Mit dem Skalpell gemalt: Katharina Hinsberg, „Divis“ Foto: privat

Katharina Hinsberg und Beate Terfloth stellen gemeinsam in der Galerie Edith Wahlandt ihre Kunstwerke aus. Beide Künstlerinnen, so die Galeristin, „zählen zu den wichtigsten Zeichnerinnen der Gegenwart“.

S-West - Inspirationen aus Peking und Experimente entlang der Linie präsentieren die beiden Künstlerinnen Katharina Hinsberg und Beate Terfloth, die gemeinsam eine Ausstellung in der Galerie Edith Wahlandt bestreiten. Vernissage ist am Samstag, 26. September, 11 Uhr am diesjährigen Art-Alarm-Wochenende. Beide Künstlerinnen, so die Galeristin, „zählen zu den wichtigsten Zeichnerinnen der Gegenwart, die konsequent und mit unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen die Möglichkeiten und Grenzen der Zeichnung befragen und neue Wege aufzeigen“. Die Linie werde „zu einem Medium der Raumerkundung und der Transformation“. Der Fokus liege dabei nicht beim fertigen Werk, sondern die Prozesshaftigkeit des künstlerischen Handelns.

Der Prozess des Zeichnens

Im Mittelpunkt der Galeriepräsentation steht der Werkkomplex „Die Reise nach Osten“ von Beate Terfloth: Pinselzeichnungen, Bücher und Leporellos entstanden 2014 während eines zweimonatigen Aufenthaltes in Peking. In den Arbeiten „zeichnet sich die Linie durch ihre größte Einfachheit und geistige Konzentration aus“, so Edith Wahlandt. Dass im Prozess des Zeichnens die intuitive Geste mit reflektierten Setzungen zusammengeführt wird, zeigten besonders die ausgestellten Bücher: „Seite für Seite transformieren fließende, steigende und an Landschaftsformationen erinnernde Linien die Bildfläche in einen Ort, an dem Wandlung als fortlaufender Prozess von Wachsen und Verflüchtigen visuell nachvollziehbar wird, vor allem auch durch die Abfolge der transparenten Papierseiten“, erklärt Wahlandt.

Während Beate Terfloth Linien oftmals aus einem gesehenen Zusammenhang übersetze, entwickele Katharina Hinsberg in der gezeigten Werkgruppe „Ajouré“ den Verlauf einer Linie, indem sie auf dem Blatt Papier ein Schnittloch neben das andere setzt, so die Galeristin. Im Fortgang des Schneidens eigne sich die Linie zunehmend den Blattraum an, verdichte sich und ende eingedreht in sich selbst. Auf ihrem Weg verändert sie ihre Richtung. „Hinsberg baut dabei ein Liniengefüge auf, das räumliche Dimensionen auslotet und grundrissartige Szenerien entdecken lässt.“

Bis 21. November zu sehen

Artikulationsmöglichkeiten zwischen Linie, Fläche und Raum untersucht Hinsberg auch in ihrer Werkreihe „Divis“. Mit dem Skalpell schneidet sie einen quadratischen weißen Rahmen, in dem sich ein geschnittenes rotes Liniengebilde ausbreitet. „Die Zweidimensionalität, die der Kunst auf Papier gerne zugeschrieben wird, erweitert sich in Hinsbergs Werken auf eine ebenso systematische wie lebendige Weise ins Dreidimensionale – und damit hinein in den Erfahrungsraum des Betrachters“, schreibt der Berliner Kurator Andreas Schalhorn, der bei der Eröffnung in die Werke der Künstlerinnen einführen wird. Die Ausstellung wird im Rahmen des 16. Stuttgarter Galerienrundgangs Art-Alarm am 26. und 27. September gezeigt und ist im Anschluss noch bis zum 21. November in der Hölderlinstraße 55 zu sehen.