Diether F. Domes malt spontan und improvisiert gern. Foto: Martin Bernklau

In der Kunst-Raum-Akademie zeigt Diether F. Domes seine Zeichnungen aus jüngster Zeit.

Stuttgart-Plieningen - Das Fragezeichen fehlt. Das ist eine Ansage. „Zeichnen: Was sonst...“ hat Diether F. Domes gemeinsam mit der Kunstreferentin Ilonka Czerny seine Ausstellung überschrieben, die am Montagabend in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart eröffnet wurde. Diether F. Domes hat sein langes Künstlerleben auch stark in den Dienst der kirchlich-sakralen Kunst und katholischer Künstler-Vereinigungen gestellt. Man kennt sich. Man ist per Du. Deshalb hielt Michael Kessler, der Vorsitzende des Diözesan-Kunstvereins, auch die Rede zur Vernissage – in einer ganz eigenen Metaphern-Kunst parallel zum Bildhaften der Ausstellung.

Launig vertraut plaudernd – über das F in der Namensmitte etwa oder die denkbaren kulinarischen Vorlieben zwischen rustikal und gourmand – hatte zuvor Ilonka Czerny im Kreis der vielen Gäste den Künstler und die Cellistin Ulrike Eickenbusch begrüßt, die mit einer Improvisation und solistischen Miniaturen von Luciano Berio und György Kurtág die Eröffnung in gewohnt moderner Musik-Art umrahmte.

Souveränität und Erfahrung

Für ihn ist das Zeichnen Grundlage und Voraussetzung aller anderen Sparten des Bildnerischen. Diether F. Domes kam 1939 im damaligen nordmährischen Witteschau zur Welt. Daher rührt auch seine enge Beziehung zum Sudetischen. In der Staatlichen Fachschule von Hadamar im Westerwald erlernte er die Grundlagen der Glaskunst, die er dann an der Werkkunstschule Kassel und an der Karlsruher Kunstakademie ausbaute, um Meisterschüler bei Georg Meistermann zu werden, dem Maler, Künstlerbunds-Präsidenten und Doyen der Glaskunst. Er blieb im Südwesten. Seit 1966 ist Domes freischaffender Künstler. In Eriskirch am Bodensee hat er sein Atelier. Er reist aber auch gerne. Vielleicht ist der Vielseitige mit seinen Glasfenstern am bekanntesten geworden, doch er gewann zum Beispiel auch den Wettbewerb für die Gestaltung der Paramente, also der liturgischen Textilien für die wiedererstandene Dresdner Frauenkirche, schuf Skulpturen und Gemälde.

Gern gibt Domes Auskunft über eine besondere Art seines Zeichnens. Mit Musikern verschiedenster Instrumente fertigt er, am liebsten in Bewegung, am liebsten in Kirchenräumen, spontan improvisierte Skizzen und lässt umgekehrt zum schnellen Entstehen seiner Zeichnungen Musiker improvisieren. Ein Teil der ausgestellten Arbeiten ist eine Art Zyklus zu Motiven von der Ostsee, vom Seebad Prerow, dem Fischland und Stralsund: Gebäude, Landschaften, Stillleben schon ganz nah an der Abstraktion. Domes benutzt Kohle, Kreide und Grafit fürs Flächige, den Bleistift und die feine Feder mit Tusche für zarte, manchmal nervös wirkende Linien und Gespinste, dazu breite Buntstifte für die sparsam verwendete Farbe. Manchmal erscheint Schrift im Bild, zuweilen bringen die Titel Verblüffung oder einen besonderen Witz in die Kompositionen: Verrätseltes wie „Heideggers letzte Heiterkeit“ oder „Metamorphose“, klare Ansagen wie „Boddenmöwe“ oder Verspieltes wie „Bela Bartok, Pianokonzert“. Souveränität und Erfahrung von Diether F. Domes drücken sich schon in der Linienführung im Verhältnis zu flächigen Elementen und einer intuitiv ausbalancierten Komposition aus, die auch die Leere auf dem Papier nicht scheut.

Am Ende löste sich auch die kulinarische Spannung. Diether F. Domes bevorzugt die rustikale Richtung, ein bescheiden kirchlich-katholischer Zug vielleicht: Es gab gepellte Kartoffeln mit Kräuterquark.