwerk im nächsten März wieder für den Verkehr freigegeben werden. Nun könne es aber durchaus April werden. Außerdem seien höhere Kosten zu erwarten. Statt der veranschlagten 23,8 Millionen Euro könne man von zwei Millionen Euro mehr ausgehen.

Löschwasserentnahmestellen defekt

„Eine Kostenüberschreitung von nur zehn bis 15 Prozent wäre ein Erfolg“, meint Huber. Schuld daran sei zum einen der sehr kalte Winter. An manchen Tagen ging die Arbeit nur langsam vornan, bisweilen sei auch eine kleine Pause eingelegt worden. Zum anderen waren die Arbeiter auf Überraschungen gestoßen. Keine der acht alten Löschwasserentnahmestellen habe mehr funktioniert, berichtet Huber.

Lediglich die im Boden installierten Hydranten seien intakt gewesen. „Wir mussten ein Rohrleitungsprovisorium schaffen“, sagt Huber. Das allein habe 700 000 Euro gekostet. Schließlich muss der Tunnel auch während der Bauphase für den Brandfall ausgerüstet sein.

Zudem waren die Gitter an den Eingangsportalen stark verrostet, sodass sie außerplanmäßig ersetzt werden mussten. Die Arbeiter sind momentan dabei, auf einer Seite der Oströhre die Eisengitter für die 1,30 Meter breiten Notgehwege zu verlegen, auf die später Beton gegossen wird. „Unser Zeitplan ist recht sportlich“, erklärt Andreas Bagg, der Polier der Baufirma. Am 6. September sei die Übergabe an die Firma OSMO Anlagenbau, die für die Tunneltechnik und die Verkabelung zuständig ist.

Ausgeklügelte Beleuchtung

Die 14 Meter breiten und elf Meter hohen Röhren werden mit Notrufanlagen, insgesamt 28 Feuerlöschern und einer ausgeklügelten Beleuchtung und Belüftung ausgestattet. Die Lichtverhältnisse vor den Portalen werden im Inneren angepasst. „Zunächst ist es im Eingangsbereich etwa genauso hell, Im Inneren des Tunnels erst wird es dann etwas dunkler“, erläutert Huber, „damit der Lichtkontrast zwischen Innen und Außen aufgefangen wird.“ Und je nach den Abgasen setzen sich die insgesamt acht Ventilatoren in Gang – doppelt so viele und doppelt so starke als jetzt. Auch steht nun mehr Löschwasser zur Verfügung, „sodass die Ausstattung den neuesten Anforderungen entspricht“, sagt Huber. Die Kosten für die aufwendige Technik schlagen mit mehr als acht Millionen Euro zu Buche.

Mitte oder Ende November soll die Tunneltechnik überprüft werden. Dafür muss jeweils eine Röhre geschlossen werden. Der Check ist an einem verlängerten Wochenende geplant, von Freitag bis Montag. „Falls nötig, werden die Kontrollen auch länger dauern, aber höchstens bis zum Mittwoch“, sagt der Bauleiter. Spätestens danach beginnt der Endspurt.

Während der letzten Bauphase wird auf der anderen Seite der Oströhre ebenfalls ein Notgehweg gebaut. Der Verkehr fließt dann über eine neue Spur auf dem jetzigen Baufeld. Später sollen die Fahrbahnen jeweils 3,50 Meter breit sein, daneben verläuft ein 2,70 Meter breiter Standstreifen. Die beiden Röhren sind in der Mitte mit einem Querstollen verbunden, der durch Türen rauchsicher gemacht wird und im Brandfall als Zuflucht dienen kann.